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Bombardiert wurde die Allianz Blairs mit Bush

Von Robert Fisk - ZNet 08.07.2005

“Wenn ihr unsere Städte bombardiert, werden wir eure bombardieren”, sprach Osama bin Laden kürzlich auf einem Video. Es war seit Premierminister Tony Blairs Entscheidung sich Präsident Bushs “Krieg gegen den Terror” und seiner Invasion des Iraks anzuschließen klar, daß Großbritannien ein Angriffsziel sein werde. Wir wurden, wie sie sagten, gewarnt. Der G-8 Gipfel war offensichtlich schon lange im Voraus als Angriffstag gewählt worden.

Es bringt nichts, daß Blair uns sagt, “Sie werden es nicht schaffen, das zu zerstören was wir wertschätzen”. Sie versuchen nicht zu zerstören, “was wir wertschätzen”. Sie versuchen die öffentliche Meinung dazu zu bringen, Blair zum Rückzug aus dem Irak zu zwingen, aus dieser Allianz mit den Vereinigten Staaten, aus seiner Hörigkeit auf Bushs Politik im Nahen Osten. Spanien zahlte den Preis für seine Unterstützung Bushs - und Spaniens nachträglicher Rückzug aus dem Irak bewies, daß die Bombenanschläge in Madrid ihr Ziel erreicht hatten - während die Austrialier auf Bali leiden mußten.

Es ist einfach für Blair die gestrigen Bombenanschläge “barbarisch” zu nennen - das waren sie -, aber was waren denn die zivilen Toten der Angloamerikanischen Invasion des Iraks 2003, die von Streubomben auseinandergerissenen Kinder, die unschuldigen IrakerInnnen die an amerikanischen Militärkontrollpunkten niedergeschossen wurden. Wenn diese Menschen sterben, wird das “Kollateralschaden” genannt, wenn ‘wir’ sterben, ist es “barbarischer Terrorismus”.

Wenn wir einen Aufstand im Irak bekämpfen, was macht uns glauben, daß der Aufstand nicht auch zu uns kommen wird? Eine Sache ist klar: Wenn Blair wirklich glaubt, daß wir durch die “Bekämpfung des Terrorismus” im Irak Großbritannien besser verteidigen können, ist dieses Argument nicht länger gültig.

Diese Bombenanschläge zum Zeitpunkt des G-8 Gipfels durchzuführen, wenn die Welt sich auf Großbritannien konzentriert, bedurfte keiner genialen Eingebung. Man muß keinen Doktortitel haben um einen weiteren Handschlag Bushs mit Blair zu wählen, um die Hauptstadt mit Sprengsätzen ins Chaos zu stürzen und ihre BürgerInnen zu massakrieren. Der G-8 Gipfel wurde so lange im Voraus bekanntgegeben, daß die Bombardierer genug Zeit hatten sich vorzubereiten. Ein koordiniertes System von Angriffen, wie wir sie am Donnerstag sahen, braucht Wochen um geplant zu werden; wir können die idiotische Fantasie ignorieren, daß sie mit der Olympischen Entscheidung zusammenfallen sollten. Bin Laden und seine Unterstützer planen auf der unwahrscheinlichen Chance basierend, daß Frankreich sein Gastgeberangebot für die Olympischen Spiele abgelehnt sehen könnte, keine derartige Operation. Al-Kaida spielt nicht Fußball.

Nein, das muß Monate gedauert haben - sichere Unterkünfte zu finden, die Vorbereitung der Sprengsätze, die Auswahl der Ziele, die Sicherheitsvorkehrungen, die Auswahl der Bombardierer, die Planung der Kommunikation.

Koordination und ausgeklügelte Planung - und die übliche totale Ignoranz gegenüber den Leben Unschuldiger - sind typisch für Al-Kaida.

Denken wir nochmal über die Tatsache nach, daß dieser Tag - der Tag der Eröffnung des G-8 Gipfels - ein totales Versagen unserer Sicherheitseinrichtungen darstellt. Das sind die gleichen Sicherheits-“Experten” welche behaupten, daß es im Irak Massenvernichtungswaffen gab, als es tatsächlich keine gab, und die nun vollkommen dabei versagten, einen monatelang vorbereiteten Plan zur Ermordung von Londonern aufzudecken.

Züge, Flugzeuge, Busse, Autos, U-Bahnen. Der Verkehr scheint die Wissenschaft von Al-Kaidas dunkler Wissenschaft zu sein. Niemand kann täglich 3 Millionen Londoner Pendler durchsuchen. Niemand kann jeden Tourist aufhalten.

Und dann kommen die MuslimInnen Großbritanniens, welche auf diesen Alptraum lange gewartet haben. Nun wird jeder unserer Muslime einer der üblichen Verdächtigen, der Mann oder die Frau mit brauenen Augen, der Mann mit dem Bart, die Frau mit dem Schleier, der Junge mit der Perlenschnur, das Mädchen das sagt sie wurde rassistisch angegriffen.

Ich erinnere mich daran als ich den Atlantik am 11. September 2001 querte - mein Flugzeug drehte über Irland, als die Vereinigten Staaten ihren Luftraum schlossen - wie der Chefsteward und ich durch den Gang Schritten um zu sehen, ob wir verdächtige Passagiere identifizieren konnten. Ich fand etwa ein Duzend, natürlich total unschuldige Männer, die alle braune Augen oder lange Bärte hatten, oder mich “böse” ansahen. Und so geschah es also, daß bin Laden den lieben, liberalen, freundlichen Robert innerhalb einiger Sekunden zu einem antiarabischen Rassisten machte.

Und das ist eine Absicht der gestrigen Bombardierungen: die britischen Muslime von den britischen Nicht-Muslimen zu trennen (vermeiden wir die Bezeichnung christlich), um gerade jene Art von Rassismus anzutreiben, welche Blair abzulehnen vorgibt.

Aber hier liegt das Problem. Um vorzugeben, daß die Feinde Großbritanniens zerstören wollen, “was wir wertschätzen”, spornt den Rassismus an; was wir hier konfrontieren ist ein spezifischer, direkter, zentralisierter Angriff auf London als ein Ergebnis des “Kriegs gegen den Terror”, den Blair uns aufgezwungen hat. Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA fragte bin Laden: “Warum greifen wir Schweden nicht an?” Glückliches Schweden. Kein Osama bin Laden, und kein Tony Blair.

Robert Fisk schreibt in London für The Independent

Quelle: ZNet Deutschland vom 09.07.2005. Übersetzt von: Matthias Hammerl. Orginalartikel: Blair’s Alliance With Bush Bombe

Veröffentlicht am

10. Juli 2005

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