Die Träume der AtomlobbyVon Franz Alt Bundesminister Jürgen Trittin dazu in der TAZ vom 28. September 2004: “Das ist eine alte Leier, weil der Atomlobby zur Energiepolitik nichts Neues einfällt. Nirgends, wo Marktwirtschaft und Wettbewerb auf dem Energiesektor herrschen, will jemand neue Atomkraftwerke bauen, es sei denn, der Staat deckt mit Subventionen die Risiken ab oder Großkunden garantieren feste Abnahmepreise wie in Finnland.” Für neue Atomkraftwerke fehlen inzwischen auch die jungen Wissenschaftler und Techniker. Seit 1998 hat es in Deutschland 2 (in Worten: zwei!!) Universitätsabsolventen in Kerntechnik gegeben und keinen einzigen an einer Fachhochschule. Die Atomlobby hat noch ein Problem: Neben Kohlestrom ist Atomstrom der teuerste der Welt. Das Fraunhofer-Institut in Karlsruhe hat vor Jahren schon vorgerechnet: Eine Kilowattstunde Atomstrom müsste realistischerweise nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft, also unter Einschluss der Verursacher- und Folgekosten, 1,80 Euro kosten. Die IPPNW, die Internationale Aerzte für die Verhütung des Atomkrieges / Aerzte in sozialer Verantwortung e.V. sowie Eurosolar bestreiten mit vielen guten Argumenten, dass AKWs wirklich zur Rettung des Weltklimas beitragen könnten. Auf der Webseite www.facts-on-nuclear-energy.info werden mit acht Plakatmotiven Fakten und Argumente gegen die Nutzung der Atomenergie angeboten. Die Plakate werden weltweit in 30 Sprachen verbreitet. “In allen Ländern, die Atomkraftwerke betreiben oder neue Atomkraftwerke planen, werden unsere Plakate deutlich machen, dass diese Technologie gefährlich und überflüssig ist”, erklärte Dr. Angelika Claußen vom IPPNW-Vorstand zum Auftakt der Kampagne. Die Plakatkampagne ist nach Angaben der Initiatoren eine Antwort auf die Nuklearkampagne der Atomindustrie, “die wieder einmal versucht, eine Renaissance der Atomenergie herbeizureden”. Die Atomindustrie argumentiert vor allem damit, dass aus Klimaschutzgründen neue Atomkraftwerke benötigt werden. Mit den Plakaten von IPPNW und EUROSOLAR wird auf eindrucksvolle Weise deutlich, dass die Atomenergie das Klima keineswegs retten kann. Um auch nur 10 Prozent der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Erdgas bis zum Jahr 2050 zu ersetzen, müssten bis zu 1000 neue Atomkraftwerke errichtet werden. Auch dann wären 90 Prozent des Klimaproblems noch immer ungelöst. Sogar die Internationale Atomenergie Organisation IAEA musste im Juni 2004 in einem Bericht zugeben, dass Atomenergie auch unter günstigsten Bedingungen nicht schnell genug ausgebaut werden könne, um den Klimawandel auch nur zu begrenzen. Folgerichtig heißt eines der Plakatmotive: “Klimaflop Atomenergie”. Hinzu kommt, dass den 440 Atomkraftwerken, die heute weltweit betrieben werden, schon in wenigen Jahrzehnten der Brennstoff ausgeht. Das Uran ist so knapp, dass es möglicherweise schon in 20 Jahren nicht mehr wirtschaftlich ist. Würden noch 1000 Atomkraftwerke gebaut werden, “dann stünden diese Kraftwerke in 50 Jahren ohne Brennstoff sinnlos in der Landschaft herum, ohne Strom produzieren zu können”, so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. Ohnehin sei die Atomenergie - so ein anderes Plakat - ein “Hochstapler”. Denn die 440 Atomkraftwerke trügen gerade mal 2,3 Prozent zum weltweiten Endenergieverbrauch bei. Nur durch statistische Tricks werde die Bedeutung der Atomenergie künstlich überhöht: Die offizielle Primärenergiestatistik weist einen Wasserkraftanteil von nur 2,2 Prozent aus, während der Atomenergie ein Anteil von 6,9 Prozent zugeschrieben wird. Dies, obwohl Wasserkraftwerke praktisch genau so viel Strom erzeugen wie die 440 Atomkraftwerke! Verharmlost wird aber auch das Risiko schwerer Atomkatastrophen. Legt man die Zahlen der offiziellen deutschen Risikostudie Kernkraftwerke zugrunde, dann summiert sich das Super-GAU-Risiko der rund 150 Atomkraftwerke Europas auf 40%. “Das entspricht der Wahrscheinlichkeit, auf Anhieb eine 6 zu würfeln”, so Dr. Angelika Claußen. “Wie die Atomkatastrophe in Tschernobyl zeigt, ist bei einem Super-GAU mit mehreren zehntausend Toten zu rechnen”, erläuterte die Ärztin. Hinzu kommt: Die derzeit 439 Atomkraftwerke auf der Welt sind 439 Einladungen an Terroristen. Wer diesen Zusammenhang nicht sieht, hat vom 11. September aber auch gar nichts begriffen. Aus all den genannten Gründen ergibt sich logischerweise nur die Konsequenz: Erneuerbare Energien statt Atomkraft. Die Atomenergie ist als Zukunftstechnologie so tot wie der Friedhof von Chicago! © Franz Alt - 2004 Dieser Text wird hier mit freundlicher Genehmigung von franz alt - www.sonnenseite.com veröffentlicht. IPPNW und EUROSOLAR fordern auf jedem der acht Plakatmotive nüchtern, konsequent und logisch: “Atomkraftwerke abschalten.” Auf der Homepage www.facts-on-nuclear-energy.info findet sich anschließend an die acht Plakatmotive ein ausführliches Hintergrundpapier. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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