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Gebet und Fasten für den Frieden

Von Ted Glick - ZNet 09.07.2006

Mahatma Gandhi, der die indische Unabhängigkeitsbewegung in den 20er, 30er und 40er Jahren führte, sagte einmal: "Das Fasten ist die aufrichtigste Form des Gebets". Ich habe in 35 Jahren 17 Mal dauergefastet - zwischen 6 und 42 Tage lang. Durch diese Erfahrung kann ich sagen, Gandhi hatte recht.

In dieser Woche werden 3.000 Menschen in den USA und weltweit mindestens einen Tag fasten. Die landesweite Fastenaktion nennt sich Troops Home Fast ( www.troopshomefast.org ) und ist ein Beitrag zur Beendigung des Irakkriegs. Auch ich beteilige mich daran. Seit dem Abend des 3. Juli habe ich nichts mehr gegessen und werde durchhalten bis zum Abend des 10. Juli. Und solange die Fastenaktion dauert, werde ich an jedem Montag keine Nahrung zu mir nehmen.

Hier einige der Bekannteren unter den FastenteilnehmerInnen und -teilnehmern: Cindy Sheehan, Susan Sarandon, Daniel Ellsberg, Sean Penn, Medea Benjamin, Dick Gregory, Willie Nelson, Bonnie Raitt, Alice Walker, Danny Glover, Ed Asner, Dolores Huerta, Lynn Woolsey, Cynthia McKinney, Rev. Bob Edgar, Rev. Al Sharpton, Howard Zinn, Kim Gandy und Patch Adams.

Warum tun wir das? Diane Wilson, eine Shrimpsfischerin aus Texas und Mitgründerin von Code Pink , erklärt ihre Motive: "Die Mehrzahl der Amerikaner will diesen Krieg nicht und will, dass die Truppen nach Hause kommen - nicht, weil Krieg zu hart ist oder einige zart Besaitete aufgeben und davonrennen wollen, sondern, weil dieser Krieg auf Lügen und vielen, mit einander verwobenen Zielsetzungen basiert, die ganz klar mit Öl zu tun haben und weil dieser Krieg gegen alles ist, wofür Amerika eigentlich stehen sollte: Frieden, Sicherheit, Nächstenliebe.

Bleibt die Frage: Wir, die wir das Töten stoppen wollen, engagieren wir uns ebenso für den Frieden wie die Kriegsbefürworter (für den Krieg)? Sicher wird die Kriegsmaschinerie das Leben unserer Kinder und das irakischer Kinder opfern - sind wir bereit, unser eigenes zu opfern? Sind wir bereit, unser Leben mit dem der Soldaten, die ausgeschifft werden, zu tauschen? Würden wir unser Leben riskieren, damit die Kinder im Irak leben können? Genau aus diesem Grund habe ich in den nationalen Ferien diesen Hungerstreik begonnen: Ich will einen geisteskranken Krieg beenden und die Truppen heimbringen, und ich will mein Land davon abhalten, den Weg, den wir offensichtlich eingeschlagen haben, weiterzugehen." Diane Wilson ist eine von mehreren Personen, die unbegrenzt, das heißt ohne Deadline, fasten wollen. Wilson: "Ich glaube, es ist besser, dass wir unser Leben riskieren, als dass unsere Kinder ihres riskieren. Es ist besser, dass wir unser Leben riskieren, als dass unschuldige irakische Kinder sterben müssen. Wenn wir dies erreichen, schaffen wir vielleicht, vielleicht einen sicheren Hafen, in dem der Friede gedeihen kann. Ich bin nicht sicher, dass es passieren wird, aber ich weiß, indem wir uns verlieren, finden wir uns. Dafür bin ich bereit, mein Leben zu riskieren."

Eine historische Aktion. Zum erstenmal findet in den USA eine derartige Aktion mit so großer Beteiligung statt. Schon jetzt beteiligen sich mehrere tausend Menschen an dieser Form des Friedensdienstes.

Doch es geht um viel mehr als nur Zahlen. Weit mehr zählt, dass es Menschen gibt, die bereit sind, ihre tägliche Routine und ihr gewohntes Leben für ein höheres Gut zu unterbrechen und freiwillig zu leiden. Manche, so wie Diane Wilson, sind sogar bereit, ihre Gesundheit zu gefährden - und noch Drastischeres.

Warum? Sind diese Leute so verzweifelt und hoffnungslos über den Krieg im Irak und über die Richtung, die unser Land eingeschlagen hat? Nein, im Gegenteil. Ihre Handlungsweise soll unmissverständlich klarmachen: Wir sind zwar sehr wütend und besorgt über die Aktionen unserer Regierung in Washington, doch unsere Friedensaktionen bleiben nicht passiv und zögerlich. Wir sind bereit, die Extrameile zu laufen.

Marie Dennis, eine ehemalige Leiterin von Pax Christi, fastete 1992 42 Tage lang. Beim Fasten, so sagte sie, denken wir an jene, die "nicht die Wahl haben aufzuhören, sollte es zu schlimm kommen; sie erleben den quälenden Hunger Tag für Tag - weil sie zu arm sind, um ausreichend an Nahrung zu kommen; der nagende Hunger hört nie auf und lässt ihre Kinder früher oder später dahinsiechen; Es ist auch der Hunger nach mehr als nur minimaler Existenz - nach Bildung, Versorgung im Krankheitsfall und Wohnraum".

Die ganz normalen Iraker und die ganz normalen Amerikaner - normale Menschen überall auf der Welt - wollen Essen, Bildung, Versorgung im Krankheitsfall und Wohnraum. Sie verdienen es, und die Ressourcen sind da. Stattdessen wird das Geld aber in Bomben und Gewehre investiert und dazu benutzt, die ohnehin obszön reichen Konzerneliten dieser Welt noch reicher zu machen.

Wir müssen den Krieg beenden. Wir müssen das Land herumreißen. 2006 muss das Jahr werden, von dem spätere Historiker sagen werden, in diesem Jahr hat die große Wende eingesetzt. Dies ist möglich, wenn wir alle unseren Beitrag leisten - in jeder uns möglichen Form.

Ted Glick ist aktiv bei Climate Crisis Coalition (www.climatecrisiscoalition.org) und Independent Progressive Politics Network (www.ippn.org) Sie erreichen ihn unter indpol@igc.org oder postalisch unter P.O. Box 1132, Bloomfield, New York, Tel.: USA/07003

Quelle: ZNet Deutschland vom 11.07.2006. Übersetzt von: Andrea Noll. Orginalartikel: "Fasting and Praying for Peace" .

Veröffentlicht am

12. Juli 2006

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