Studie: Mindestens 100.000 Tode in Irak - Antikriegsbewegung will Krieg beendenDer US-amerikanische Krieg ist ein Blutbad für die irakische BevölkerungVon Michael Schmid In einer am 29.10.2004 in der renommierten britischen Ärzte-Zeitschrift The Lancet veröffentlichten Studie kommt ein unabhängiges Team amerikanischer und iranischer Ärzte zu dem Ergebnis, dass durch die von den USA angeführte Invasion und Besatzung des Irak mindestens 100.000 Zivilisten ihr Leben verloren, vielleicht sogar mehr. Weiter wird in der Studie der Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, der Columbia University School of Nursing und der Al-Mustansiriya Universität in Bagdad festgestellt, dass die meisten der 100.000 getöteten Irakis durch direkte Kriegshandlungen starben, in erster Linie durch Angriffe der US-Luftstreitkräfte und durch Artilleriefeuer. Die Untersuchung ist nach eigenen Angaben der Forscher der erste Versuch, die Zahl der toten Zivilisten im Irak seit dem Kriegsbeginn zu errechnen. Die US-Militärs führen keine Statistik über tote irakische Zivilisten und die Aufzeichnungen des irakischen Gesundheitsministeriums sind sehr begrenzt. “Unsere Ergebnisse müssen mit einer größeren Beispielgruppe nachgeprüft werden”, sagte der leitende Autor der Studie, Les Roberts von der Bloomberg School of Public Health. “Trotzdem denke ich, hat unsere Untersuchung sowohl die Wichtigkeit als auch die Machbarkeit einer Untersuchung zu zivilen Kriegsopfern bewiesen.” Methodisch wurde bei der Studie so vorgegangen, dass im September 2004 nach dem Zufallsprinzip 33 Nachbarschaften zu je 30 Haushalten aus ganz Irak ausgesucht wurden. Ãœber 7800 Irakis seien einbezogen worden. Dann sei die Todesrate unter Zivilisten während der 14,6 Monate vor Invasionsbeginn mit der Todesrate in den 17,8 Monaten danach verglichen worden. Die Forschungsgruppe ermittelte 46 Tote vor März 2003 und 142 Tote nach Beginn der Invasion. Diese Erhebungen sind in zwei Rechnungen eingegangen: eine, in der die Stadt Falludscha mit einbezogen, eine weitere, in der sie herausgelassen wurde. Die Forscher waren der Meinung, dass die Gewalt in Falludscha zu ausgeprägt war, als dass sie als typisches Beispiel für die Todesrate im ganzen Land hätte dienen können. Die Berechnung ohne Falludscha kam zu der Zahl 100.000. Von den 84 Prozent der toten Zivilisten, die direkt auf Kriegshandlungen zurückzuführen wären, sei in einer Größenordnung von 95 Prozent der bei weitem größte Teil durch Artilleriefeuer und Luftangriffe der Koalitionsstreitkräfte gestorben, so die Studie. Die meisten der durch die alliierten Streitkräfte Getöteten seien Frauen und Kinder gewesen. In einem Zahlenvergleich kommt die Antikriegskampagne VoteNoWar (siehe unten) zu folgender Feststellung: Die irakische Bevölkerung betrage schätzungsweise 25 Millionen Menschen. Würde diese Schlächterei wie im Irak auf die Gesamtbevölkerung der USA hochgerechnet, so wäre dies vergleichbar mit einer Todeszahl von einer Million Menschen. Gerade auch die jüngsten und am meisten verletzlichsten Menschen seien im Irak betroffen. So habe sich infolge des amerikanischen Krieges die Kindersterblichkeit im Irak fast verdoppelt. Starben vor dem Krieg 29 Kinder von 1000 Neugeborenen so sind es jetzt 57 von 1000. VoteNoWar stellt fest, der Krieg gegen Irak sei ein krimineller Krieg wie der Vietnamkrieg ein Verbrechen gewesen sei. Und als Ziel der Antikriegs-Befürworter würde nicht ausreichen, sich für einen Austausch von Bush durch Kerry auszusprechen. Bush und Kerry hätten für die Fortsetzung der gewaltsamen Besatzung mit dem Auftrag “Sieg” in Irak plädiert. VoteNoWar zeigt sich überzeugt, dass nur die Antikriegsbewegung den verbrecherischen Krieg im Irak zu einem Ende bringen kann. Auch in Vietnam habe das Blutbad erst geendet, als die USA schließlich dieses Land ganz verlassen hätten. Um das Blutbad in Irak zu beenden, müsse in den Vereinigten Staaten der Kampf gegen den Krieg verstärkt werden. Deshalb würden tausende von Menschen ab 3. November mit Aktionen beginnen, die in eine Massenaktion entlang der gesamten Strecke der Parade zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten am 20. Januar 2005 in Washington, DC, kulminieren sollen. Dafür wünscht sich die Antikriegsbewegung Unterstützung. >> Zur Studie: Iraqi Civilian Deaths Increase Dramatically After Invasion ———————— Aus einem Schreiben von VoteNoWar vom 29.10.2004: At Least 100,000 Dead in Iraq
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