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Warum wir am 25. Oktober 2003 nach Washington marschieren

Von VoteNoWar.org, ein Projekt von International A.N.S.W.E.R. (Act Now to Stop War & End Racism; agiert jetzt um Krieg zu stoppen und Rassismus zu beenden), einem internationalen Netzwerk von zehntausenden von Einzelnen und Gruppen, die glauben, dass Geld für Arbeit, Gesundheit, Schulen, Kinderunterstützung und die Bedürfnisse der Menschen und nicht für Krieg ausgegeben werden soll, kommt eine Bitte um Beteiligung an einem Referendum sowie ein Aktonshinweis:

1. Es wird ein Referendum durchgeführt mit der Forderung an die US-Regierung: “Bring the Troops Home Now!” - Der Aufruf in deutscher Übersetzung sowie ein Link zur Teilnahme am Referendum findet sich hier auf der Lebenshaus-Website. >> “Bringt die Truppen sofort nach Hause!”

2. Act Now to Stop War & End Racism (A.N.S.W.E.R.) hat gemeinsam mit United for Peace and Justice (UFPJ) für 25. Oktober 2003 zu einem internationalen Marsch nach Washington aufgerufen. Zentrale Forderung ist die Beendigung der kriminellen Besatzung des Irak. Die Resonanz auf den Aufruf lässt auf Potential schließen, dass dieser Marsch weit über einen symbolischen Protest hinausgehen könnte. Mehr als 2.000 Organisationen und Einzelpersonen unterstützen ihn bereits. Für die deutsche und europäische Friedensbewegung könnte dies ein Datum sein, in Solidarität mit unseren amerikanischen FreundInnen ebenfalls Aktionen durchzuführen.

Die Begründung für den Marsch “Why We Are Marching on Washington October 25, 2003” haben wir ins Deutsche übersetzt und dokumentieren ihn hier.

“Warum wir am 25. Oktober 2003 nach Washington marschieren”

Es gibt Zeiten, in denen eine progressive Demonstration oder sogar eine große Bewegung wenig mehr als ein symbolischer Protest ist. Es gibt andere Zeiten, in denen eine Massenkundgebung als Katalysator funktionieren kann, als ein Auslöseimpuls, der neue politische Energien entfesselt. Oder sie kann als ein lebhafter Ausdruck einer wirklichen, neuen Oppositionsbewegung von unten dienen, die dazu fähig ist, in diesem Land etwas zu bewegen und die politische Landschaft zu verändern.

Als vor einem Jahr die A.N.S.W.E.R.-Koalition die Massendemonstrationen vom 26. Oktober in Washington, D.C. und San Francisco in Gang brachte, konnte man keineswegs wissen, dass hunderttausende von Menschen an diesem Tag an den größten Antikriegskundgebungen seit dem Vietnamkrieg teilnehmen würden. In etlichen weiteren Ländern wurde am 26. Oktober gleichzeitig demonstriert, und plötzlich wurde es offensichtlich, dass eine neue globale Friedensbewegung geschaffen wurde, als die einzige große politische Hürde auf dem Pfad der Kriegshetzer im Weißen Haus. Massenaktionen auf lokaler und nationaler Ebene häuften sich in den folgenden Monaten und die Bewegung wurde sogar noch größer - so am 18. Januar, 15./16. Februar, 15. und 22. März. Das waren wahrhaft globale Tage des Handelns, mit koordinierten Demonstrationen in beinahe jedem Land der Erde.

Bush hatte gehofft, dass die Antikriegsbewegung, egal wie stark sie im Vorfeld des Krieges geworden war, lediglich ein Leuchtzeichen auf dem politischen Radarschirm sein würde. Dass sie durch die Ausübung der überwältigenden militärischen Übermacht auf dem Schlachtfeld, gegen einen stark geschwächten Feind besiegt werden würde. Wenn erst die irakische Armee plattgemacht wäre, sähe sich die amerikanische Besatzungsmacht in der Lage, jeden potenziellen Widerstand mit Gewalt oder durch Bestechung unterdrücken zu können. Die irakischen Ölreserven würden schnell privatisiert werden, und die Regierung könnte in ihren nächsten Krieg einsteigen (Syrien, Nordkorea, Iran, etc.). Im eigenen Land würde die Antikriegsbewegung ebenfalls besiegt werden. Das waren vor zwei Monaten jedenfalls die üblichen Erkenntnisse des Weißen Hauses. Wie alle anderen Überlegungen, die im Weißen Haus für Erkenntnisse gehalten werden, wird man sich an den angenommenen Tod der globalen Friedensbewegung schon bald nur noch als einen weiteren “Geheimdienstfehler” erinnern.

Am Samstag, den 25. Oktober 2003, werden wieder hunderttausende Menschen in den Straßen Washingtons und anderer Hauptstädte sein, um das “Ende der Okkupation des Irak” zu verlangen. Der Ausruf “Bringt die Truppen sofort nach Hause” wird an jenem Tag durch Washington hallen. Kein Politiker, und auch keine Massenmedien werden verneinen können, dass die Antikriegsstimmung in diesem Land nicht nur “nicht tot” ist, sondern stattdessen mit jedem Tag, der vergeht, weiter wächst. Und so wird die Demonstration am zweiten Jahrestag des sogenannten Patriot Act ein Teil der massiven, im ganzen Land anwachsenden Opposition gegen die Verletzung der Bürgerrechte und bürgerlichen Freiheiten durch die Regierung.

Als die A.N.S.W.E.R.-Koalition vor zwei Monaten ankündigte, dass sie für den 25. Oktober 2003 einen weiteren großen Antikriegsmarsch nach Washington, D.C. plant, wurde die beabsichtigte Aktion von Zynikern als “nicht realistisch” abgetan. Schließlich saßen Bush, Rumsfeld und Wolfowitz fest im Sattel. Die etablierten Massenmedien dienten ihnen die als heuchlerische Anfeuerer und so schossen die Umfragewerte der Regierung nach dem schnellen Fall Bagdads in die Höhe. Uns wurde gesagt, “es ist die falsche Zeit für ein Vorhaben wie eine Massenkundgebung gegen den Krieg”. Aber althergebrachte Weisheiten bringen uns nicht weiter.

Die Okkupation ist keine Befreiung. Das irakische Volk will, dass die US-Truppen das Land verlassen und die Soldaten wollen heimkehren. Bushs Befürworter werden weniger. Laut einer aktuellen Pew Research-Umfrage sagten 69 % der Befragten, dass sie “sehr besorgt darüber sind, dass die US-Truppen noch jahrelang im Irak bleiben könnten.” Die neueste Newsweek-Umfrage zeigt, dass 49 % eine Wiederwahl Bushs nicht befürworten und sind nun seinen Anhängern zahlenmäßig überlegen - ein großer Absturz im Vergleich mit den Werten von vor zwei Monaten.

Der blutige und kostspielige Krieg und die Besatzung des Irak, die vom Weißen Haus gegenüber der Öffentlichkeit mit einer Anzahl schlecht zusammengeschusterter Lügen gerechtfertigt wurde, wird nun von einer wachsenden Zahl der Bevölkerung abgelehnt. Der Irak mag zwar noch kein zweites Vietnam sein, bewegt sich aber schnell in diese Richtung. Und so, wie während des Vietnamkrieges, kann die Antikriegsbewegung der entscheidende politische Faktor beim Erzwingen des Rückzugs sein.

Jeder Tag, der verstreicht, bringt im Irak unnötig Tod und Leid. Wir können nicht bis 2004 warten, bis wir handeln.

Die Demonstration am 25. Oktober hat das Potential, weit über einen symbolischen Protest hinauszugehen. Durch ihre Größe und ihren Umfang kann sie helfen, einen Feuersturm der Opposition von unten zu entfachen. Mehr als 2.000 Organisationen und Einzelpersonen unterstützen bereits den Marsch nach Washington , darunter Veterans for Peace , NION , San Francisco Labour Council (AFL-CIO), NYCLAW, National Lawyers Guild , Muslim American Freedom Foundation und viele andere. Mehr als 100.000 Aufkleber, Plakate und Broschüren wurden verteilt. Ortsgruppen bilden Beförderungszentralen, organisieren Busse und Wohnwagen.

In den vorderen Reihen der Demonstration vom 25. Oktober werden Veteranen, Kriegsgegner, Familienangehörige und Freunde von im Irak stationierten Soldaten stehen. Mit ihnen, Hand in Hand, die arabisch-amerikanische und die muslimische Gemeinde und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die auf das sofortige und bedingungslose Ende der kriminellen Besatzung des Irak bestehen.

Die Demonstration wird auch zeigen, dass Bushs Krieg im Irak der Krieg des reichen Mannes ist. Eine zentrale Zielsetzung des Krieges ist es, die großen irakischen Ölfelder zum Nutzen der US-Firmen- und Bankeneliten zu privatisieren (d.h. zu stehlen), die im Gegenzug hunderte Millionen Dollar in George Bushs Wahlkampfsäckel schaufeln. Bei monatlichen Kosten von 6 Milliarden Dollar (das sind 1,5 Milliarden jede Woche), wird die Rechnung für die amerikanische Besatzung durch drastische Budgetkürzungen bezahlt, im Grundschulwesen und auf Hochschulebene, wie auch im Gesundheitswesen, beim Wohnungsbau, bei der Versorgung der Veteranen, und bei anderen Programmen, die Arbeiter und arme Leute unterstützen.

Die Besatzung des Irak muss beendet werden. Auch wenn wir verlangen, dass die unverschämten Ausgaben von 6 Milliarden Dollar im Monat alternativ für Jobs, Bildung, Wohnungsbau und Gesundheitsvorsorge genutzt werden, stellen wir klar, dass unsere Ablehnung der Okkupation nicht allein darauf beruht, dass die arbeitende Bevölkerung der USA die finanzielle Last tragen muss. Die Besatzung ist eine Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der irakischen Bevölkerung durch eine US-Regierung, die eine imperiale Politik im Interesse der Eliten amerikanischer Firmen und Banken betreibt. Das war niemals ein Krieg, der die Vereinigten Staaten vor der “ernsten und unmittelbaren” Gefahr, die vom Irak ausgeht, beschützen sollte. Diese Behauptung war eine unverschämte Lüge. Zehntausende Iraker zu töten und eine wachsende Anzahl amerikanischer Soldaten zu opfern, die getötet oder verwundet wurden, und das im Interesse von Halliburton, Bechtel, Exxon/Mobil, Citibank und Chase, das enthüllt den kriminellen Charakter des gesamten Unterfangens.

Die A.N.S.W.E.R.-Koalition glaubt, dass nur eine echte Massenbewegung, die von der Bevölkerung ausgeht, die kriminelle Besatzung des Irak beenden, und die Truppen nach Hause bringen kann.

Um den Aufruf zum Marsch nach Washington am 25. Oktober zu lesen, Informationen über Transport und Sponsoring zu erhalten und Kopien des neuen 25. Oktober-Flugblattes auszudrucken besuchen sie bitte www.votenowar.org

In Verbundenheit,
Wir alle bei VoteNoWar.org


Quelle: www.VoteNoWar.org

Übersetzung: Csilla Morvai

Weitere Informationen zum Marsch nach Washington finden sich auch unter
>> United for Peace and Justice (UFPJ)

Veröffentlicht am

02. September 2003

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