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An den Polen könnte die Klimaveränderung eine katastrophale Dynamik bekommen

Internationales Polarjahr: Aufbruch zu den kalten Enden der Welt

Arktis und Antarktis spielen eine Hauptrolle im Klimasystem der Erde. Die riesigen Eisfelder mit ihrem blendenden Weiß reflektieren das Sonnenlicht und werfen es zurück ins Weltall. Doch das Eis an den Enden der Welt schmilzt, und es schmilzt immer schneller. Um die Veränderungen in den Polargebieten zu erforschen, haben 60 Nationen sich in einem der größten Projekte aller Zeiten zusammengefunden - dem Internationalen Polarjahr. Es startet am 1. März 2007.

Unser Wissen über die Polarregionen und ihre Bedeutung für das Ökosystem Erde ist lückenhaft. Ziel des Internationalen Polarjahrs ist es, diese Wissenslücken zu füllen. Tausende Forscher in mehr als 200 Teilprojekten sind an der gewaltigen Unternehmung beteiligt. Insgesamt arbeiten 50.000 Menschen daran mit. Klar ist: Für die globale Klimaerwärmung sind die Veränderungen an Nord- und Südpol von immenser Bedeutung. Der Klimawandel wird darum ein Schwerpunkt in dem großangelegten Projekt sein.

An den Polen könnte die Klimaveränderung eine katastrophale Dynamik bekommen. Durch die menschengemachte globale Erwärmung schmilzt das Eis. Statt auf gleißend weiße Flächen treffen die Strahlen der Sonne auf dunklere Erd- und Wasserflächen. Sie werfen das Licht nicht zurück ins All, sondern speichern es in Form von Wärme. Die Temperaturen steigen an und verstärken wiederum die Eisschmelze. Die globale Erwärmung beschleunigt sich.

Die Antarktis - Kontinent unter 3.000 Metern Eis

Würden das Festlandeis der Antarktis und der Nordpolregion komplett abschmelzen, so stiege der Meeresspiegel weltweit um bis zu 70 Meter. Dabei würde die Schmelze in der Antarktis den größten Teil ausmachen.

Die Eisschicht des antarktischen Festlands ist drei Kilometer dick. Das entspricht einem Volumen von 26 Millionen Kubikkilometern. Eine solche Eisschicht scheint nahezu unangreifbar zu sein. Selbst im Sommer beträgt die Temperatur minus 30 Grad Celsius. Im Winter sind es minus 60 Grad. Trotzdem haben Wissenschaftler festgestellt, dass die größten Gletscher der Antarktis zunehmend schmelzen.

Die Arktis - bald eisfrei?

Der Nordpol befindet sich über einer meterdicken Packeisschicht auf dem Nordpolarmeer. Schmilzt sie, so verändert das zwar den Meeresspiegel nicht. Ob gefroren oder flüssig - die Wassermenge bleibt gleich. Besorgniserregend ist die derzeitige Entwicklung trotzdem, denn Wasser speichert die Wärme und heizt den Klimawandel so weiter an. Laut neuestem Bericht des UN-Klimarats (IPCC) ist die Temperatur in der Arktis doppelt so stark angestiegen wie im globalen Mittel.

Durch die Erwärmung schmilzt außerdem das Festlandeis der weltgrößten Insel: Grönland. Sollte die Temperatur dort bis 2100 um mehr als drei Grad ansteigen, sagt der IPCC-Report, so schmilzt das grönländische Eis vollständig ab. Die Folge wäre ein weltweiter Anstieg des Meeresspiegels um etwa sechs Meter.

Weit weg vollzieht sich, was uns alle trifft

So zieht der Eingriff des Menschen ins Klimasystem der Erde eine Kettenreaktion nach sich, die unbeherrschbar werden könnte. Was in den abgelegenen Gefilden geschieht, betrifft uns alle. Die Teilnehmer des Internationalen Polarjahrs werden in den kommenden zwei Jahren erkunden, wie weit die Entwicklung bereits gediehen ist.

Was das rapide Schmelzen des Eises schon jetzt für die Bewohner der Arktis bedeutet, veranschaulicht der Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid: Das Überleben der Eisbären ist akut bedroht. Den Tieren schmilzt das Eis unter den Pfoten weg, sie müssen immer größere Entfernungen schwimmen und finden keine Nahrung mehr. Auch die Walross- und Robbenbabys sind dem Tod geweiht, weil die immer dünner werdenden Eisschollen das Gewicht der Muttertiere nicht tragen können.

Auch die Menschen leiden unter den Veränderungen. Smid: Die Lebensweise der Inuit steht auf dem Spiel. Veränderte Windverhältnisse und dünneres Eis haben verherrende Auswirkungen auf die Ureinwohner in Kanada, Russland, Grönland und Alaska. Die Inuit können ihren jahrtausendealten Jagdtraditionen nicht mehr nachgehen.

Quelle: Greenpeace , 01.03.2007

Veröffentlicht am

03. März 2007

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