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Die Ansichten Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zum Krieg im Allgemeinen und zum Irak-Konflikt

Der folgende Text ist eine Übersetzung der Ansichten Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zum Krieg im Allgemeinen und zum Irak-Konflikt, die er am ersten Tag des Großen Gebetsfestivals seinen buddhistischen Anhängern mitteilte

11. März 2003, in Dharamsala

Die Irak-Krise spitzt sich jetzt zunehmend zu. Krieg, oder organisierter Kampf, ist etwas, das mit der Entwicklung der menschlichen Zivilisation entstanden ist. Es scheint fester Bestandteil der menschlichen Geschichte bzw. der menschlichen Veranlagung geworden zu sein. Andererseits ist die Welt dabei, sich dramatisch zu ändern. Wir haben festgestellt, dass wir zwischenmenschliche Probleme nicht mit Gewalt lösen können. Probleme, die aus Meinungsunterschieden resultieren, müssen durch den allmählichen Prozess des Dialogs gelöst werden. Sicher gehen aus einem Krieg Gewinner und Verlierer hervor, doch nur vorübergehend. Sieg oder Niederlage, infolge eines Krieges, kann nicht von Dauer sein. Zweitens, sind die Länder der Welt so von einander abhängig geworden, dass die Niederlage eines Landes sich auf den Rest der Welt auswirken muss, und wir entweder direkt oder indirekt Schaden nehmen.

Die Welt ist heute so klein, und die Länder der Welt sind so miteinander verflochten, dass das Konzept des Kriegs zu einem Anachronismus, einem überholten Ansatz, geworden ist. In der Regel sprechen wir über Reformen und Veränderungen. Viele Aspekte alter Traditionen sind auf Grund ihrer Kurzsichtigkeit für unsere heutige Welt entweder schlecht geeignet oder sogar kontraproduktiv. Diese haben wir in den Mülleimer der Geschichte geworfen. Auch der Krieg gehört in den Mülleimer der Geschichte.

Leider, obwohl wir nun im 21. Jahrhundert leben, haben wir uns die Gewohnheit unserer älteren Generationen immer noch nicht abgewöhnt. Ich spreche von dem Glauben daran oder dem Vertrauen darauf, dass wir unsere Probleme mit Waffengewalt lösen können. Dies ist der Grund, weshalb die Welt weiterhin von allen möglichen Problemen geplagt wird.

Doch was können wir tun? Was können wir tun, wenn mächtige Nationen sich bereits entschieden haben? Alles, was wir tun können, ist für ein allmähliches Ende der Kriegstradition zu beten. Natürlich werden wir der militaristischen Tradition nicht einfach von heute auf morgen ein Ende machen können. Aber lasst uns über Folgendes nachdenken. Wenn Blut vergossen wird, werden die Menschen, die in Positionen der Macht sind, oder diejenigen, die verantwortlich sind, einen sicheren Zufluchtsort finden; sie werden dem resultierenden Elend entkommen. Sie werden sich auf die eine oder andere Art in Sicherheit bringen. Aber was geschieht mit den Armen, den Wehrlosen, den Kindern und den alten und gebrechlichen Menschen. Sie werden die volle Wucht der Verwüstung erleiden müssen. Wenn Waffen eingesetzt werden, wird das Ergebnis Tod und Zerstörung sein. Waffen werden keinen Unterschied zwischen schuldigen und unschuldigen Menschen machen. Eine Rakete, die abgeschossen worden ist, wird keine Achtung haben für die Unschuldigen, Armen, Wehrlosen oder die Menschen, die Mitleid verdienen. Daher werden die wirklichen Verlierer die armen und wehrlosen Menschen sein, die, die völlig unschuldig sind und die, die von der Hand in den Mund leben.

Auf der anderen, positiven Seite gibt es heute Menschen, die als Freiwillige in Kriegsregionen medizinische Versorgung und Unterstützung bereitstellen und andere Formen der humanitären Hilfe leisten. Das ist eine herzerwärmende Entwicklung des modernen Zeitalters.

Lasst uns beten, dass es, wenn möglich, zu keinem Krieg kommt. Für den Fall, dass doch ein Krieg ausbrechen sollte, lasst uns beten, dass das Blutvergießen und das Elend auf ein Minimum beschränkt bleibt. Ich weiß nicht, ob unsere Gebete irgendeinen praktischen Wert haben, aber das ist alles, was wir im Moment tun können.

Übersetzt ins Englische und herausgegeben vom:
The Department of Information and International Relations
Central Tibetan Administration
Dharamsala, INDIA
(Informationsbüro und Büro für internationale Beziehungen der tibetischen Exilregierung in Dharamsala, Indien)

(Übersetzung aus dem Englischen von Uta Veneman, asaplang@sympatico.ca)

Veröffentlicht am

21. März 2003

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