“Ich habe einen Traum” - oder, frei nach Reinhold Schneider: “Allein den Träumern kann es noch gelingen”Von Siegfried Böhringer zum Gedenken an Martin Luther King und seinen 75.Geburtstag am 15.Januar 04 Die Erinnerung an Martin Luther King, welche mitten im ersten Monat des Jahres 2004 stand (oder hätte stehen sollen) kann kein harmloses Zurückdenken sein an einen selbstlosen schwarzen “Apostel der Gewaltlosigkeit”. Sie ist vielmehr - genau genommen - eine sehr “gefährliche Erinnerung”. (Gefährlich jedenfalls für alle “neoliberale Globalisierung”) Hier zunächst einer von Kings bekanntesten Sätzen: “Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren Sklavenbesitzern auf den roten Hügeln von Georgia sich am Tisch der Brüderlichkeit gemeinsam niedersetzen können.” Der Eindruck, der große Bürgerrechtler habe sich mit diesem Wort seiner Rede beim großen Marsch auf Washington am 28.August 1963 einer idyllischen Wunschvorstellung hingegeben, täuscht. Ja, King hatte und verbreitete “einen Traum”, - aber gerade nicht als bloßes Wünschen und Sehnen nach schöner Harmonie zwischen Völkern und Rassen, sondern als realistische Vision einer menschlicheren Welt. Als Vision, die den Träumenden zu aktivem, gewaltlosen Kämpfen für diese als leuchtendes Zukunftsbild erschaute Welt verpflichtet und beflügelt. (Bei Martin Luther King und bei Reinhold Schneider wurde diese Vision am Leben gehalten im ständigen Gebet um das Kommen dieser neuen Erde!) Seinen Kampf verstand King als “Christentum in Aktion”: Er begann, als der junge Baptisten-Prediger im Jahr 1955 in der Stadt Montgomery den (erfolgreichen) Busboykott der gedemütigten Schwarzen anführte. Und er endete, als er 1968 nach Memphis kam, um sich auf die Seite der unterbezahlten Arbeiter der Müllabfuhr zu stellen, und dort (im Alter von 39 Jahren) von einem weißen Rassisten erschossen wurde.(1) Kennzeichnend für M.L. Kings Weg ist einmal dies, dass er seinen Kampf für Gerechtigkeit konsequent in der bei ihm von der Gestalt Jesu - und Gandhis! - inspirierten aktiven Gewaltlosigkeit führte. Sein Motto: “Unterdrückung und Gewalt überwinden, ohne zu Unterdrückung und Gewalt Zuflucht zu nehmen.” Kennzeichnend, wenn auch weniger bekannt, ist für ihn auch, dass er einen engen Zusammenhang klar gesehen hat: den Zusammenhang zwischen Rassismus, Armut und Militarismus, die nur miteinander bekämpft und überwunden werden können. So wurde der zunächst hoch verehrte Friedens-Nobelpreisträger in den USA (besonders als Gegner des Vietnamkrieges) bald zur unerwünschten Person. Mein Resümee der Erinnerung an M.L. King: Wo - wie meist in der heutigen offiziellen Politik - die Vision der “anderen Welt” fehlt, wird es (auch bei gutem Wollen und ernstem Mühen) keinen wirklichen Fortschritt in die Richtung von “Friede durch Gerechtigkeit” geben können. Denn, wie der schwarze amerikanische Dichter Langston Hughes sagte: “Wenn die Träume sterben, ist das Leben ein Vogel mit gebrochenen Flügeln” - auch das Leben der menschlichen Gesellschaft! Und für die heute herrschende Politik des Pragmatismus gilt, was das oben angeführte Gedicht des deutschen Pazifisten Reinhold Schneider weiter sagt, und was wir täglich erleben: “Denn Täter (ohne Vision) werden nie den Himmel zwingen: Mein Schluss: Auch heute wird es keine Heilung unserer tief gespaltenen Gesellschaft geben ohne die Dynamik einer glühenden Vision vom weltweiten “Tisch der Brüderlichkeit”. Anmerkung: _Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verfassers der “Nachdenklichen Kommentare” Siegfried Böhringer. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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