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Ein bisschen Frieden

Nordkorea lockt und droht


Von Karl Grobe

Nordkorea hat am Freitag die USA zu direkten Militärgesprächen eingeladen. Es ist das erste konkrete Angebot Pjöngjangs an Washington, seit US-Präsident George W. Bush im Jahre 2002 Nordkorea als Teil der "Achse des Bösen" bezeichnet hatte. Südkoreanische Politiker wandten sich sofort gegen den Vorschlag. Eine Reaktion aus den USA lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

Die Einladung an die USA ist einer Erklärung von Generalleutnant Ri Chan Bok enthalten, des Leiters der nordkoreanischen Mission in Panmunjom, dem Ort des Waffenstillstands von 1953. Ri erklärte, direkte Gespräche mit den USA im Beisein eines UN-Vertreters könnten "an jedem Ort und jederzeit" stattfinden. Es solle dabei um Fragen der Friedenssicherung und der Sicherheit gehen. Unklar blieb, ob Nordkorea an einen Friedensvertrag denkt.

Seoul reagiert besorgt

Ri nannte jedoch eine Bedingung: "Wenn die USA unter dem Vorwand der Atomfrage weiterhin Druck auf uns ausüben, massive Militärübungen abhalten und aufrüsten, werden wir entsprechend reagieren. Wenn das passiert, werden alle gegenwärtigen Vereinbarungen der Sechs-Parteien-Gespräche oder des Abkommens vom 13. Februar ziemlich hinfällig sein." Die Sechsergespräche, an denen auch China, Russland, Japan und Südkorea beteiligt sind, sollen nächste Woche in Peking nach langer Pause wieder aufgenommen werden. Zur Überprüfung der ebenfalls nächste Woche erwarteten Schließung der Nuklearanlagen Nordkoreas reist am Samstag ein Team von Atominspekteuren nach Pjöngjang. Regierungskreise in Seoul zeigten sich beunruhigt, wie die südkoreanische Agentur Yonhap berichtet. "Wir müssen herausfinden, weshalb Nordkorea uns von den vorgeschlagenen Gesprächen ausschließt", sagte Südkoreas Vereinigungsminister Lee Jae Jong.

Für die Nichtberücksichtigung des Südens gibt es aus nordkoreanischer Sicht einen formalen Grund. Südkorea hat anders als die USA 1953 den Waffenstillstand nicht unterzeichnet.

Pjöngjangs Selbstbewusstsein

Politisch beansprucht Pjöngjang Gleichbehandlung mit den USA. Das hatte das bisher wenig bekannte Mitglied des nordkoreanischen Zentralkomitees Chang Yong Sun vor einiger Zeit einer Wissenschaftlergruppe dargelegt, wie das Magazin Wolgan Chungang in Seoul jetzt enthüllte. Nordkorea betrachte die Auseinandersetzung mit den USA als wichtigsten Weltkonflikt der Gegenwart. Die nordkoreanische Hungersnot der 90er Jahre sei in diesem Zusammenhang auf die Konzentration aller Mittel auf die Rüstung zurückgegangen. Als Atommacht könne Nordkorea laut Chang wieder mehr für den Konsum tun.

US-Botschafter Alexander Vershbow hatte zu Wochenbeginn in Seoul Gesprächsbereitschaft der USA signalisiert, falls Nordkorea sein Atomwaffenprogramm ganz aufgibt, teilt die Seouler Zeitung Chosun Ilbo mit.

Verständigungsversuche, die der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae Jung 1998 eingeleitet hatte, waren von der US-Regierung George W. Bushs sofort nach ihrem Amtsantritt desavouiert worden. Kim hatte bei seinem ersten Besuch bei der neuen US-Regierung erfahren müssen, dass diese seine auf Annährung an den Norden gerichtete "Sonnenscheinpolitik" ablehnte. Nordkorea beschleunigte daraufhin sein Atomwaffen- und Raketenprogramm.

Geschichte einer Beziehung

1953    Krieg zwischen Nordkorea (mit chinesischen Verbündeten) und Südkorea (mit UN-Truppen, vor allem aus den USA) endet mit Waffenstillstand.
1968 Nordkorea kapert US-Kriegsschiff und schießt ein Jahr darauf ein US-Spionageflugzeug ab.
1994 USA versprechen Nordkorea zwei zivile Atomreaktoren, falls der Norden sein Atomwaffenprogramm aufgibt, und sagen weitere Hilfen zu.
2000 US-Außenministerin Madeleine Albright besucht im Oktober Nordkorea, höchster Besuch aus Washington seit der Gründung der Volksrepublik.
2001 USA erklären Missfallen mit der Versöhnungspolitik Südkoreas - Sonnenscheinpolitik genannt.
2002 US-Präsident George W. Bush rechnet Nordkorea zur "Achse des Bösen" (mit Iran und Irak) 2006 Nordkorea testet erste Fernrakete und führt Atombombenversuch durch.
2007 Nordkorea stimmt im Februar Ende des Atomprogramms zu, bremst wegen einer Finanzaffäre dann aber weitere Gespräche mit den USA ab.

 

Quelle: Frankfurter Rundschau   vom 13.07.2007. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe.

Veröffentlicht am

14. Juli 2007

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