Für eine friedliche und soziale Welt!Von Maria Mies - Rede bei der Kundgebung gegen US-Präsident George W. Bush am 23.02.2005 in Mainz Mr. Bush, You are not welcome! Gerade jetzt wird George W. Bush, der amerikanische Präsident von Bundeskanzler Schröder hier in Mainz empfangen und willkommen geheißen. Auch wir haben uns hier versammelt, um ihn zu begrüßen. Wenn meine Worte ihn trotz Polizeiabsperrungen erreichen würden, würde ich ihm folgendes sagen: Herr Bush, Sie sind uns nicht willkommen. Sie sind ein Lügner. Mehr noch, Sie wussten, dass Sie logen. Als die Wahrheit ans Licht kam, sagten Sie, Ihr Irak-Krieg sei trotzdem notwendig gewesen. Die Welt sei jetzt ein besserer Ort als vor dem Krieg. Er habe Freiheit, Demokratie und Frieden gefördert. Alle wissen, dass das Gegenteil der Fall ist. Und Sie lügen weiter! Worum geht es bei Ihrer Reise nach Europa und Ihrem Schmusekurs um die europäischen Staatsoberhäupter? Angeblich wiederum um Freiheit, Freiheit, Freiheit, Frieden und Demokratie in der ganzen Welt. Sie beschwören die unverbrüchliche Einheit zwischen den USA und Europa im Kampf um die Freiheit. Keine Macht der Welt könne die zwei je wieder entzweien. “Wir sprechen mit einer Stimme!” sagten Sie am Montag in Brüssel. Großartige Worte! Doch wer kann sie glauben? Menschen, die ihren klaren Kopf noch nicht verloren haben, graust es bei der Inflation von Worten wie Freiheit, Demokratie und Frieden aus Ihrem Munde. Alle wissen, dass Sie einer der größten Kriegstreiber aller Zeiten sind. Dass es Ihnen jetzt hauptsächlich darum geht, einen Teil der Kosten für Ihren verkorksten, nicht enden wollenden Krieg im Irak und Afghanistan auf die Europäer abzuwälzen. Sie sollen an Ihrem Kolonisierungsprojekt als Zahlende beteiligt werden. Außerdem sollen die Europäer Ihren längst geplanten weiteren Kriegen gegen den Iran, gegen Syrien und gegen Nordkorea - Ihre berüchtigte Achse des Bösen - zustimmen, ohne große Probleme zu machen. Allerdings verfolgen Sie dabei eine etwas andere Strategie als bei den vorigen Kriegen. Die Europäer sollen sich ruhig zunächst an der diplomatischen Front abarbeiten, z.B. den Iran überzeugen, keine Atomanlagen zu bauen. Wenn diese Strategie nichts fruchtet - was Sie erwarten -, dann werden Sie zuschlagen. Unilateral. Sie halten sich alle Optionen offen, wie gehabt. Mit den Europäern, wenn möglich, ohne sie, wenn nötig. Denn Sie und der militärisch-industrielle Komplex in den USA, dem Sie dienen, braucht weitere Kriege, ja, praktisch den Krieg ohne Ende. Und Sie scheinen tatsächlich zu glauben, dass es möglich ist, auch alle Europäer, wie Ihre Landsleute in den USA, einer solchen Gehirnwäsche zu unterziehen, dass sie Ihre neue Sprachregelung tatsächlich akzeptieren, nämlich, dass Frieden Krieg bedeutet, Freiheit Unterwerfung und Demokratie totalitäre Kontrolle nach innen und außen. Glauben Sie wirklich, wir, die europäische Bevölkerung würden Ihnen abnehmen, dass Sie von Gott selbst berufen seien, der ganzen Welt Ihre Heilsbotschaft zu bringen, und sei es durch Kriege? Aber vielleicht kümmert Sie das Volk nicht, wenn nur die Staatsoberhäupter Europas Ihren Plänen keinen Widerstand entgegensetzen. Und diese Pläne sind die selben wie eh und je. Sie streben die Weltherrschaft über den ganzen Planeten an, zum Wohl des Kapitals und, wie Ihr Vater sagte, zur Sicherung des American Way of Life, und des “freien” Weltmarktes. Kriege sind genauso Teil dieser Strategie wie die neoliberale Globalisierung mit ihren Prinzipien der universalen Konkurrenz, der Privatisierung und vor allem der ungehinderten Profitmacherei. McDonald’s kann seine Hamburgers nur weltweit anbieten und Coca Cola sein Zuckerwasser nur in allen Erdteilen verkaufen, weil die amerikanische Airforce, die Army, die Navy, und die Marines hinter ihnen stehen. Globalisierung und Krieg gehören zusammen. Doch lassen wir jetzt Herrn Bush mit seinen Lügen. Wenden wir uns den europäischen Staatsoberhäuptern zu, die ihn jetzt überall empfangen. Warum machen sie dieses unwürdige Spiel mit Worten mit? Sie kennen doch die Interessen, die hinter den Plänen des Herrn Bush und seiner Regierung stehen. Warum machen Sie dieses verlogene Theater mit? Dreht sich ihnen nicht der Magen um bei ihren gemeinsamen Dinners und Pressekonferenzen? Glauben sie wirklich, Herr Bush sei plötzlich zum Friedensengel mutiert? Und: wie ernst ist es den Herren Chirac, Schröder und Blair mit ihrem eigenen Friedenswillen? Wie die nicht enden wollenden Kriege der USA, soll auch die Militärverfassung der EU dazu dienen, das bankrotte System der kapitalistischen, globalen Profitmacherei noch etwas länger am Leben zu erhalten. Doch dieses System ist moralisch schon gescheitert. Alle die Lügen, die Herr Bush und seine Vasallen Non-Stop verbreiten, können ihm keine Glaubwürdigkeit mehr verschaffen. Das ganze Lügensystem soll vor allem der Bevölkerung, aber auch den Politikern, den Verstand vernebeln. Leider machen die meisten Medien dieses ekelhafte Spiel mit. Das werden wir nicht zulassen. Wir werden nicht zulassen, dass Worte wie Freiheit, Frieden und Demokratie von Leuten wie Herrn Bush so verhunzt werden, dass ein anständiger Mensch nicht mehr wagt, sie in den Mund zu nehmen. Wir werden dafür sorgen, dass sie ihren ursprünglichen Sinn behalten. Wir werden nicht schweigen. Wir sind nicht die schweigende Mehrheit. Wir werden weiter reden, demonstrieren und Widerstand gegen alle Kriegstreiber leisten. Die weltweite Friedensbewegung begnügt sich heute nicht mehr mit bloßen Friedensappellen. Das letzte Sozialforum in Porto Allegre hat gezeigt, dass immer mehr Menschen auf der ganzen Welt den Zusammenhang zwischen Ökonomie und Krieg verstehen, dass sie sich zusammenschließen zu neuen Bündnissen gegen Ausbeutung, Naturzerstörung, Globalisierung und Krieg. Eine andere, friedliche Welt ist möglich. Sie wird nicht von Leuten wie Bush gemacht, sondern von Leuten wie wir alle. Quelle: notwelcomebush.de Veröffentlicht amArtikel ausdrucken |
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