Hiroshimatag 2006: Die Verwüstung der Welt - nicht nur atomar!Von Matthias Reichl
Sowohl die Juden wie auch die Christen und Muslime hatten und haben ihre “Rufer in der Wüste”, die sie verfolgten und deren Rufe sie oft ignoriert hatten - schließlich aber doch einige ihrer Warnungen und Ratschläge aufgegriffen haben. Auch wenn in den vergangenen Jahrhunderten Kriegszüge Teile der Länder im Nahen Osten “verwüstet” hatten, konnten doch wieder - mit viel Mühe und Engagement - “Oasen der Hoffnung” kultiviert werden. In der Gegenwart schwinden diese Hoffnungen rapide. Denn die neuen atomaren, chemischen und seit kurzer Zeit auch nanotechnologischen Waffen, deren Bedrohungspotential von den meisten Regierungen und auch von Teilen der UNO ignoriert oder minimiert wird, schaffen irreversible und unabsehbare Zerstörungen. Die neuesten Meldungen, dass die USA in einigen Tagen an Israel die neuesten Modelle bunkerbrechender Bomben liefern werden, deuten darauf hin, dass diese auch mit abgereichertem Uran (DU) und anderen atomaren und chemischen Kampfstoffen “aufgerüstet” sind. Ob sie nach dem Irak nun auch im Boden des Libanon und Palästinas als tickende Bomben liegen oder schon als feinste Staubpartikel und Aerosole pulverisiert und weltweit “in alle Winde zerstreut” sind - diese Gefahren in den Städten, Feldern und Wüsten sind nicht mehr zu beseitigen! Übrigens dürfte stimmen, was alternative Experten schon länger feststellten: Militärs und auch politische Strategen benötigen realistische Manöverfelder und entsprechende Zeit um ihr neu entwickelten Waffen und begleitenden (auch psychologischen und medialen) Strategien zu testen. Daher wird auch der Angriff auf den Libanon noch einige Zeit andauern bis die Testergebnisse evaluiert sind. Jene, die nicht nur warnen sondern auch Hoffnung machen wollen, müssen diese Informationen möglichst minimieren, weil diese ganze Wahrheit Hoffnungslosigkeit provoziert, die in Depression und Lethargie übergehen könnte - ein scheinbar unlösbarer, existentieller Konflikt. Erreichen die Rufe “aus der Wüste” die Verantwortlichen oder wurden diese inzwischen so indoktriniert und dehumanisiert, also mental wie technisch Roboter-Systemen angepasst? Können wir sie mit ethischen Appellen und Dialogversuchen aus der Praxis der Gewaltfreiheit überhaupt noch erreichen? Werden, wie bisher praktiziert, die Plätze der “Abtrünnigen” von den Systemträgern ohne Schwierigkeiten mit besser Angepassten aufgefüllt? “Hiroshima ist überall” - dieser warnende Buchtitel von Günter Anders ist mit seinem anderen Werk “Die Antiquiertheit des Menschen” längst alltägliche Realität geworden. Diese “Realitäter” brüsten sich damit, dass ihre Waffenexperten immer mehr auf “non lethal weapons” umrüsten. Während wir - mit Recht - seit Jahrzehnten die Vernichtung der Arsenale von Atombomben und -raketen fordern, richten auch die neuen “intelligenten” Waffen weltweit irreversible Schäden an. Wer registriert den Mix zwischen abgereichertem Uran (DU), chemisch-biologischen Komponenten und Psychoterror, der (nicht nur) im Nahen und Mittleren Osten in nicht erklärten Kriegen die Lebensgrundlagen ganzer Völker zerstört? Wenn nun nach den Militärs der USA und Großbritanniens jetzt auch wieder jene Israels diese für die Zerstörung ihrer arabischen Gegner einsetzen, ist dies scheinbar politisch unaufhaltbar. Mit ihrem angeblichen “Kampf gegen den Terrorismus” terrorisieren die Atommächte die gesamte Menschheit. Wie verheerend die “Kollateralschäden” der militärischen (und “zivilen”) Nutzung der Atomtechnologie sind, bewies uns kürzlich der 83jährige Ernest J. Sternglass, US-Experte für atomare Niedrigstrahlung, in einer Diskussion mit Salzburger Atomgegnern. Er belegte die weltweite Verbreitung von radioaktivem Feinstaub und Aerosolen über die Atmosphäre. Sie stammen aus militärischen Einsätzen (auch mit DU-Waffen) die sich mit jenen aus “zivilen” Anlagen (nicht nur aus AKWs) zu Krebsauslösern für viele Generationen verbinden. Diese werden durch weitere Komponenten der Umweltzerstörung (u.a. aus der Nanotechnolgie) noch verschärft. Wir Antiatominitiativen und -bewegungen müssen uns dieser Komplexität stellen und sie in unsere gewaltfreien Kampagnen gegen die Propagandisten und Exekutoren dieses weltweiten Geno- und Ökozids integrieren.
Quelle: Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit . E-Rundbrief - Info 431 vom 31.07.2006. Matthias Reichl ist Pressesprecher des Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit in Bad Ischl (Österreich) Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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