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Bitte, jetzt sofort!

Von Victoria Buch, Jerusalem 07.09.2005

Ich muss zugeben, dass ich ziemlich überrascht war, als der Abzug der Siedler tatsächlich stattfand. Ich erwartete die übliche Reihe israelischer Provokationen, die dem üblichen palästinensischen Terror folgt, gefolgt von einer schweren israelischen Invasion im Gazastreifen mit der üblichen Propaganda: “Wir wollten ihnen alles geben - aber sie wollen uns nur ins Meer werfen.”

Es ist vollkommen klar, dass die Abzugs-Seifenoper nur dem Zweck diente, den Raub der Westbank zu verschleiern. Vor kurzem wurden die Aktivitäten um Israels Annexionen um noch einige Nummern stärker intensiviert. Jetzt werden ganze Dörfer zerstört und ihre Bewohner weggejagt. Die weinenden Gaza-Siedler füllten die TV-Schirme, damit die internationale Öffentlichkeit den rasend schnellen Aufbau der Mauern, die die palästinensischen Gettos umgeben, übersieht. Die vom Staat gesponserten Siedlerbanditen, die die Westbank terrorisieren, werden im TV auch nicht besonders gezeigt.

Gerüchte einer bevorstehenden Invasion in den Gazastreifen wurden nicht erhärtet. Die aktuelle Realisierung von Sharons “Guten Absichten” ist recht bemerkenswert. Tanya Reinhardt vermutet, dass diesmal Onkel Sam dazwischen gefahren ist und Sharons Hand festhielt. Ich finde diesen Gedanken irgendwie optimistisch. Wenn es stimmt - danke, Onkel Sam, danke!

Kann ich als besorgte israelische Bürgerin Sie und ihre politischen Kollegen in aller Welt um noch mehr Hilfe bitten? Es ist dringend nötig - und zwar jetzt sofort!

Bitte, fordern Sie von der israelischen Regierung, dass sie aus der Westbank hinausgeht bis zu der Grenze von 1967 - jetzt sofort! Und nicht “abhängig macht von Abu Mazens scharfem Vorgehen gegen den Terror”. Wie Sie genau wissen, kann Abu Mazen gar nicht gegen den Terror scharf vorgehen, solange das israelische Militär die Westbank kontrolliert, und man seinen Sicherheitsleuten Waffen verweigert. Die israelische Polizei in den besetzten Gebieten hat nichts mit dem Terror zu tun (im Gegenteil!) - aber sehr viel mit dem Annexionsplan.

Oder fordern Sie von Israel, dass es allen Palästinensern, die es wollen, die volle Staatsbürgerschaft gewährt - jetzt sofort. Machen Sie ihm klar, dass es die Westbank nur behalten kann, wenn es die Rechte der Bewohner auf das Land anerkennt. Und fordern Sie einen Stopp des Landraubes zugunsten der Siedler.

Fordern Sie jetzt sofort, dass die israelische Regierung die palästinensischen Gettos öffnet, die Menschen befreit und ihnen erlaubt, in Israel zu arbeiten. Da die Regierung die palästinensische Wirtschaft zerstört hat, sollte sie dafür verantwortlich gemacht werden, den Palästinensern Arbeit zu geben. Und glauben Sie nicht an die ewige Behauptung, dass dann der Terror zunimmt. Die Wahrscheinlichkeit ist viel höher, dass sich eine verzweifelte, arbeitslose Person mit Terror beschäftigt, als jemand, der arbeitet und Geld verdient. Keine Mauern werden ihn oder sie daran hindern. Ein normales Leben und Hoffnung für die Zukunft sind ein besseres Rezept.

Und Onkel Sam, sei so freundlich und stoppe jetzt sofort den absurden Fluss von US-Geldern und Waffen für die israelische Regierung. Im Augenblick ist die Priorität dieser Regierung, die Siedlungen zu erweitern und das Einsperren der Palästinenser. Diese Politik ist für die Palästinenser äußerst destruktiv, aber auch sehr schädlich für die Zukunft Israels. Deshalb, bitte, keine Unterstützung mehr. Ganz sicher brauchen nun die Flutopfer von New Orleans das Geld viel nötiger.

Und liebe EU, Ihre Hilfe ist auch dringend nötig. Ich meine Hilfe, keine Almosen. Sharon ist dabei, in der Westbank den größten menschlichen Zoo zu errichten, den es jemals gab. Ihre Aufgabe wäre es, diesen Zoo zu füttern. Die Menschen in den palästinensischen Gettos sind absolut fähig, sich selbst zu ernähren, wenn sie ihre Felder und ihre Arbeit wieder zurück bekommen. Bitte, üben Sie in dieser Richtung stetigen Druck auf Israel aus! Und haben Sie keine Angst davor als “Antisemiten” bezeichnet zu werden. Meine palästinensischen Freunde sind auch Semiten und brauchen dringend Ihre Hilfe!

Bitte, helfen Sie jetzt SOFORT! Es ist schon fast zu spät.

Quelle: www.kibush.co.il vom 07.09.2005. Ãœbersetzt von: Ellen Rohlfs.

Veröffentlicht am

18. September 2005

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