Warum kommt die solare Energiewende nicht schneller?
Von Franz Alt
Oft werde ich gefragt: “Warum kommt die solare Energiewende nicht schneller? Das wäre doch möglich und nötig.”
Ja, warum wohl? Viele Ökos sind politisch unglaublich naiv. Sie unterschätzen permanent die Macht der alten Energiekonzerne und die Abhängigkeiten der alten Parteien CDU/CSU und SPD von den heutigen Energiemonopolen. Welcher Monopolist hat je freiwillig sein Monopol aufgegeben?
Die Energiekonzerne betreiben zum Beispiel eine schamlose “Landschaftspflege” bei Hunderten, ja wahrscheinlich Tausenden, von Kommunal- und Regionalpolitikern. Die Politiker-Beiräte bei RWE sind faktisch Einrichtungen zur Bestechung der Kommunen. Die “Süddeutsche Zeitung” schreibt am 19. Januar 2006, dass allein RWE Energy in Nordrhein-Westfalen vier “Regionalbeiräte” mit je 25 Landräten und Bürgermeistern eingerichtet habe. Diese beziehen eine Jahresvergütung von 6.650 Euro und Sitzungsgeld von 100 Euro.
Auch bei der zum E.on-Konzern gehörenden Thüga AG wird an Beiräte pro Jahr 3.750 Euro und 250 Euro Sitzungsgeld bezahlt. Manche der Beiräte treffen sich nur ein- oder zweimal im Jahr. In diesen Tagen wurde bekannt, dass E.on-Politiker mit Partnerinnen zu Reisen nach Barcelona und ins Elsaß eingeladen hat. Der Energiekonzern verkauft Erdgas. Bisher jedoch hat niemand in Barcelona oder im Elsaß Gasquellen entdeckt.
Die Kölner Staatsanwaltschaft bestätigt, dass gegen 150 Aufsichtsräte von 28 nordrhein-westfälischen Stadtwerken ermittelt wird. Es gibt Hinweise, dass auch Politiker aus Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland an touristischen Reisen auf Kosten von E.on teilgenommen haben. So werden Politiker gefügig.
Was lernen wir daraus?
Ein RWE-Sprecher erklärte die Praktiken mit Landräten und Bürgermeistern als “absolut üblich”. Jetzt kann wirklich niemand mehr sagen, er habe es nicht gewusst. Tausende Politiker der beiden großen deutschen Parteien hängen am Tropf der alten Energiewirtschaft wie ein Junkie an der Nadel.
Nicht fehlende Technik, nicht fehlende alternative Energieträger, sondern die in der Öffentlichkeit wenig bekannten Abhängigkeiten vieler Politiker sind das Hauptproblem. Verfilzt und zugenäht!
Quelle: Franz Alt -
www.sonnenseite.com
2006. Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von Franz Alt veröffentlicht.