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Religion verursacht Zweifel an paraguayischer Truppenstationierung in den Irak

Von Richard Ferreira

Die Aufforderung, paraguayische Truppen in den Irak zu schicken, bringt die Regierung angesichts des offenen Drucks der Vereinigten Staaten in eine unbequeme Situation. Präsident Nicanor Duarte Frutos zeigt sich unentschlossen und seine engen Berater lassen verlauten, er fürchte vor allem, die Verantwortung für mögliche Todesopfer unter paraguayischen Soldaten in einer immer noch gefährlichen Region auf sich zu nehmen. Das Unbehagen des Präsidenten gründet sich zudem auf den religiösen Glauben, für den er zusammen mit seiner ganzen Familie eintritt und welcher dadurch charakterisiert ist, dass er alle Formen der Gewalt und des Waffendienstes ablehnt.

Derzeit zielt die präsidiale Strategie darauf, diese Debatte im politischen Raum außerhalb der Exekutive zu halten, besonders im Kongress. Als einzige Regierungsautorität hat sich bisher Verteidigungsminister Carlos Romero Pereira über die Sache geäußert. Er erklärte, für die Entsendung von Truppen zu sein, stellte aber zugleich klar, das sei seine persönliche Meinung.

MENNONITEN: Duarte Frutos erwähnte wiederholt seinen Glauben an Gott. Seine Berater und Freunde versichern, die Religiosität des Präsidenten sei wohl gegründet. Duarte Frutos besucht schon seit einiger Zeit die RAICES (“Wurzeln”) Gemeinde der Mennonitenbrüdergemeinde, obwohl er bisher nicht getauft wurde. Motiviert wurde er zum Besuch dieser Gemeinde durch seine Frau Gloria Penayo, die ebenso wie einer der Söhne des Ehepaares ein getauftes Glied dieser Gemeinde ist. Die First Lady war die Pionierin der Präsidentenfamilie. Sie war auch eine der Gründungsmitglieder der RAICES, die als Tochtergemeinde der zentralen Concordia Gemeinde gilt. Seine engsten Mitarbeiter im Regierungspalast gehören ebenfalls zur Gemeinde RAICES.

Die Lehre dieser Kirche erwähnt explizit den Gebrauch von Waffen. Einer der ethischen Aspekte verlangt von den Gliedern als persönliches Bekenntnis und in ihren Beziehungen zu anderen: “Die Würde des menschlichen Lebens zu wahren, alle Typen und Formen von Gewalt zu verweigern, seien sie emotional, verbal oder physisch, inklusive den Waffendienst”.

POLITISCHER DRUCK: Wenn auch inoffizell, so wächst doch der US-Druck auf Paraguay, der Aufforderung zur Truppenentsendung zu entsprechen. Die aktive Gegenwart des nordamerikanischen Botschafters John F. Keane war sowohl im Regierungspalast als auch im Kongress zu beobachten. Im Kongress räumte er ein, mit Miguel A. Saguier, dem Präsidenten der Ständigen Komission, über die Truppenstationierung gesprochen zu haben, und er zeigte Interesse an einer öffentlichen Debatte über dieses Thema.


Dieser Artikel erschien am 22.02.2004 in ULTIMA HORA, einer der führenden paraguayischen Tageszeitungen. Wolfgang Krauß übersetzte ihn ins Deutsche. Eine Übersetzung ins Englische nahm H. Wilfried Kaethler vor:


IRAQ: RELIGION CAUSES DOUBTS IN TROOP DEPLOYMENT

Richard Ferreira

The request to send Paraguayan troops to Iraq is generating an uncomfortable situation for the Government in the midst of undisguised United States pressure. President Nicanor Duarte Frutos is demonstrating indecisiveness, and his close advisors say that he fears, primarily, being responsible for eventual casualties of Paraguayan soldiers in an area that continues to be dangerous. The President’s discomfort is also based on the religious belief which he espouses together with his whole family, characterized by the rejection of all forms of violence and armed service. For now, the presidential strategy is to leave that discussion in the political sphere outside of the Executive branch, especially in Congress. The only government authority that has spoken about the topic is the Defense Minister Carlos Romero Pereira, who said he was in favor of sendng the troops, but clarified that this was his
personal opinion.

MENNONITES. Duarte Frutos repeatedly mentions his faith in God, and his advisors and friends state that the President’s religiosity is solid. Duarte Frutos has been attending the RAICES (“roots”) church of the Mennonite Brethren for some time already, although he has, as of yet, not been baptized. He started attending, motivated by his wife Gloria Penayo, who is a baptized member of the church, along with one of their sons. The First Lady has been the pioneer of the presidential family. She was also one of the founding members of RAICES, which is considered a “daughter church” of the central Concordia Church. … The doctrine of this church explicitly mentions the use of weapons. One of the ethical aspects, as a personal confession and in relationship to others, requires of its members: “To dignify human life, rejecting all types and forms of violence, be it emotional, verbal or physical, including armed services.”

PRESSURE. Although not officially, the US pressure on Paraguay to accept the request to send troops continues to rise. What has been seen so far is the active presence of the North American ambassador, John F. Keane, in the Government Palace as well as in Congress. At this last venue he admitted discussing the troop deployment with Miguel A. Saguier, president of the Permanent Commission, and he expressed interest in a public debate on the topic.

Veröffentlicht am

11. März 2004

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