Typischer Hartz-Demonstrant ist gut gebildet und von der Reform betroffen
>> Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung Zusammenfassung der Ergebnisse . 75 Prozent der ostdeutschen Hartz IV-Demonstranten finden den Sozialismus eine “gute Idee, die schlecht ausgeführt wurde”. Zu diesem Ergebnis kommt eine erste wissenschaftliche Befragung der Hartz IV-Demonstranten, die ein Team um den Protestforscher Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) durchgeführt hat. Die Zustimmung zur Demokratie fällt unter den Montagsdemonstranten im Osten gering aus. Nur 58 Prozent sind der Meinung, dass die Demokratie die “beste Staatsform” ist. Unter den westdeutschen Demonstranten sind dieser Ansicht 68 Prozent. Die Befragung unter Montagsdemonstranten in Berlin, Leipzig, Magdeburg und Dortmund zeigt teilweise dramatische Verschiebungen im Wählerverhalten. Die SPD, die noch bei der letzten Bundestagswahl von rund 27 Prozent der Protestierenden aus den alten Bundesländern gewählt wurde, stürzt auf einen Wert von 2,1 Prozent ab. Auch in den neuen Bundesländern verliert die SPD dramatisch an Vertrauen: Sie fällt von rund 21 auf 0,6 Prozentpunkte. Zugewinne verzeichnet vor allem die PDS. Im Westen steigt die Zustimmung zur Politik der PDS von 22 auf 34 Prozent, im Osten von 44 auf 49 Prozent. Dagegen könnten die rechtsradikalen Parteien bei einer anstehenden Bundestagwahl nur relativ bescheidene Zugewinne verbuchen. Die NPD würde im Osten von 0,2 Prozent auf 2,4 Prozent anwachsen, im Westen von 0,3 Prozent auf 2,6 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass die Hartz IV-Demonstranten nicht von rechten Parteien in nennenswertem Umfang angezogen werden. Auch ortet sich nur eine verschwindende Minderheit der Demonstranten als “ganz rechts” ein. Unter den befragten Demonstranten waren nach eigenen Angaben 40 Prozent arbeitslos. Bezieher von Arbeitslosenhilfe waren in allen vier Städten deutlich stärker vertreten als Sozialhilfe-Empfänger und Bezieher von Arbeitslosengeld. Ãœberraschend hoch war mit 18 Prozent die Beteiligung von Rentnern und Pensionären. Insgesamt waren die Hartz IV-Demonstranten deutlich älter als die übrige Bevölkerung. Die Mehrheit der Protestierenden (52 Prozent) gab an, zwischen 45 und 64 Jahren alt zu sein. Es protestierte somit diejenige Altersgruppe, deren Integration in den Arbeitsmarkt am schwierigsten erscheint. Die Befragung der Wissenschaftler bezieht sich auf rund 1025 Demonstranten, die am 13. September 2004 an den Montagsdemonstrationen in Berlin, Leipzig, Magdeburg und Dortmund teilgenommen haben. Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung - Pressemitteilung vom 21.09.2004. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
|