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Bei lebendigem Leibe eingemauert

Massengräber in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul entdeckt


Von Karl Grobe

Ein Massengrab mit hunderten Leichen ist in unmittelbarer Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul entdeckt worden. Nach Angaben des Polizeigenerals Ali Shah Paktiwal, den die britische Rundfunkgesellschaft BBC zitiert, liegt die Fundstelle auf dem Gelände eines früheren sowjetischen Militärstützpunktes.

Die Opfer seien wahrscheinlich lebendig eingemauert worden. Viele der Leichen waren gefesselt, anderen waren die Augen verbunden. In 15 Räumen wurden bisher Opfer gefunden. Von der BBC verbreitete Bilder zeigen afghanische Polizisten bei der Freilegung der Skelette.

Der Bericht deutet an, dass die von Ende 1979 bis 1989 Kabul beherrschenden Sowjettruppen die Täter gewesen sein können. Auf die Möglichkeit, dass das von den Sowjets eingesetzte Najibullah-Regime hinter dem offenkundigen Massenmord stecken könnte, geht der Bericht nicht ein. “Sie sperrten die Menschen in diese Räume, schlossen die Türen und versperrten sie mit Steinen und Erde”, heißt es in dem Bericht.

Auf die Spur habe ein siebzig Jahre alter Afghane die Behörden gebracht. Der ungenannte Zeuge habe für die sowjetische Besatzungsarmee als Fahrer gearbeitet und sei erst kürzlich nach Afghanistan zurückgekehrt.

Ende vorigen Jahres hatten Nato-Truppen ein Massengrab in Pol-e Charki entdeckt, nahe dem Foltergefängnis gleichen Namens östlich von Kabul. Dieses Gefängnis unterstand der sowjetisch kontrollierten afghanischen Regierung. Ein weiteres Massengrab mit über 400 Leichen wurde im April dieses Jahres in der Nordost-Provinz Badachschan aufgefunden. Massenterror übten während des Krieges auch mehrere antisowjetische Warlords aus. Insgesamt kamen während des Krieges und der nachfolgenden Bürgerkriege anderthalb Millionen afghanische Zivilisten ums Leben.

Unterdessen berichtet die Los Angeles Times am Freitag, die USA und ihre Nato-Verbündeten hätten in der ersten Hälfte 2007 mehr Zivilpersonen getötet als die Aufständischen. In diesem Jahr seien über 500 Afghanen getötet worden. Die Opferzahl sei im vergangenen Monat “dramatisch angestiegen”.

Quelle: Frankfurter Rundschau   vom 07.07.2007. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe.

Veröffentlicht am

07. Juli 2007

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