15. Februar: Die Welt will diesen Krieg nicht!Von Michael Schmid Bereits im Vorfeld des 15. Februars 2003 hatte sich abgezeichnet, daß dies ein weltweiter Protesttag werden könnte, wie ihn die Geschichte bisher noch nicht gekannt hat. Ursprünglich beim Europäischen Sozialforum in Florenz als Europäischer Aktionstag gegen den drohenden Krieg in Irak vereinbart, fand diese Idee große Resonanz. In zahlreichen Ländern waren für diesen Tag Proteste gegen die drohende Militärinvasion mit ihren verheerenden Folgen geplant worden. Die britische Zeitung The Mirror titelte dann in ihrer Ausgabe vom 13.2.03: “30 Millionen werden für den Frieden marschieren!” Und allem Anschein nach sind diese Erwartungen ganz offensichtlich noch weit übertroffen worden. In Berlin wurde bei der bundesweiten Großdemonstration von den Organisatoren 100.000 bis 150.000 Menschen erwartet - gekommen sind 500.000 oder mehr. Vermutlich die größte Friedensdemonstration, die je in der Bundesrepublik Deutschland stattgefunden hat! In Rom gingen zwei Million Menschen auf die Straße und hüllten die Stadt in ein Meer von Fahnen in Regenbogenfarben. Die Organisatoren sprachen sogar von über drei Millionen Menschen. In London kamen nach Schätzungen der Organisatoren mehr als 1,5 Millionen Menschen, die “tagesschau” der ARD sprach von einer Million. Die größten Aufmärsche in Europa gegen den Krieg soll es auf der iberischen Halbinsel gegeben haben. Allein in Madrid demonstrierten nach Angaben der Sozialistischen Partei zwei Millionen Menschen. In Barcelona versammelten sich bei der größten Kundgebung, die die Stadt jemals erlebte, nach Angaben der Behörden 1,3 Millionen Menschen. Die Veranstalter sprachen von 1,5 Millionen Teilnehmern. Insgesamt demonstrierten die Spanier in mehr als 40 Städten gegen den Kurs ihrer Regierung, die US-Präsident George W. Bushs harte Haltung unterstützt. In den USA fand die größte von etwa 150 erfassten Friedenskundgebungen in New York statt. Obwohl es massive Behinderungen durch verschiedene die Demonstrationsfreiheit massiv einschränkende Verbote gab, versammelten sich dort laut Angaben der Organisatoren rund 375.000 bis 500.000 Menschen. Auf der Kundgebung sprachen mehrere Prominente, wie die Sänger Harry Belafonte und Pete Seeger sowie Schauspielerin Susan Sarandon. Weitere Hunderttausende waren bei anderen Protestmärschen in den USA dabei, welche es von Maine im Osten bis zur Pazifikinsel Hawaii im äußersten Westen der USA, von Miami im Süden bis Chicago im Norden gab. Auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles kamen bis zu 100.000 Menschen zusammen. In San Francisco wurde die Demonstration um einen Tag verschoben - wegen eines Umzugs zum chinesischen Neujahrsfest. Weltweit gab es in mindestens 50 Ländern Protestveranstaltungen. Das amerikanische Netzwerk United for Peace hatte im Vorfeld weltweit die phantastische Zahl von 603 Städten aufgelistet, in den Demonstrationen gegen den Krieg geplant waren. Doch diese schon beeindruckende Zahl relativiert sich rasch wieder insofern, als dass sie ein völlig unvollständiges Bild abgibt. Denn in dieser Liste war etwa aus Deutschland lediglich die Berliner Großdemonstration erfasst. Aber stattgefunden haben hierzulande eine letztlich unüberschaubare Zahl von Anti-Kriegs-Veranstaltungen. Alleine auf der Liste bei Netzwerk Friedenskooperative finden sich weitere 48 Antikriegsveranstaltungen am 15. Februar in Deutschland! Ich war in Stuttgart dabei. Und es war einfach großartig, wieviele Menschen dort zusammen kamen. Am Ende waren es wohl völlig unerwartete über 50.000, die gegen den Krieg protestierten! Dabei hat es alleine in Baden-Württemberg zahlreiche weitere Antikriegsveranstaltungen gegeben: Heilbronn, Konstanz, Lörrach, Ravensburg, Schwäbisch Hall, Villingen… Also, was sich auch an Protesten in Deutschland abgespielt hat, ist ganz großartig. Und dies den hämischen Unkenrufen einer FR-Redakteurin Vera Gaserow zum Trotz! Diese hatte in einer “Analyse” in der FR des gleichen 15.2.03 noch davon geschrieben, die “bis zur Marginalisierung geschrumpften Friedensgrüppchen und das Spektrum der 200 Unterstützerorganisationen haben es bisher nicht geschafft”, das in der Bevölkerung vorhandene Protestpotential gegen den Krieg sichtbar zu machen. Und weiter:”Das hat nicht nur allein damit zu tun, dass Latschdemos nun mal ‘out’ sind, Lichterketten verstaubt und politische Kommunikation mittlerweile mehr im halb öffentlichen Raum des Internet als auf Straßen und Plätzen stattfindet. Es hängt auch mit Formen zusammen. Wenig professionell und in einer Mischung aus Betulichkeit und radikaler Anti-Globalisierungs-Rhetorik wurde da geworben. Eher zum Füßeeinschlafen etwa ist das personelle Aufgebot für die Abschlusskundgebung der zentralen Berliner Demonstration an diesem Samstag.” Nun, Frau Gaserow, da haben Sie sich mit Ihrer Vorhersage aber grandios blamiert! Trotz eiskalter Füße haben sich viele hunderttausende Menschen auch hierzulande nicht vom “latschenden” Protest abhalten lassen! Global betrachtet war dies ein phantastischer Protesttag, der ein überwältigendes Zeichen an die kriegstreibenden Regierungen gesandt hat: Diese sind es, die mit ihren Kriegswillen isoliert von den Menschen dieser Welt sind! Das macht Hoffnung! Zu befürchten ist allerdings, daß sich die Bush-Administration und die ihr treu folgenden Regierungen auch durch dieses Zeichen des Protests nicht von ihren Kriegsabsichten abbringen lassen werden. Deshalb muß einerseits der Protest in nächster Zeit mit möglichst großer Vehemenz weitergehen. Und gleichzeitig ist es wichtig, mit langem Atem und brennender Geduld für die Überwindung dieser mörderischen Kriegspolitik zu arbeiten. Also sich langfristig für die Entwicklung von Gerechtigkeit und Frieden zu engagieren. Nur wenn dies viele Menschen tun, wird in der Perspektive ein wirklicher Gewaltabbau mit dem Ziel der Abschaffung des Instrumentes Militär zustande kommen können. Hinweise: Weitere Artikel und Bilder zu den Demonstrationen vom 15. Februar finden sich hier: Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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