Offener Brief zur Kriegsführung im Irak an den US-BotschafterIn einem Offenen Brief hat sich die “Kooperation für den Frieden”, in der zahlreiche Friedensorganisationen mitwirken, an den US-Botschafter in der Bundesrepublik gewandt. Darin wird gegen die Kriegsführung im Irak protestiert und unter anderem die unverzügliche Beendigung der Militäroperationen in den irakischen Städten sowie die Festlegung eines festen Abzugstermins für die Okkupationstruppen mit Abschluss spätestens in einem Jahr gefordert! Weiter wird der US-Botschafter aufgefordert, für einen Wahlprozess ohne Beeinflussung durch ausländische Interessen im Irak Sorge zu tragen und das völkerrechtliche Verbot für Besatzungsmächte zu respektieren, die Ökonomie des besetzten Landes nach eigenen Vorstellungen zu gestalten oder gar zu eigenem Nutzen auszubeuten! ——- Der Text des Briefes lautet wie folgt: An Offener Brief zur Kriegsführung im IrakSehr geehrter Herr Botschafter, mit großer Sorge und Betroffenheit verfolgen wir die Nachrichten aus dem Irak, zuletzt insbesondere von der “Offensive”, die US-geführte Truppen in der Stadt Falludscha durchführen. Uns erreichte auch ein Hilfsappell von Bürgern dieser Stadt, mit dem sie den UN-Generalsekretär und die Weltöffentlichkeit um Unterstützung in ihrer schrecklichen Lage baten. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Kriegsführung der von den USA angeführten Besatzungstruppen in Falludscha wie im ganzen Land in erster Linie die unbewaffnete Zivilbevölkerung trifft. Sicher ist Ihnen die in der renommierten britischen Mediziner-Zeitschrift “Lancet” publizierte Untersuchung bekannt, nach der seit der Invasion im März 2003 mindestens 100.000 Menschen dem Krieg zum Opfer gefallen sind, die überwiegende Mehrheit davon durch Luft-Bombardements der Koalitionstruppen, und wiederum die weit überwiegende Mehrheit davon Zivilisten, v.a. Frauen und Kinder. Mit Sicherheit ist Ihnen auch bekannt, dass die Genfer Konvention klare Schutzbestimmungen für die Zivilbevölkerung in Kriegszeiten vorsieht. Es erscheint offensichtlich, dass Ihre Regierung diese Konvention bei ihrem Vorgehen im Irak nicht respektiert, obwohl die USA zu den Unterzeichnerstaaten gehören. Es ist in diesem Zusammenhang für uns ein weiterer Grund zur Beunruhigung und Empörung, dass der designierte Justizminister, Herr Alberto Gonzales, Präsident Bush mit dem juristischen Rat versah, diese Konvention als obsolet zu betrachten! Unsere Befürchtung ist, dass über das aktuelle, schreckliche Leid der betroffenen Bevölkerung und auch der verletzten und getöteten US-Soldaten hinaus durch das Vorgehen der USA und ihrer Verbündeten nicht etwa die Demokratie gefördert, sondern im Gegenteil dem internationalen Rechtssystem ein schwerer und dauerhafter Schaden zugefügt wird, und damit zivilisatorische Errungenschaften einen schweren Rückschlag erleiden. Illegale Gefangenschaft und Folter, die von Ihrer Regierung zu verantworten sind, werden ein Übriges dazu beitragen, Hass zwischen der arabisch-islamischen Welt und dem Westen zu vertiefen, und damit terroristischen Gruppen weiteren Boden zu bereiten. Aus unserer Sicht hat die US-Regierung mit dem Irakkrieg die UN-Charta und damit geltendes Völkerrecht gravierend verletzt, wie dies ja auch der UN-Generalsekretär konstatiert hat. Wir appellieren an Ihre Regierung, eine rasche Umkehr ihres verhängnisvollen Kurses in die Wege zu leiten. Als Menetekel sollte die Erinnerung an den grausamen Krieg in Vietnam dazu mahnen, nicht ein weiteres Mal die Arroganz der Macht walten zu lassen, und damit nicht zuletzt das Ansehen der Vereinigten Staaten in der Welt schwer zu beschädigen. Größe liegt nicht in der maximalen Entfaltung militärischer Potenz, sondern in der Fähigkeit, Fehler zu erkennen und rechtzeitig zu korrigieren. Deshalb bitten wir Sie, unseren Appell an die zuständigen Stellen Ihrer Regierung weiterzuleiten:
Sehr geehrter Herr Botschafter, sicher wissen Sie, dass die deutsche und europäische Öffentlichkeit durch den von Ihrer Regierung unter Angabe nicht zutreffender Gründe geführten Irak-Krieg tief beunruhigt ist, und inzwischen eine Mehrheit der Europäer die US- Politik als eine Gefahr für den Weltfrieden einstuft. Gleichzeitig gibt es vielfältige und bewährte Verbindungen, wichtige Gemeinsamkeiten und viel Sympathie und Bewunderung für die US-amerikanische Nation in unserem Land. Wir wünschen uns für die Zukunft, dass wir nicht als Kriegs-Alliierte, sondern als Verbündete für friedliche Entwicklung gemeinsame Beiträge für die Weltgemeinschaft leisten können. Hochachtungsvoll Für die Kooperation für den Frieden Matthias Jochheim (IPPNW) - gez. Kathrin Vogler (BSV) ——- Der Kooperation für den Frieden gehören an:
——- Quelle: Kooperation für den Frieden Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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