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Israels Massenvernichtungswaffen - Aufstieg zur fünftstärksten Nuklearmacht der Welt

Von Jürgen Rose

“Wir haben die Möglichkeit, die Welt mit uns zusammen untergehen zu lassen. Und ich kann Ihnen versichern, dass dies auch geschieht, bevor Israel untergeht.” (Martin von Creveld, Professor für Militärgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, 2003)

Zweifellos stellen Massenvernichtungswaffen eine existenzielle Bedrohung dar. Folgerichtig räumen sowohl die USA als auch die Europäische Union dem Kampf gegen diese Geißel der Menschheit in ihren jeweiligen Sicherheitsstrategien Priorität ein - auf gleicher Stufe mit dem so genannten “Krieg gegen den Terror”. Umso mehr irritiert ein höchst selektiver Umgang mit diesem Gefahrenpotenzial. So finden die jeweils etwa 10.000 Atomsprengköpfe allein in den Arsenalen der USA und Russlands kaum noch Erwähnung, auch wirken die Begriffe “nukleare Rüstungskontrolle und Abrüstung” inzwischen wie anachronistische Relikte längst vergangener Epochen.

Mit den Bemühungen um die Kontrolle chemischer und biologischer Waffen verhält es sich nicht anders, soweit die USA und ihre Verbündeten betroffen sind. Das gilt besonders für den treuesten Alliierten im Nahen Osten. Ungeachtet der Tatsache, dass aus den USA stammende Marschflugkörper so verändert worden seien, dass man sie nun mit Nuklearsprengköpfen versehen und von Bord der aus Deutschland gelieferten U-Boote verschießen könne, betrachte die US-Regierung Israel nicht als Bedrohung, berichtete Anfang des Jahres die renommierte Österreichische Militärische Zeitschrift.

Ganz anders verhält es sich bekanntlich mit den Befunden über tatsächliche und mutmaßliche Arsenale in den Händen so genannter “Schurkenstaaten”, zumal solchen aus dem “islamischen Krisenbogen”. In deren Fall genügt schon der bloße Verdacht, sie strebten nach atomaren, chemischen oder biologischen Waffen, um Militärschläge anzudrohen. Wurde zur Zeit des Kalten Krieges die Sicherheitspolitik noch von der Maxime bestimmt, die Henry Kissinger auf den Punkt brachte: Was zählt, sind Sprengköpfe, nicht Absichten - so gilt in der Ära Bush: Von Bedeutung sind nicht vorhandene Kapazitäten, sondern Unterstellungen und Vermutungen über “das Böse” schlechthin. Die Quintessenz solch manichäischer Politik gipfelt darin, gegen virtuelle Massenvernichtungswaffen einen Präventivkrieg zu entfesseln, die real existierenden aber zu tolerieren, auch wenn diese Potenziale dem Zugriff von Regierungen unterliegen, die kaum durch eine völkerrechtskonforme Außenpolitik beeindrucken. Gerade Israel gibt in dieser Hinsicht Anlass zu Besorgnis, liegt dieser Staat doch im Brennpunkt des Nahost-Konflikts und unterhält eine Militärmacht, die zu den hochgerüstetsten der Welt zählt.

Atomtests in der Negev-Wüste

Aus Gründen der Staatsräson hat Israel die Produktion und den Besitz von Massenvernichtungswaffen zwar niemals offiziell bestätigt und diesbezüglich seine so genannte “Politik der Ambiguität” (Doppeldeutigkeit) verfolgt, doch wurden in den vergangenen Jahrzehnten geheimdienstliche Erkenntnisse bekannt, gab es Indiskretionen von Politikern, Forschungen wissenschaftlicher Institute und nicht zuletzt einen zielgerichteten investigativen Journalismus.

Mittlerweile steht fest: Israel verfügt über ein umfangreiches Atomwaffenpotenzial, das klassische Kernspaltungs-, thermonukleare Fusions- sowie Neutronenwaffen umfasst. Man besitzt schätzungsweise 400 bis 500 Sprengköpfe, deren Detonationskraft bei etwa 50 Megatonnen liegt. Damit sind Atomminen, Artilleriegranaten, Torpedos, Marschflugkörper, Raketen und Flugzeugbomben bestückt. Produziert wird diese geballte Ladung seit 1962 in Dimona, wo sich das “Israelische Kernforschungszentrum” (Kirya LeMechkar Gariini/KAMAG) befindet und in dem mit französischer Hilfe errichteten EL-3 Atomreaktor das zur Nuklearwaffenproduktion benötigte Plutonium hergestellt wird. In Kirya Le Mechkar Gariini stehen Anreicherungsanlagen für waffenfähiges Uran sowie eine unterirdische Wiederaufbereitungsanlage zur Plutoniumextraktion.

Die Konstruktion der Gefechtsköpfe wiederum erfolgt in zwei Laboratorien - im Nuklearforschungszentrum Nachal Schurek (Merkaz Le’mechkar Gariini/MAMAG) und in der “Abteilung 20” der Waffenentwicklungsbehörde (Rashut Le’pituach Emtzaei Lechima/Rafael), montiert werden die Atomsprengsätze in der Nuklearfabrik Jodfat. Mitte der sechziger Jahre gab es mehrfach Nukleartests in der Negev-Wüste nahe der israelisch-ägyptischen Grenze, außerdem gemeinsame Versuche mit Südafrika in der Atmosphäre über dem Indischen Ozean.

Um die Nuklearwaffen zum Einsatz bringen zu können, verfügt die Israeli Defense Force über ein breites Spektrum von Trägersystemen, das die gesamte Triade aus land-, luft- und seegestützten Plattformen umfasst. So dienen amerikanische Artilleriegeschütze (175 mm M-107 und 203 mm M-110) für den Gefechtsfeldeinsatz. Im Kurzstreckenbereich verfügt die Armee seit 1976 über US-Raketenartilleriesysteme des Typs MGM-52 C Lance mit einer Reichweite von rund 130 Kilometern. Über große Distanzen hinweg können dabei unterschiedliche Typen von Boden-Boden-Raketen eingesetzt werden. Die YA-1 Jericho I verfügt über eine Reichweite von 500 Kilometern - die inzwischen weiterentwickelte YA-3 Jericho II kann Distanzen bis zu 1.800 Kilometern überwinden. Dem Vernehmen nach sind ihre Gefechtsköpfe mit einer radargesteuerten Endphasenlenkung nach dem Muster der US-amerikanischen Pershing II ausgestattet.

Darüber hinaus produziert Israel die auf dem Jericho-Typ basierende dreistufige Trägerrakete Shavit, mit der seit 1988 mehrere Ofek-Aufklärungssatelliten auf eine Erdumlaufbahn geschossen wurden. Eine Rakete, die sich mit einem relativ geringen konstruktiven Aufwand zu einer Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von mehr als 7.000 Kilometern aufrüsten lässt.

U-Boote aus Deutschland

Äußerst flexibel können auch israelische Kampfflugzeuge, deren Reichweite sich mittels Luftbetankung nahezu beliebig vergrößern kann, als Trägersysteme für Kernwaffen eingesetzt werden. Von den USA geliefert, konnten diverse Maschinen dank des Einsatzes einer hochentwickelten israelischen Rüstungsindustrie teilweise erheblich an Kampfwert gewinnen - auf die F-16 Fighting Falcon trifft das ebenso zu wie auf die F-15I Ra’am, die bereits 1998 in Dienst gestellt wurde. Letztere hat ohne Luftbetankung einen Einsatzradius von 5.500 Kilometern und ist mit modernsten Navigations- und Zielerfassungssystemen ausgerüstet.

Nuklearwaffenfähige Jagdbomber mit entsprechend zertifizierten Besatzungen sind auf den Fliegerhorsten Tel Nof, Nevatim, Ramon, Ramat-David, Hatzor und Hatzerim stationiert - einige davon mit Kernwaffen aufmunitioniert und rund um die Uhr zum Alarmstart bereit.

Schließlich verfügt seit 2003 auch die israelische Kriegsmarine über die Trägerkapazität zum Nuklearwaffeneinsatz. Als Plattform dienen drei von Deutschland in den Jahren 1999 und 2000 gelieferte Dolphin U-Boote im Gesamtwert von rund 655 Millionen Euro (nahezu komplett vom deutschen Steuerzahler finanziert). Diese sind mit Marschflugkörpern (Bezeichnung Popeye Turbo II beziehungsweise Deliah) bestückt, deren Reichweite - wie es im Mai 2000 einer Testreihe vor der Küste Sri Lanka zu entnehmen war - mindestens 1.500 Kilometer beträgt. Entwickelt wurden diese Marschflugkörper entweder eigenständig von der israelischen Rüstungsindustrie oder dank diskreter ausländischer Assistenz. Mir welchem Nachdruck Israel seine Aufrüstung auf dem maritimen Sektor betreibt, ließ sich dem Jerusalem-Besuch von Verteidigungsminister Struck Anfang des Monats entnehmen, als der Wunsch nach der Lieferung zweier weiterer U-Boote der Klasse 212 A - ausgestattet mit dem weltweit einmaligen Brennstoffzellenantrieb neuester Technologie, die es ermöglicht, wie ein strategisches U-Boot wochenlang ohne Auftauchen zu operieren (!)- laut wurde.

Absturz über Amsterdam

Biologische und chemische Waffen komplettieren Israels Overkill-Potenzial. Aufgrund akribischer Geheimhaltung fließen Informationen darüber nur spärlich, doch heißt es in einem Bericht des Office for Technology Assessment (OTA) - das Institut recherchierte bis 1995 im Auftrag des US-Kongresses - aus dem Jahr 1993, dass “Israel nach allgemeiner Auffassung inoffizielle Potenziale zur chemischen Kriegsführung besitzt” und “ein inoffizielles Programm zur Herstellung von biologischen Waffen durchführt”.

Als gesichert gilt, dass sich in Nes Ziona südlich von Tel Aviv das Institut für Biologische Forschung (IIBR) befindet, dessen Aktionsfeld ein hoher israelischer Geheimdienstmitarbeiter wie folgt beschreibt: “Es gibt wohl keine einzige bekannte oder unbekannte Form chemischer oder biologischer Waffen … die im Institut Nes Ziona nicht erzeugt würde.” Durch den Rückgriff auf Forschungen in Südafrika soll zudem - Gerüchten zufolge - seit Anfang der neunziger Jahre an einer so genannten “Ethno-Bombe” gearbeitet worden sein, bei der versucht wird, Ergebnisse der Genforschung zu nutzen.

Chemische Waffen - unter anderem die Nervengase Tabun, Sarin und VX - werden in einer unterirdischen Produktionsstätte im Nuklearforschungszentrum Dimona hergestellt. Eine indirekte Bestätigung für die Existenz derartiger C-Waffen-Programme lieferte der Absturz einer EL AL-Frachtmaschine auf ein Amsterdamer Wohnviertel am 4. Oktober 1992, bei dem 47 Menschen ums Leben kamen und mehrere hundert sofort oder verzögert an mysteriösen Leiden erkrankten. Ein dazu 1998 veröffentlichter Untersuchungsbericht stellte fest, dass die Maschine Chemikalien an Bord hatte, unter anderem 227,5 Liter Dimethylmethylphosphonate (DMMP), die genügen, um 270 Kilogramm des Nervengases Sarin zu produzieren. Das DMMP war im Übrigen von der Firma Solkatronic Chemicals Inc. aus Morrisville in Pennsylvania geliefert worden - ein Indiz dafür, dass es US-Unternehmen gab, die es verstanden, am Geschäft mit den Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten mehrfach zu verdienen: Durch Lieferungen in den Irak während des ersten Golfkrieges zwischen 1980 und 1988 - und später an die israelische Armee.

Seit 1967 wurden in den Kriegen und Konflikten mit der arabischen Umgebung mehrfach Nuklearschläge in Erwägung gezogen

Parallel zum Aufbau eines Arsenals an Kernwaffen gab es für die israelische Armee über Jahrzehnte hinweg gleichfalls eine Evolution der Einsatzstrategie. Ausgangspunkt aller Optionen war die Überzeugung, nur auf diese Weise würde es möglich sein, einer mutmaßlichen arabischen Bedrohung eine ultimative Abschreckungsmacht entgegenzusetzen. Nuklearwaffen sollten als ultima ratio sicherstellen, dass es nie wieder zu einem Massaker am jüdischen Volk kommen würde. Als symbolische Metapher hierfür diente die sogenannte “Samson-Option”, die sich eines biblischen Mythos bediente. Demzufolge wurde Samson - gefangen nach blutigem Kampf - von den Philistern geblendet und in Dagons Tempel in Gaza öffentlich zur Schau gestellt. Dem Tode nahe bat der Gemarterte seinen Gott, ihm ein letztes Mal Kraft zu geben, und rief: “Ich will sterben mit den Philistern!” Danach konnte Samson die Säulen des Tempels beiseite schieben, woraufhin das Dach einstürzte und alle unter sich begrub. Bezogen auf diesen Mythos des Widerstehens und der Unbesiegbarkeit erhielten Israels Atomraketen den Decknamen “Tempelwaffen”.

Gegen Syrien und Ägypten

Während der vergangen Jahrzehnte gab es vier Situationen, in denen ein Einsatz von Kernwaffen durch die israelische Armee ernsthaft erwogen wurde. Erstmals während des Sechs-Tage-Krieges im Juni 1967, als Atombomben für den Fall in Reserve gehalten wurden, dass ein Erfolg des konventionell geführten Präventivkrieges gegen Ägypten, Jordanien und Syrien ausbleiben sollte.

Während des Oktoberkrieges 1973 wurde ein Schlag mit Nuklearwaffen nicht nur in Betracht gezogen, sondern am 8. Oktober 1973 bereits der Befehl erteilt, 13 Kernwaffen für einen Angriff auf die militärischen Hauptquartiere in Kairo und Damaskus vorzubereiten, nachdem Verteidigungsminister Moshe Dayan einen Zusammenbruch der israelischen Defensivoperationen im damaligen Zweifrontenkrieg prophezeit hatte. Mit dieser nuklearen Mobilmachung gelang es der Regierung unter Premierministerin Golda Meir, die USA erheblich unter Druck zu setzen und massive Nachschublieferungen an Munition und Rüstungsmaterial zu erzwingen. Gleichzeitig schienen die Oberkommandierenden in Ägypten und Syrien von dem drohenden Enthauptungsschlag derart beeindruckt, dass sie ihre Panzerverbände nicht weiter vorrücken ließen. Nachdem Israel daraufhin am 14. Oktober 1973 den atomaren Gefechtsalarm zunächst aufgehoben hatte, wurde er wenige Tage später erneut ausgelöst, nachdem die US-Regierung ihrerseits das Strategische Bomberkommando alarmierte. Die Sowjetunion sollte von einem möglichen Eingreifen zugunsten Syriens und Ägyptens abgehalten werden. Die Lage entspannte sich erst, als ein Waffenstillstand sämtliche Kampfhandlungen beendete.

Ein weiteres Mal war die atomare Option Teil des militärischen Kalküls, als 1982 bei der Invasion im Libanon (“Operation Oranim”) der damalige Verteidigungsminister Ariel Sharon mit dem Gedanken spielte, Syrien mit Kernwaffen anzugreifen. Schließlich kündigte Israels Regierung während des Golfkrieges von 1991 für den Fall eines irakischen Angriffs mit chemischen oder biologischen Waffen einen nuklearen Gegenschlag an.

Wie die Beispiele zeigen, ist das israelische Kernwaffenpotenzial vollends in eine militärische wie auch politische Strategie integriert, die unter der Bezeichnung Nonconventional Compellence (nicht-konventioneller Druck) praktiziert wird. Ex-Premier Shimon Peres - einer der Protagonisten einer Aufrüstung mit Massenvernichtungswaffen - charakterisierte das dem zugrunde liegende strategische Motiv mit den Worten: “Ein überlegenes Waffensystem zu haben, schafft die Möglichkeit, es für die Ausübung von Druck zu nutzen. Das heißt, die andere Seite zu zwingen, Israels Forderungen zu akzeptieren, was wahrscheinlich dazu führt, dass der traditionelle Status quo hingenommen und ein Friedensvertrag unterzeichnet wird.”

Darüber hinaus garantiert das israelische Nuklearpotenzial den uneingeschränkten Beistand des amerikanischen Alliierten und verhindert eine unerwünschte Parteinahme Europas zugunsten der arabisch-palästinensischen Position - getreu der Maxime: “Wenn ihr uns in einer kritischen Situation nicht helfen wollt, werden wir euch veranlassen, uns zu helfen, oder uns gezwungen sehen, unser Potenzial einzusetzen.”

Selbst auf Rom

Aufschlussreich sind in diesem Kontext die Aussagen des israelisch-niederländischen Militärhistorikers Martin van Creveld, eines international bekannten Professors für Militärgeschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem, aus dem vergangenen Jahr. Van Creveld bemerkte in einem Interview mit dem niederländischen Magazin ELSEVIER zu den Plänen der Likud- Regierung, eine unüberwindliche Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland zu errichten, Sharon verfolge in letzter Konsequenz das Ziel, alle Palästinenser aus der dann errichteten “Festung Israel” deportieren zu können. Auf die Frage, ob die Welt eine derartige ethnische Säuberung zulassen würde, meinte van Creveld: “Das liegt daran, wer es tut und wie schnell es geht. Wir haben einige Hunderte von Atomsprengkörpern und Raketen und können sie auf Ziele überall werfen, selbst auf Rom. Bei einem Einsatz von Flugzeugen sind die meisten europäischen Hauptstädte ein Ziel.”

Die Auffassung mag extrem erscheinen, aber da sich die israelische Gesellschaft offenkundig polarisiert, wird der Einfluss der radikalen Rechten stärker. Es ist keineswegs auszuschließen, dass Gush Emunim, einige säkulare rechte Fanatiker oder zu allem entschlossene Generäle die Kontrolle über die israelischen Nuklearwaffen übernehmen.

Europa sollte sich insofern angesichts einer brisanten Zuspitzung des Palästina-Konfliktes weniger über die Bedrohung durch nicht vorhandene oder allenfalls begrenzt einsatzfähige Massenvernichtungswaffen in der islamischen Welt Sorgen machen. Es sollte sich viel mehr mit dem jederzeit einsetzbaren Massenvernichtungspotenzial eines Staates beschäftigen, der in wenigen Jahrzehnten der Weltgemeinschaft permanent bewiesen hat, dass ihm Völkerrecht und Menschenrecht gleichgültig sein können.

Dipl. Päd. Jürgen Rose ist Oberstleutnant der Bundeswehr. Er vertritt in diesem Beitrag nur seine persönlichen Auffassungen.

Israels Atomgeschichte

1948
Während des ersten israelisch-arabischen Krieges erteilt Staatsgründer David Ben Gurion den Auftrag, die Möglichkeiten für ein eigenes Nuklearprogramm auszuloten und in der Negev-Wüste nach Uran-Vorkommen zu suchen.

1952
Der Staat Israel gründet ein “Atomenergiekomitee”.

1957
Geheimvertrag mit der französischen Regierung über den Bau eines Atomreaktors für “militärische Zwecke”.

1958
Baubeginn für das Nuklearzentrum von Dimona, die erforderlichen Uran-Lieferungen kommen aus Südafrika. Schrittweise Inbetriebnahme des Kernreaktors.

1963
Auf Druck von US-Präsident Kennedy sollen amerikanische Inspektionen in Dimona stattfidnen, denen sich Premier Ben Gurion zunächst verweigert hatte. Sein Nachfolger Levy Eschkol genehmigt die Überprüfungen.

1968
Offizielle Mitteilung der CIA an den US-Präsidenten Lyndon B. Johnson: “Israel ist in jedem Sinne des Wortes eine Atommacht.”

1969
Amerikanisch-israelisches Agreement, wonach die USA nicht länger verlangen, dass Israel den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, während sich die Regierung in Tel Aviv verpflichtet, sein Nuklearpotenzial nicht als Druckmittel gegenüber der arabischen Welt zu nutzen.

1973
Während des Oktoberkrieges werden erstmals Teile der israelischen Nuklearstreitmacht in volle Alarmbereitschaft versetzt.

1976
Das Symington Amendment legt fest, dass die USA jedem Land die Militärhilfe entziehen, das nukleare Anlagen oder Technologien für die Anreicherung von Uran einführt oder ausführt. Für Israel bedeutet das: Es kann sich nach wie vor nicht offiziell zur Nuklearmacht erklären.

1987/88
Mit der Entwicklung der Trägerrakete Shavit erwirbt Israel zugleich die Fähigkeit zum Bau von Interkontinentalflugkörpern.

1991
Während des Golfkrieges Anfang 1991 gegen den Irak werden zwölf Raketen des Typs Jericho 2 (Reichweite 1.500 Kilometer) in volle Gefechtsbereitschaft versetzt.

1998
Am 23. Oktober unterschreiben Präsident Clinton und Premierminister Netanyahu in Wye Plantation (USA) ein Memorandum über die Stärkung von Israels Verteidigungs- und Abschreckungspotenzial. Die Formel gilt als offizielle Bestätigung des israelischen “Konzepts der strategischen Abschreckung”.

1999
Die israelische Armee bezieht das erste deutsche U-Boot des Typs Dolphin (israelische Bezeichnung) zum Aufbau seiner “Zweitschlagkapazität”.

Quelle: Freitag. Der Ost-West-Wochenzeitung , 26 vom 18.06.2004 und 27 vom 25.06.2004. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Veröffentlicht am

26. Juni 2004

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