Wir rasen in die KlimahölleWarum fahren Sie noch ans Meer? Demnächst kommt das Meer zu Ihnen! Was wie ein blöder Witz klingt, kann bald Realität werden. Die Klimaforscher haben für dieses Jahrhundert einen Temperaturanstieg von 6,4 Grad Celsius errechnet - als Obergrenze. Das wäre genug Wärme, um Grönland komplett vom Eis zu befreien. Dadurch allein steigt der Meeresspiegel um sieben Meter an. Die Deiche an der Nordsee halten da nicht mehr mit. Aber Eis gibt es auch woanders, vor allem in der Antarktis. Auch davon wird eine Menge schmelzen. Folge: Das Meer steigt weiter. Zusätzlich werden immer öfter schwere Stürme und Tornados über die Erde fegen. In anderen Weltregionen wie Afrika werden die Menschen von Dürrekatastrophen ungeahnten Ausmaßes heimgesucht. Epidemien werden sich ausbreiten. Krankheiten wie die Malaria könnten in Deutschland heimisch werden. Bei den möglichen Temperaturen würden sich die Erreger hier wohlfühlen. Damit es nicht soweit kommt, müssen wir alle sofort anfangen, Klimaschutz zu betreiben. Am 02.02.2007 hat der Klimaausschuss der Vereinten Nationen in Paris seinen vierten Bericht zum Klimawandel vorgelegt. Er stellt den aktuellen Kenntnisstand zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaänderung dar. Und die Erkenntnisse der rund 2.500 Klimaforscher sind düster. Der Klimawandel legt an Geschwindigkeit zu. Die Erwärmungsrate für die letzten 50 Jahre ist nahezu doppelt so groß wie die für die vergangenen 100 Jahre. Der Meeresspiegel stieg von 1961 bis 2003 mit einer jährlichen Durchschnittsrate von 1,8 Millimeter; diese Rate verdoppelte sich fast zwischen 1993 und 2003 auf 3,1 Millimeter pro Jahr. Gebirgsgletscher und Schneebedeckung der Erde haben sich verringert. Nun gibt es keine Ausreden mehr. Die Faktenlage ist erdrückend, sagt Gabriela von Goerne, Klimaexpertin von Greenpeace. Besorgniserregend ist vor allem das steigende Tempo der Klimaveränderungen, speziell in den vergangenen zehn Jahren. Der Klimawandel ist von Menschen gemacht und es liegt in unserer Hand, das Ruder herum zu reißen. Es fehlt der politische WilleAngesichts der Klimahölle und der schwerwiegenden Folgen müssen sofort drastische Maßnahmen ergriffen werden. Greenpeace erwartet von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Einhaltung ihrer vollmundigen Versprechen und ihren vollen Einsatz für mehr Klimaschutz. Deutschland muss seine Vorreiterrolle wahrnehmen und sich ohne weitere Bedingungen zur Senkung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 verpflichten. Es mangelt nicht an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Bedrohung des Klimawandels, es fehlen weder klimafreundliche Technik noch innovative Ideen zur Vermeidung von Treibhausgasen, sagt von Goerne. Es fehlt lediglich der politische Wille. Noch ist es nicht zu spät …Der Bundesregierung fällt beim Lesen des IPCC-Berichts lediglich ein, Millionen für die Erforschung des Klimawandels auszugeben. Doch was soll da noch erforscht werden? Der Klimawandel ist da! Und er gewinnt an Fahrt. Das wollen auch andere nicht wahrhaben: Die britische Tageszeitung Guardian berichtet, dass das der Ölindustrie nahestehende American Enterprise Institute (AEI) Forscher aufruft, den IPCC-Bericht anzuzweifeln. Dazu lobt das Institut 10.000 Dollar für jeden Artikel aus und übernimmt Reisekosten und Spesen. Greenpeace und der Dachverband der Europäischen Erneuerbaren Energien-Industrie (Erec) haben vor wenigen Tagen einen globalen Masterplan zur Abwendung des drohenden Klimawandels veröffentlicht.Siehe Masterplan zur Rettung des Klimas . Die Machbarkeitsstudie Energie (R)evolution zeigt, dass durch Energiesparmaßnahmen sowie die verstärkte Nutzung von Wind-, Wasser- und Sonnenkraft der Anstieg von Treibhausgasen bis 2050 halbiert werden kann. Dadurch bliebe die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius. Die Bundesregierung sollte diesen Masterplan besser lesen. VCD: Industriestaaten müssen CO2- Ausstoß im Verkehr verringernAls Hauptverursacher des Klimawandels müssen die Industriestaaten ihre Bemühungen um eine Reduzierung der Treibhausgase im Verkehr deutlich verstärken. Dies forderte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) anlässlich des vom UN-Klimarat veröffentlichten vierten Weltklimaberichts. Michael Gehrmann, Bundesvorsitzender des VCD: “Wir rasen in die Klimakatastrophe und trotzdem dürfen Autos noch immer unbegrenzt Sprit verbrauchen und Flugzeuge steuerfrei um die Welt fliegen. Es ist unverantwortlich, dass Maßnahmen zum Klimaschutz im Verkehr konsequent nicht angegangen werden. Und das, obwohl es sich hier um den Sektor handelt, in dem die CO2-Werte am stärksten zunehmen.” So konnten zwischen 1990 und 2004 die Treibhausgase der Industrienationen insgesamt zwar um 3,3 Prozent reduziert werden. Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr stiegen jedoch im gleichen Zeitraum um 24 Prozent. Besonders problematisch seien die hohen Zuwachsraten im weltweiten Flugverkehr von jährlich rund fünf Prozent. Diese Entwicklung werde durch die Steuerbefreiung von Kerosin erheblich begünstigt. Die Luftfahrt trage heute bereits mit mindestens vier Prozent zum vom Menschen gemachten Klimawandel bei. Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: “Die EU hat derzeit die einmalige Chance, ein deutliches Zeichen für mehr Klimaschutz im Verkehr zu setzen: mit verbindlichen CO2-Grenzwerten für Pkw sowie einer konsequenten Besteuerung des Flugverkehrs. Hier müssen sich die europäischen Entscheidungsträger gegen die Einzelinteressen der Auto- und Luftfahrtindustrie durchsetzen.”
Quellen: Greenpeace - Pressemitteilung vom 02.02.2007 und Verkehrsclub Deutschland (VCD) - Pressemitteilung vom 02.02.2007.
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