Gandhis Enkel startet palästinensische Kampagne des gewaltlosen WiderstandsVon Amira Hass - Ha’aretz / ZNet 15.08.2004 Der Enkelsohn des indischen Führers Mahatma Gandhi, Arun Gandhi, will eine palästinensische Kampagne des unbewaffneten Volkskampfes gegen die israelische Besatzung starten. Organisiert wird die Kampagne durch eine Gruppe sozialer / politischer palästinensischer Aktivisten aus Ramallah - die Gruppe formierte sich, nachdem der Internationale Gerichtshof in Den Haag ein Urteil gegen den Trennzaun und die israelische Besatzung in Westbank und Gazastreifen fällte. Zur Gruppe zählen: Aktivisten gegen den Zaun, Mitglieder von Wasser-NGOs bzw. NGOs für agrikulturelle Entwicklung sowie wichtige Fatah-Aktivisten, angeführt durch den Minister ohne Portfolio und Fatah-Aktivisten Kadura Fares. Arun Gandhi leitet in den USA das M.K. Gandhi Institute for Nonviolence (Mohandas-Karamchand-Gandhi-Institut für Gewaltlosigkeit). Er ist als Star-Redner für drei Massenkundgebungen vorgesehen, die am 26. August in Ramallah, Abu Dis und Bethlehem geplant sind. Gandhi sagt, er wolle “die Philosophie der Gewaltlosigkeit fördern, jenen Ansatz, daß Gewaltlosigkeit der einzige Weg ist, wie wir unsere Probleme lösen können”. Die Ramallah-Gruppe, die angeblich aus 400 Freiwilligen besteht, ließ ihre Kontakte zu ‘Palestinians for Peace and Democracy’ in den USA neuaufleben - eine Gruppe unter Führung Mohammed Al Atars, der erklärt, die Gruppe habe das Gefühl, “es ist dringend nötig, einen anderen Weg des Widerstands gegen die Besatzung zu finden”. Verbindungsglied zwischen Al Atar und der Ramallah-Gruppe ist Terry Boulata aus Ost-Jerusalem - Leiterin einer Privatschule in Abu Dis und sehr engagiert als Anti-Zaun-Aktivistin. Der Zaun trennt ihr Haus von ihrem Arbeitsplatz bzw. von der Familie ihres Mannes. Boulata erklärt, die Haager Entscheidung und die des Obersten Gerichtshofs in Israel zur Änderung des Zaunverlaufs hätten die Position derer gestärkt, die für den unbewaffneten Kampf eintreten. Ebenso wie Al Atar meint sie: “Wir haben das Recht zu kämpfen, aber wir müssen kreativ sein”. Die beiden luden Gandhi ein, weil sie von ihm kreative Formen des Kampfes gegen die Besatzung erlernen wollen. Gandhi meldete sich telefonisch aus den USA. Er sagte, er werde kommen - einerseits um selbst zu lernen, andererseits, um seine Philosophie zu lehren. “Ich weiß, vor 55 Jahren sind viele schlimme Dinge geschehen, aber der Versuch, Gerechtigkeit durch Rache zu erzielen, wird nichts bringen”. Das hätte ihm sein Großvater beigebracht, als er noch ein kleiner Junge war, der über Vergeltung als Rache für die Demütigung und Apartheid Südafrikas nachsann. Arun Gandhi ist 1934 in Südafrika geboren. Er sagt, sein Großvater habe 15 Jahre im Gefängnis verbracht, weil er sich weigerte, die Gesetze der Apartheid zu befolgen. Schwer zu sagen, wie die Palästinenser auf Gandhis Tendenz reagieren werden, gewaltsame Konflikte zu erklären, indem man sie auf rein persönliche, zwischenmenschliche Beziehungen reduziert. “Ich habe mein Leben (der Aufgabe) gewidmet, den Leuten zu erklären, wie schädlich Vorurteile sind und wie man zu besseren Beziehungen kommt. Das ist die Grundlage für Gewaltlosigkeit. Beziehungen müssen auf Liebe gründen, auf Verständnis und Respekt und nicht auf negativen Fundamenten”, so Arun Gandhi. “Ich werde den Palästinensern sagen, es liege in ihrer Verantwortung, sich zu ändern. Wenn die Israelis nicht hören wollen, heißt das nicht, wir können nicht handeln”. Gandhi will den Palästinensern vermitteln, es sei die Essenz der Gewalt, daß jede Seite Gewalt rechtfertigt, indem sie sagt, die andere hätte angefangen. “Die Frage ist, wer ist intelligenter (und hört mit der Gewalt auf), wer hat mehr Kraft zur Veränderung. Ich denke, die Palästinenser haben die Chance, die Intelligenteren zu sein und sich nicht wie die Israelis zu benehmen”. Die Organisatoren wollen Tausende zu den Demonstrationen bringen und die Reden Gandhis aufzeichnen. Die Veranstaltungen werden rund $200 000 kosten, Spenden treffen aus der Schweiz und aus Norwegen ein. Unklar, was Gandhi zum Kampf der Palästinenser beisteuern kann, aber daß er eingeladen wurde zeigt, ein beträchtlicher Teil der palästinensischen Öffentlichkeit sucht nach populären, gewaltlosen Wegen des Widerstands. “Wir wollen ein palästinensisches Friedenslager organisieren, um Israel und der Welt klarzumachen, unsere Freiheit ist der Schlüssel zum Frieden”, so Boulata. Quelle: ZNet Deutschland vom 16.08.2004. Übersetzt von: Andrea Noll. Orginalartikel: Gandhi’s Grandson To Kick Off Unarmed Palestinian Campaign Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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