Janelle Flory: Rede zur US-amerikanischen FriedensbewegungJanell Flory - Rede bei der Demonstration “Nein zum Krieg gegen den Irak”, 15.02.03 in Berlin Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, mein Name ist Janelle Flory, ich bin 23 Jahre alt und seit vier Monaten mache ich einen Freiwilligendienst bei dem deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes. Friedensfreunde, die US-Regierung hat im letzten Jahr 398 Milliarden US-Dollar für das Militär und noch 200 Milliarden US-Dollar für die zusätzlichen Kriegsvorbereitungen ausgegeben. Die US-amerikanische Medien sagen immer wieder - es ist unsere Freiheit, unsere Sicherheit die wir verteidigen müssen. Wir kämpfen gegen eine Regierung, die uns überzeugen will, dass Sicherheit und Frieden durch Gewalt und Gegengewalt erreicht wird. Freunde, wir kämpfen nicht nur gegen die Bush-Regierung, sondern auch vielmehr gegen uns selbst. Wenn ich in den Staaten bin ist es ganz leicht mich wieder auf das “ich” zu fixieren. Ich habe meine Arbeit, meine eigene Probleme, meine Familie. Warum soll ich daran denken was irgendwo im nahen Osten passiert - das ist der Job der Regierung! Friedensfreunde, trotzdem haben viele in den USA den Kampf gegen die kleine innere Stimme überwunden, denn sie wissen, dass es nicht nur um uns, sondern auch um das Leben von Millionen anderer Menschen geht. Liebe Leute, es wächst seit dem 11. Sept. 2001 eine vielfältige Friedensbewegung in den USA, von der man in Europa nur teilweise hört. In einem Fernsehwerbespot, der vor zwei Wochen während der Rede von George W. Bush “zur Lage der Nation” gelaufen ist, fragt Schauspielerin Susan Sarandon: “Bevor unsere Kinder vom Irak in Leichensäcke zurückkehren und noch mehr irakische Frauen und Kinder sterben, will ich wissen was Irak uns getan hat.” Daraufhin sagt Ed Peck, ehemaliger US-Botschafter im Irak: “Die Antwort ist: nichts”. Seit 23. März arbeiten viele von diesen Gruppen unter dem Motto “Nicht in unserem Namen.” Wir als Menschen, die in den Vereinigten Staaten leben, glauben, dass es unsere Pflicht ist, uns den Ungerechtigkeiten zu widersetzen, die von unserer Regierung - in unserem Namen - begangen wurden. Wir versprechen, gemeinsam mit den Menschen auf der ganzen Welt Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden zu schaffen. Wir können eine andere Welt erreichen. Und wir versprechen, sie möglich zu machen. Lasst uns immer Hoffnung haben. Ich habe mit so vielen gesprochen die einfach aufgeben wollen. Die sagen, dass Bush seinen Krieg sowieso führen wird. Wir müssen aber unser Recht als Bürger und Bürgerinnen einer Demokratie benutzen, ganz besonders weil das irakische Volk das nicht kann. Wir können nicht nur unsere Regierung wählen und dann nichts mehr tun. Die schweigende Mehrheit muss ihre Meinung äußern, bis die Politiker zuhören! Lasst uns immer mehr Druck ausüben! Bundeskanzler Schröder wurde wegen seines Wahlversprechens gegen den Krieg gewählt und wir müssen dafür sorgen, dass er daran festhält. Die Kampagne resist organisiert schon für den 22. Februar eine Sitzblockade vor der Rhein/Main Airbase in Frankfurt. Lasst uns mit solchen Aktionen kraftvoll von der deutschen Regierung fordern: keine Überflugsrechte für einen Angriffskriegs gegen den Irak! Keine US-Kriegsflugzeuge und Waffen von Deutschland in den Irak! Ich will betonen, dass wir nicht nur gegen den Krieg protestieren, sondern auch dass wir Solidarität miteinander zeigen und gemeinsam Alternativen suchen. Ich habe im September einen US-Amerikaner kennen gelernt, Cliff Kindy, der seit Oktober mit zwei Delegationen in den Irak gefahren ist. In November schrieb er: “Der Unterschied zwischen mir und der US-Administration ist vielleicht, dass ich die schöne Gelegenheit habe, die Leute hier in Irak kennen zulernen. Präsident Bush braucht nur in die Augen des irakischen Volkes zu schauen.” Weiter sagt er: “Ich stand letzte Woche im Fahrstuhl. Ein Fremder hat mich gefragt, woher ich komme. Als ich erzählte, dass ich US-Amerikaner bin, sagte er mit lächelndem Gesicht und entgegen gestreckter Hand: Sie sind ja mein Feind.” Lasst uns alle zusammen in Europa, in den USA, im Irak - einander die Hand reichen! Lasst uns unseren Regierungen zeigen, dass wir bereit sind, eine andere, friedliche Lösung zu finden, ohne Sanktionen, ohne Krieg und ohne Feinde! Eine andere Welt ist möglich! Die weiteren Reden der Berliner Demo vom 15. Februar 2003 finden sich auf der Website des Netzwerk Friedenskooperative . Zu den weltweiten Demos am 15. Februar 2003 siehe auch
hier
. Mehr Informationen über den Internationalen Versöhnungsbund - Deutscher Zweig, bei dem Janelle Flory ihren Freiwilligendienst macht, findet sich hier . Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
|