Pugwash - damals und heuteVon Laray Polk - ZNet 06.03.2007 Das ‘Russell-Einstein-Manifest’ (1955) führte im Jahr 1957 zur ersten Pugwash-Konferenz in Nova Scotia (Kanada). Bis heute wird die Tradition der Pugwash-Konferenzen fortgesetzt Anmerkung der Übersetzerin: http://de.wikipedia.org/wiki/Pugwash .. “Die nukleare Schwelle überschreiten - und wäre es nur mit einer Kurzstreckenwaffe -, wäre ein Bruch des sechzigjährigen Tabus, keine Atomwaffen einzusetzen. Zudem würde dadurch der Einsatz solcher Waffen durch andere (Staaten) wahrscheinlicher. Falls das Opfer ein Staat ohne Atomwaffen wäre, würde dieser Schritt den Atomwaffensperrvertrag zunichte machen, mindestens jedoch schwer beschädigen - mit verheerenden Folgen für die USA und die Weltsicherheit.” Dieses Zitat stammt aus einem offenen Brief, den Atomphysiker am 1. Februar an den US-Kongress richtete. Fast fünfzig Jahre sind seit jener Konferenz einer Gruppe von engagierten internationalen Wissenschaftlern in Pugwash, Nova Scotia, vergangen. Sie glaubten fest daran: “Im Zeitalter des Atoms müssen wir den Krieg abschaffen, sonst wird der Krieg uns abschaffen”. Ihr Engagement bewirkte Kontrollen, die dazu beitrugen, die nukleare Proliferation einzudämmen - seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute. Das sogenannte ‘Russell-Einstein-Manifest’ von 1955 legte den Grundstein zur ersten Pugwash-Konferenz, die im Juli 1957 stattfand. Die Konferenzen werden bis heute fortgesetzt. “Pugwashiten” nennt man einerseits die Mitglieder der internationalen Pugwash-Bewegung (aktive Wissenschaftler) und andererseits Studierende, die in einer der etablierten Pugwash-Gruppen auf dem Campus ihrer jeweiligen Universität aktiv sind. Die ursprüngliche Pugwash-Gruppe, die 1955 das Manifest erarbeitete, bestand aus Wissenschaftlern, die sich über die enormen Folgen rasant zunehmender Atomtests und des Ausbaus der Atomarsenale im klaren waren. Sie hatten begriffen: Wenn einige auserwählte Superstaaten diese Entwicklung weiter vorantreiben, führt dies im Endeffekt zu einem nuklearen Wettrüsten, das irgendwann nicht mehr durch internationale Verhandlungen zu kontrollieren ist. Diese - gemeinsam und offen - zum Ausdruck gebrachte Haltung der Pugwash-Gruppe war ein erfolgreicher Weckruf an das politische Gewissen und trug zur Initiierung des Atomwaffensperrvertrags bei (NPT). Der (erste) NPT trat 1970 in Kraft. Darin verpflichten sich die Atommächte, daran zu arbeiten, die atomaren Arsenale zu reduzieren. Der Grundgedanke des Vertrags ist/war offensichtlich: Staaten mit Atomwaffen müssen Abrüstungsschritte einleiten - mit dem Ziel, alle Atomwaffen abzuschaffen. Durch einen solchen Prozess sollte gewährleistet werden, dass eines Tages alle Atomwaffen aus der Welt geschafft werden; zudem sollte gewährleistet werden, dass die Nuklearwaffenforschung eingestellt wird und dass Nichtatommächte das Interesse verlieren, an Nuklearwaffen zu gelangen. Heute, ein halbes Jahrhundert nach dem Russell-Einstein-Manifest, hat sich eine Gruppe Wissenschaftler der American Physical Society zusammengetan, um eindringlich vor einem eventuellen Einsatz von Nuklearwaffen gegen den Iran zu warnen. 2006 hatte sich die Gruppe in einem persönlichen Schreiben an Präsident Bush gewandt. Am 1. Februar 2007 erschien ihr öffentlicher Brief an die Mitglieder des US-Kongresses: ‘Open Letter to US Congress by Nuclear Physicists’. In beiden Briefen legen die Wissenschaftler die Gründe dar, weshalb sie gegen “einen möglichen Einsatz von Atomwaffen gegen Nichtatommächte” und für Prävention gegen die (atomare) Proliferation” sind. Eine präemptive Politik, so die Wissenschaftler in ihrem Brief an den US-Kongress, würde uns über “… die nukleare Schwelle” schleudern. Sie würde das sechzigjährige Tabu, Atomwaffen nicht einzusetzen, auslöschen und deren Anwendung auch durch andere wahrscheinlicher machen”. 2005 schrieb (der inzwischen verstorbene) Joseph RotblatAnmerkung der Redaktion: siehe Józef Rotblat bei Wikipedia; auch Joseph Rotblatt auf der Lebenshaus-Website. - Mitunterzeichner des Original-Manifestes und eine zentrale Figur der früheren Pugwash-Konferenzen: “Der schlimmste Rückschlag (für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen) war 2000 die Wahl George W. Bushs zum Präsidenten der USA. In seinen Statements zur Atompolitik kurz nach der Wahl machte er deutlich, dass er die Nukleararsenale ad infinitum beibehalten will - nicht nur das, er hat sie in ihrem Status heraufgestuft und erklärt Atomwaffen zu Erstschlagswaffen, zu einem essentiellen Element der normalen amerikanischen Streitkräfte. Hinzu kommt, dass es - passend zu dieser Politik - künftig auch anderen Staaten erlaubt sein soll, Nukleararsenale zu besitzen, das heißt, falls sie Freunde der USA sind. Wer Amerika hingegen nicht freundlich gesonnen ist, soll - notfalls mit Gewalt - davon abgehalten werden, sich in den Besitz derartiger Waffen zu bringen… In den Worten des Manifestes: ‘Von Mensch zu Mensch bitten wir Sie, denken Sie immer daran, bleiben Sie menschlich, und vergessen Sie den Rest’. Diese Worte sind 2005 so aktuell, wie sie es 1955 waren.” 1995 wurde Joseph Rotblat, gemeinsam mit der Pugwash-Organisation, der Friedensnobelpreis verliehen - “für ihre Bemühungen, die Rolle der Atomwaffen auf internationaler Ebene zu reduzieren und diese Waffen langfristig ganz aus der Welt zu schaffen”. Laray Polk lebt als politische Autorin und Aktivistin in Dallas, Texas. laraypolk@earthlink.net Copyright 2007 bei The Baltimore Chronicle. Alle Rechte vorbehalten.
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