Erklärung zu Rosh H’ShanahEuropäische Juden für gerechten FriedenJüdisches Neujahr 5766Es ist eine Tragödie und Schande zugleich: Am Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes Rosh H’Shanah, das die Hohen Feiertage einleitet, am Vorabend der Jahreszeit, die von Menschen jüdischer Herkunft überall als Zeit der Besinnung, der geistigen Selbstprüfung, Reue und Versöhnung begangen wird, sind wir Zeugen neuerlicher Zerstörungs- und Terroraktionen der israelischen Armee im Gazastreifen. Die Erinnerungen an den Vorabend der Hohen Feiertage im Jahre 2001, als Ariel Sharon die Ursache für unzählige Todesopfer, sowie für eine abermalige Verschärfung der Demütigung und Unterdrückung des besetzten palästinensischen Volkes war, sind noch nicht verblasst. Sie werden durch ständig neue Verbrechen der Regierung unter seiner Führung vertieft. Die Europäischen Juden für gerechten Frieden verurteilen uneingeschränkt die militärischen Übergriffe auf den Gazastreifen, zu denen auch unzählige Lärmangriffe gehören, denen die Bevölkerung durch Anflüge der F-16 Kampfflieger permanent ausgesetzt ist. Die unerträglichen “Lärmexplosionen” sind dazu geeignet, die gesamte ca. 1.300.000 Palästinenser zählende Bevölkerung des Gazastreifens einzuschüchtern und zu zermürben. Viele leiden bereits unter gesundheitlichen Folgen, wie Traumata, Koliken und Hörschäden. Besonders betroffen sind Säuglinge, Kinder und schwangere Frauen. Die Luftangriffe werden vielfach nachts gestartet. Die israelische Armee terrorisiert eine zum großen Teil unbewaffnete Bevölkerung mit einer militärischen Kriegsmaschinerie. Viele Menschen hinterfragen jetzt den jüngsten Abzug der Siedler aus dem Gazastreifen. Konkret wird gefragt, ob er nur vollzogen wurde, damit die israelische Armee in Gaza freie Hand hat, zu tun und lassen, was sie für geboten hält. Die unsäglichen Militäraktionen der letzten Tage legen eine solche Mutmaßung nahe. Die Europäischen Juden für gerechten Frieden fordern die Regierung Israels mit Nachdruck auf, die neuerlich eingeleitete, außerhalb jeden Rechts praktizierte Folge gezielter Tötungen, denen allein in den vergangenen zehn Tagen mindestens 11 Palästinenser zum Opfer gefallen sind, unverzüglich und vollständig einzustellen. Für diese Mordanschläge kann es keine Rechtfertigung geben. Zudem müsste der israelischen Regierung, die vorgibt, im Interesse der israelischen Bevölkerung zu handeln, jenseits der Illegalität dieser Handlungen, doch auch bekannt sein, was für jeden objektiven Zeitzeugen offenkundig ist: Solche Militäraktionen führen zu einer weiteren Eskalation der Gewalt, der Vergeltung und des Schmerzes nicht zuletzt auch für die israelische Bevölkerung. Die Europäischen Juden für gerechten Frieden verurteilen weiter, die mit bloßem, zudem unausgewiesenem Verdacht begründete Festnahme Hunderter Palästinenser. Sie erfolgt ausdrücklich im Widerspruch zu internationalem Recht und zur Vierten Genfer Konvention. Die Legitimierung von Festnahmen wegen eines vorgeblichen Verdachts hätte zur Folge, dass jeder Palästinenser jederzeit durch die israelische Armee als Terrorist verdächtigt und ohne Beweis sowie ohne Gericht, inhaftiert werden könnte. Die Europäischen Juden für gerechten Frieden rufen die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Vereinten Nationen sowie die Europäische Union auf, sich endlich der Verantwortung anzunehmen, dem andauernden Blutvergießen in Palästina Einhalt zu gebieten. Wir rufen alle friedliebenden Kräfte auf, weltweit mit breiten Aktionen gegen die Kollektivbestrafung der gesamten ca. 4.000.000 Menschen zählende Bevölkerung Palästinas zu protestieren. Das Unrecht der 38 Jahre andauernden militärischen Besetzung der Gebiete Ostjerusalem, der Westbank und des Gazastreifens, die inzwischen durch die rechtswidrige Errichtung der so genannten Trennungsmauer faktisch an Israel annektiert sind, muss beendet werden. Es darf nicht hingenommen werden, dass die UN-Charta, das Völkerrecht und die unzähligen Resolutionen und Vereinbarungen von der israelischen Regierung nicht den gebotenen Respekt erhalten und mehr nochvollständig ignoriert werden. Die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und die Europäische Union sind daher dringend aufgefordert, in Verteidigung des Völkerrechts konkrete Maßnahmen gegen die aggressive und rechtswidrige Politik der Regierung Israels zu ergreifen. Am Vorabend des Rosh H’Shanah Festes erklären wir, die Europäischen Juden für gerechten Frieden, die vielen Todesopfer und Verletzten, die Zerstörungen, der Hass und der unsägliche Schmerz der vergangenen Jahrzehnte belegen unmissverständlich: Es kann keinen Frieden auf der Basis militärischer Stärke und Besetzung geben. Möge das neue Jahr der internationalen Gemeinschaft und vor allem der Bevölkerung und Regierung Israels die Kraft und die Weisheit geben, glaubwürdige und vertrauensbildende Maßnahmen für die Erzielung eines gerechten und für beide Völker dauerhaften Frieden einzuleiten. Presseerklärung “Europäische Juden für gerechten Frieden” - “European Jews for a Just Peace” , EJJP - vom 03.10.2005. Rosh H’Shanah StatementJewish New Year 5766It is both tragic and shameful that, on the Eve of Rosh H?Shanah, the Jewish New Year, the beginning of the High Holidays, the period of remembrance, spiritual self-examination, and repentance by Jewish people everywhere, destruction and new acts of terror were brought to the Gaza Strip by the Israeli Army. We remember that it was on the Eve of the High Holidays 2001 when Ariel Sharon caused increased humiliation, oppression, and death for the occupied Palestinian people. This memory has not paled, indeed it has been intensified by the continual, new crimes carried out by the Sharon Government. The European Jews for a Just Peace wish to express their unreserved condemnation of the inexcusable military air attacks on the Gaza Strip, including innumerable sound attacks by F-16 fighter jets. These unbearable sound explosions have terrifying effects, including physical consequences, hearing problems, colics, trauma, etc., on the entire population of the Gaza Strip, a population of approximately 1.300,000 Palestinians. They are of particular harm to babies, children, and pregnant women. Many of these air attacks have been carried out at night. The Israeli Army is thus terrorising a largely unarmed population with its military war machine. Many question the recent withdrawal of settlers from the Gaza Strip, asking whether this was done to give the Israeli Army a free hand in Gaza. Judging by the reprehensible acts of the last days, this seems to be the case. The European Jews for a Just Peace urgently call on the Government of Israel to cease its targeted, extrajudicial killings, of which at least 11 have occurred in the last 10 days. There can be no justification for the illegitimacy of these murders. Moreover, other than the illegality of such criminal actions it should be obvious to the Government of Israel, which claims to act in the interests of its people, and, indeed, to any objective observer, that this will only result in an escalation of violence, retaliation and pain for the civilian Israeli population. The European Jews for a Just Peace also condemn the arrests of hundreds of Palestinians on mere suspicion, which is in contravention of international law and the Fourth Geneva Convention. The legitimation of such arrests would mean that any Palestinian can be taken prisoner by the Israeli Army on the grounds that he is a terrorist, without giving any proof whatsoever of his guilt. The European Jews for a Just Peace call on the international community, the United Nations and the European Union, to finally accept their responsibility and to put an end to the bloodshed in Palestine. We call on all peace loving forces to act in every way possible against the collective punishment meted out against the entire Palestinian population of almost 4,000,000 people. The injustice of the 38-year military occupation by Israel over East Jerusalem, the Gaza Strip and the West Bank, which is now largely being annexed to Israel by its so-called ?separation barrier?, must end. It is totally unacceptable that the United Nations Charter, international law and innumerable United Nations resolutions and agreements have been treated with disrespect and are being ignored by the Israeli Government. Consequently, the international community, the United Nations and the European Union are urgently requested, in defence of international law, to take concrete action against the aggressive policies of the Government of Israel. On the Eve of Rosh H?Shanah, the Jewish New Year, The European Jews for a Just Peace declare that the many dead and wounded victims, destruction, hate and immeasurable pain of the last decades confirm that peace can never be based on military power and occupation. We hope that the New Year will give the international community and above all, the people and Government of Israel the strength and wisdom to take honest and confidence-building measures to achieve a just and lasting peace for both peoples. Press Release “European Jews for a Just Peace” , EJJP 3 October 2005 Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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