27 Schiffbrüchige kämpften am Wochenende vor Libyen um ihr LebenPRO ASYL: Politisch organisierte unterlassene HilfeleistungUnglaubliche Szenen haben sich von Freitag bis Sonntag ungefähr 60 Seemeilen vor der libyschen Küste abgespielt. 27 Flüchtlinge erlitten am Nachmittag des 25. Mai 2007 Schiffbruch auf hoher See. Mit Hilfe eines maltesischen Schiffes konnten sie sich auf den Laufgang am Rande eines Thunfischfangbeckens flüchten. Dort jedoch mussten sie bis Sonntag auf ihre Rettung warten, ohne von den Maltesern an Bord genommen oder versorgt zu werden. Nach der Notfallmeldung des maltesischen Fischerboots begann statt der sofortigen Rettung ein Zuständigkeitsstreit. Die Schiffbrüchigen wurden zwar von Helikoptern aus beobachtet, doch weder die maltesische noch die libysche Regierung unternahmen etwas. Nach über 24 Stunden bat Malta andere EU-Länder um Hilfe. Die “Orione”, ein Schiff der italienischen Marine, rettete die 27 Schiffbrüchigen endlich am Sonntag und brachte sie nach Lampedusa. PRO ASYL kritisiert den Vorfall als ein Ergebnis zunehmender Entmenschlichung durch die Doktrin der militarisierten Grenzabschottung. Die organisierte Unzuständigkeit ist nicht Panne, sie ist das Ergebnis einer Politik, die Kapitäne und Reeder abschreckt, das zu tun, was auf hoher See seit jeher selbstverständlich ist: Schiffbrüchige zu retten. In Sizilien stehen seit Monaten drei Besatzungsmitglieder der Cap Anamur vor Gericht, die im Jahr 2004 Schiffbrüchige auf hoher See aufgenommen hat. An ihnen wird das Exempel statuiert, dessen Auswirkungen jetzt sichtbar werden. Die Verantwortlichen für die organisierte unterlassene Hilfeleistung vom Wochenende werden wohl niemals auf einer Anklagebank sitzen.
Quelle: PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. - Presseerklärung vom 29.05.2007. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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