Naher und Mittlerer Osten
23. Oktober 2005
Offener Brief an Tony BlairLieber Tony, stelle Dir vor, dass aus der Asche der Londoner Attentate sich ein neuer Blair-Horizont öffnet. Ein Horizont, aus dem der augenblickliche Präsident der EU eine neue europäische Initiative ergreift und sehr korrekt die Notwendigkeit benennt, Israel zu zwingen, alle 1967 besetzten Gebieten zu verlassen; ein Horizont, der beide Seiten ermutigt, eine einigermaßen gerechte Lösung für das Problem der Flüchtlinge von 1948 und für die Palästinenser in Israel und Jerusalem zu finden. Das wäre die beste anti-terroristische Operation, die Du jemals hättest tun können - zugunsten von uns allen hier in Palästina und dort in Britannien. Von Ilan Pappe. (mehr...) 22. Oktober 2005 Krieg ist eine GeisteshaltungIsraelis und Palästinenser leben in einem Dauerzustand von Krieg. Er hat nun mehr als 120 Jahre gedauert. Eine fünfte Generation von Israelis und Palästinensern ist in diesen Krieg hineingeboren worden, wie ihre Eltern und Lehrer. Ihre ganze psychische Einstellung ist vom Krieg von frühester Kindheit an beeinflusst worden. Jeder Tag ihres Lebens wird von den täglichen Nachrichten von Gewalt beherrscht. Die Hauptaufgabe beim Friedenmachen ist mental: man muss die beiden Völker und jedes einzelne Individuum dahin bringen, das eigene Narrativ in einem neuen Licht zu sehen und - was noch wichtiger ist - das Narrativ der anderen Seite zu verstehen. Man muss den Tatbestand verinnerlichen, dass die beiden Narrative wie die zwei Seiten ein und derselben Münze sind. Vortrag von Uri Avnery in Berlin bei einer Fachtagung über Gewaltfreie Kindererziehung. (mehr...) 14. Oktober 2005 Das Haus, das zur Kriegszone wurdeDie ersten Soldaten, die vor 5 Jahren an Khalil Bashirs Tür im Gazastreifen kamen, erklärten ihm die neue Geographie seines Hauses in Begriffen, die ihm all zu bekannt waren. Sein 3-stöckiges Haus sollte wie die Westbank eingeteilt werden mit Gebieten über geteilte Sicherheitskontrolle und verwaltete Kontrolle. Im letzten Monat, nachdem die Soldaten endlich weggefahren waren, wagte Bashir nach fünf Jahren das erste mal wieder, die Treppe in seinem Haus hinaufzugehen. Was er oben fand, ist vergleichsweise zu den Schussverletzungen seiner Söhne und der Zerstörung seiner Obstbaumgärten eine relativ kleine Sache, aber es brachte ihn das erste Mal, seitdem die Soldaten angekommen waren, aus der Fassung. Rund herum standen die Küchentöpfe und Pfannen voll mit Exkrementen. Von Chris Mc Greal. (mehr...) 13. Oktober 2005 Salaam oder SalamiDer Rückzug aus dem Gazastreifen, der ein größerer Schritt in Richtung Frieden hätte sein können, wurde durchgeführt, ohne ein Wort mit den Palästinensern auszutauschen, ohne ein Abkommen, fast wie ein Kriegsakt. Ariel Sharon hat die “Einseitigkeit” zum Prinzip, ja, fast zu einer Ideologie, erhoben. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: nur zwei Wochen nach dem Rückzug begann eine neue Gewaltspirale. Der “einseitige” Prozess ist ein Marsch der Torheit. Da gäbe es allerdings eine einfache Alternative: in Verhandlungen mit der palästinensischen Führung zu treten, um die endgültigen Grenzen zwischen Israel und Palästina festzulegen, Frieden zu machen und es beiden Völkern zu ermöglichen, sich seiner Früchte gleich zu erfreuen, damit sie daran interessiert sind, ihn zu halten. Von Uri Avnery. (mehr...) 09. Oktober 2005 Dies ist mein Land, wie allgemein bekannt: "die einzige Demokratie im Nahen Osten"Dies ist mein Land: zuweilen wird es freundlich getadelt, regelmäßig freundschaftlich als aufgeklärte Demokratie im Nahen Osten gelobt - ich aber frage mich, ob dies die Lektion für selektive Demokratie ist, die gerade von der demokratischen Welt den meinem Land benachbarten Ländern mit Gewalt beigebracht wird? Von Abraham Oz. (mehr...) 07. Oktober 2005 Siedlerangriff südlich von HebronEin ständiger Strom von Beschimpfungen, einige sogar recht originell, fällt über uns: “Ihr fahrt am Schabbat, ihr photographiert, ihr helft dem Feind der Juden, sie wollen uns töten und ihr helft ihnen, ihr solltet euch schämen, ihr seid unsere schlimmsten Feinde, ihr seid schlimmer als sie. Wegen euch herrscht hier Terror.” Die Gesichter der Männer, die Kippas und Bärte tragen, sind entstellt von ungetrübtem Hass. Von Prof. David Shulman. (mehr...) 05. Oktober 2005 Was könnten wir dann für eine Welt haben!Jüdisches Neujahr 5766: Es ist wieder die Zeit im Jahr: Rosh Hashanah. Ich weiß, ich sollte irgendetwas sagen, allen ein besseres Jahr als das vorige wünschen. Aber jedes Jahr wird das aus dem Herzen kommende Gefühl, das mit so einem Wunsch einhergehen müsste, immer schwächer durch das, was meine Augen sehen und Ohren hören, und es fällt mir immer schwerer, überhaupt etwas zu sagen. Als ob ein Klumpen in der Kehle die Worte blockiert. Von Dorothy Noar. (mehr...) 05. Oktober 2005 Erklärung zu Rosh H'ShanahEs ist eine Tragödie und Schande zugleich: Am Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes Rosh H’Shanah, das die Hohen Feiertage einleitet, am Vorabend der Jahreszeit, die von Menschen jüdischer Herkunft überall als Zeit der Besinnung, der geistigen Selbstprüfung, Reue und Versöhnung begangen wird, sind wir Zeugen neuerlicher Zerstörungs- und Terroraktionen der israelischen Armee im Gazastreifen. Erklärung der Europäischen Juden für gerechten Frieden zum jüdischen Neujahr 5766. (mehr...) 04. Oktober 2005 Ohne den Grund ihrer Verhaftung und ihrer Haft zu kennenDer palästinensische Pädagoge Adnan Naim Abdallah wird im Ketziot Militärgefängnis, Israel, gefangengehalten. Er erinnert daran, dass sich Hunderte in Israels Gefängnissen für einen großen Teil ihres kurzen und schwierigen Lebens befinden, ohne den Grund ihrer Verhaftung und ihrer Haft zu kennen - sie sind Verwaltungshäftlinge. Die meisten von ihnen wurden mitten in der Nacht von der Polizei oder dem Geheimdienst aus ihren Häusern geholt und konnten bis heute nicht zurückkehren. Weder sie noch ihre Familien wissen warum und wie lange. (mehr...) 03. Oktober 2005 Gaza niederschmettern!In den letzten Tagen erwachte Gaza aus seinen Träumen der Befreiung: Ohrenbetäubende Explosionen, die unsern Himmel zerrissen, unsere Häuser erschütterten, unsere Fensterscheiben zersplitterten und uns alle in Panik trieben. Wir werden seit Freitag den 23. September Tag und Nacht bombardiert. Gewöhnlich zwischen 2 und 4 Uhr morgens, zwischen 6.30 und 8 Uhr, wenn die Kinder zur Schule gehen und am Nachmittag oder frühen Abend. - Wir sind fest davon überzeugt, dass die bösen Kräfte gestoppt werden können. Nur wenn Menschen voller Weisheit, und solche, die sich dem Frieden und der Gleichheit unter Menschen, auch gegenüber Gerechtigkeit und Liebe verpflichtet fühlen, und nur wenn Menschen zusammenhalten, sich der gute Wille durchsetzt. Von Eyad El-Sarraj. (mehr...) |
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