Naher und Mittlerer Osten
01. Juni 2006
Sharons VermächtnisWie konnte es geschehen, dass Sharon, der brutalste, zynischste, rassistischste und manipulativste Führer, den Israel je hatte, seine politische Karriere als legendärer Friedensheld beendete? Die Antwort: Sharon hat sich nicht verändert. Es ist eher so, dass der Mythos, der um ihn herum aufgebaut wurde, die augenblickliche Omnipotenz des Propagandasystems widerspiegelt, das - nach Chomsky - eine Perfektion erreicht habe, das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu manipulieren. Von Tanya Reinhart. (mehr...) 28. Mai 2006 Wer ist schuld? Natürlich das OpferDiejenigen, die in Israel Radionachrichten hörten, erfuhren Verblüffendes: Muhammad Abu-Ter und Uri Avnery haben sich zusammen in einem Privathaus in A-Ram verschanzt. Allein die Tatsache, dass die beiden - Nummer 2 der Hamas und der berüchtigte israelische Linke - zusammen waren, war schon erschreckend genug. Aber die angebliche Tatsache, dass die zwei in das Haus einer unschuldigen palästinensischen Familie eingebrochen seien und sich dort wie Kriminelle verbarrikadiert hätten, um vor der Polizei zu fliehen, war einfach umwerfend. Von Uri Averny. 22. Mai 2006 Verpasste Gelegenheiten (Unvollkommene Liste)"Die Palästinenser versäumten nie eine Gelegenheit, um eine günstige Gelegenheit zu verpassen!" Diese von Abba Eban geprägte Phrase ist zu einem Schlagwort geworden. Es illustriert auch ein weises Sprichwort aus dem Talmud: "Derjenige, der die Fehler bei anderen findet, findet in Wirklichkeit seine eigenen Fehler." Zweifellos haben Palästinenser von Anfang des Konfliktes an Gelegenheiten verpasst. Aber die kann man vergessen, verglichen mit den verpassten Gelegenheiten des Staates Israel in den 58 Jahren seiner Existenz. Von Uri Avnery. 22. Mai 2006 Entschlossene GeschlossenheitWenn die US-Seite auch künftig nicht anderes vorzuweisen hat als Unnachgiebigkeit und die stereotype Formel "völliger Verzicht auf jede Anreicherung von Uran", wird Teheran klar nein sagen. Deshalb wollen ja die Vereinigten Staaten auf jeden Fall eine neue UN-Resolution, die in der Aussage klar ist und ihnen mehr Handlungsspielraum verschafft als die bisherigen Beschlüsse des Sicherheitsrates in Sachen Iran. Sie bestehen auf dem Bezug zu Kapitel VII der Charta und damit auf der Option Militärschlag. Von Mohssen Massarrat. 20. Mai 2006 Casus belli - oder die normative Kraft des FaktischenAnders als die großen offiziellen Atommächte USA, Frankreich, Großbritannien und Russland ist Iran seinen Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag und dessen Zusatzabkommen nachgekommen. Es ist geradezu gespenstisch. Angesichts eines in Flammen stehenden Irak hat der UN-Sicherheitsrat nichts Besseres zu tun, als sich mit dem Iran zu befassen - einer insgesamt stabilisierenden Kraft in der Region und als islamistisches Regime weit gemäßigter als zum Beispiel das saudische oder kuwaitische. Von Andrea Noll. (mehr...) 20. Mai 2006 Dreihundert KüsseWenige glauben, dass die neue israelische Regierung viereinhalb Jahre überdauern wird. Man schätzt allgemein, dass sie nach zwei Jahren zusammenbrechen wird, wenn die "Konvergenz", das Zusammenziehen der Siedler, vorgesehen ist. Zu dieser Zeit wird Shas wahrscheinlich die Regierungskoalition verlassen. Olmert bittet uns, geduldig zu sein. In Ordnung - wir werden geduldig auf die nächsten Wahlen warten. Von Uri Avnery. (mehr...) 05. Mai 2006 Wie gefährlich ist der Iran?Wie gefährlich ist der Iran? Wie sollte die UN vorgehen? Welche Interessen verfolgen die USA/Israel/Europa? Interview mit Otfried Nassauer. (mehr...) 04. Mai 2006 Fataler Iran-ResolutionsentwurfAls Weg in eine bald nicht mehr umkehrbare Eskalationsspirale bezeichnet das Netzwerk Friedenskooperative den von Großbritannien und Frankreich in den UN-Sicherheitsrat eingebrachten Resolutionsentwurf auf der Grundlage von Kapitel VII der UN-Charta. Absolut fatal wäre seine Annahme, die aber auf Grund der bekannten Bedenken Chinas und Russlands unwahrscheinlich sei. Auch wenn die wirtschaftlichen Interessen für diese blockierende Haltung mehr als durchsichtig seien: Die beiden Veto-Mächte könnten in dieser Haltung nur unterstützt werden. Von Manfred Stenner. 04. Mai 2006 Die kleine Meerjungfer auf der Schnellstraße 6Die palästinensischen Kinder wurden nicht für den Krieg geboren, genau so wenig wie die israelischen Kinder. Doch während Politiker um die Macht rangeln, schicken unsere israelischen Mütter ihre Kinder weiter loyal in die Armee, um dort die (palästinensischen) Nachbarn zu terrorisieren, als ob das eine normale Sache sei. Und palästinensische Mütter müssen weiter in Angst leben, wenn ihre Kinder nach draußen schleichen und Steine gegen Panzer werfen. Die Generäle und die Politiker haben uns an einen Punkt gebracht, für den es sich nicht zu leben lohnt. Es ist höchste Zeit, einen andern Weg zu beschreiten und auf die zu hören, die ein "Geschäft mit dem Frieden" wagen und auf die weisen Mütter. Von Deb Reich. 02. Mai 2006 Die FalleWenn man jemanden auf eine Falle zugehen sieht, schreit man: "Pass auf!" Aber was soll man machen, wenn jemand wissentlich mit offenen Augen in die Falle gehen sieht? Amir Peretz ist im Begriff, Verteidigungsminister zu werden - und er weiß, dass dies eine Falle ist. Warum tut er es trotzdem? Von Uri Avnery. |
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