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Atomwahnsinn mit gewaltfreiem Widerstand stoppen, bevor er uns umbringt!

Von Matthias Reichl - Botschaft zum Hiroshima-Gedenken 2005 in Wien ( hiroshima.at )

Im August 60 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki, im nächsten April 20 Jahre nach Tschernobyl - diese Ge- und Bedenktage haben eine nicht zu überbietende Sprengkraft. Denn die zivil-militärischen “Bombenleger” handelten - und handeln weiter - im Auftrag von Staaten und Konzernen in einer Strategie, die die Entschärfung und gefahrlose “Entsorgung” aller existierenden Bomben unmöglich macht. Für viele von uns hat 1992 das World Uranium Hearing in Salzburg die tödliche Kette vom Uranbergbau über AKWs und Atomwaffen bis zur “Endlagerung” in ihren Dimensionen bewusst gemacht. Besonders betroffen sind indigene Völker - von den USA über Afrika und Asien bis in den Pazifik.

Zwei Beispiele dafür - unter vielen:

  1. Johan Galtung verurteilt unmissverständlich den “geo-faschistischen Staatsterrorismus des US-Imperialismus, begleitet vom veralteten britischen Empire”. Ihre “Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen Frieden und Humanität” manifestieren sich im Irak u.a. im “Atomkrieg mit abgereichertem, radioaktivem Uranium” 1 . Inzwischen stellen Experten nicht nur die weitreichende Kontaminierung des Irak sondern auch Verfrachtungen bis nach Europa fest.
  2. In Großbritannien: Anfang Mai (2005) wurde bekannt, dass in der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield 80.000 Liter einer radioaktiv verseuchten und hochgiftigen Flüssigkeit (20 Tonnen Uran und Plutonium in konzentrierter Salpetersäure) ausgetreten waren. Norwegen forderte politische Konsequenzen nach dem Vorfall. Bereits seit den 80er Jahren gibt es Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage.

Die Wiederaufbereitung ist einer der gefährlichsten Schritte in der nuklearen Brennstoffkette. Die abgebrannten Brennelemente werden mechanisch zerkleinert, in heißer Salpetersäure und Kerosin aufgelöst und Uran, Plutonium sowie andere Isotope voneinander getrennt. Viele Produkte der Wiederaufbereitung sind für Atomwaffen geeignet. Uran in Verbindung mit Plutonium (sogenannte MOX-Brennstoffe) kann auch gängige Brennelemente ersetzen.

Wiederaufbereitung ist keine Lösung! Die Abfallspirale dreht sich weiter… Ein Paradox: Die Wiederaufbereitung vervielfacht den radioaktiven Abfall! Nach Schätzungen entsteht bei der Wiederaufbereitung 20-mal mehr Abfall als die abgebrannten Brennstäbe selbst darstellen. Auch flüssiger Atommüll fällt an, der besonders schwierig zu handhaben ist - und routinemäßig deshalb einfach ins Meer gekippt wird (z.B. das radioaktive Technetium-99: Halbwertszeit: 214.000 Jahre).

Täglich werden mehr als 8 Millionen Liter radioaktives Wasser aus Sellafield in die Irische See gepumpt. Die Nuklide sind an den Küsten Norwegens und Grönlands nachweisbar. Der Meeresboden bei Sellafield ist so stark verstrahlt, dass er in Deutschland als Atommüll deponiert werden müsste. Schätzungen gehen davon aus, dass allein aus Sellafield 250 bis 500 Kilogramm Plutonium ins Meer gelangt sind - 300 Gramm reichen aus, um Millionen Menschen durch Lungenkrebs zu töten. Beim Zersägen und Auflösen der Brennstäbe in Säure wird Tritium, aber auch Krypton 85 in gewaltigen Mengen freigesetzt. Krypton 85 steht im Verdacht, am Abbau der Ozonschicht mitbeteiligt zu sein. 2

Meine Schlussfolgerung daraus belege ich durch vier Beispiele unter vielen für das selbstmörderische “Bombenlegen” mit irreversiblen Folgen für uns alle: Das Scheitern der NPT-Konferenz in New York; die ungelöste “Dekontaminierung” weiter Gebiete in der Ukraine und durch DU-Bomben, verstrahlte Teile von Ex-Jugoslawien - die in die EU streben - (aber auch der Adria) sowie die weltweite Propagandaoffensive für den Bau weiterer AKWs - und für die verlängerte Betriebsdauer der alten.

Unsere Konsequenz daraus: Stoppen wir mit gewaltfreiem Widerstand diesen Atomwahnsinn bevor er uns umbringt!

1 Johan Galtung: Human Rights and the US/UK Illegal Attack on Iraq. 24.6.2005. www.transcend.org

2 Mitgliederbrief Juni 2005. “atomstopp_atomkraftfrei leben!”. Linz. www.atomstopp.at

Matthias Reichl ist Pressesprecher des Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit in Bad Ischl (Österreich).

Quelle: Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit - E-Rundbrief - Info 258 vom 27.07.2005.

Veröffentlicht am

28. Juli 2005

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