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Eberhard-Finckh-Kaserne, Atomwaffenlager und Lance-Kurzstreckenraketen

1938 ließ das Naziregime die Munitionsanstalt Haid zur Lagerung von Munition und Bomben in einem Waldstück fünf Kilometer südlich von Großengstingen errichten. Die Munitionsanstalt Haid war deshalb im Zweiten Weltkrieg auch bevorzugtes Ziel der alliierten Bombenflugzeuge. Nach Ende des Krieges 1945 wurden die gesamten Bunker und Bombenstapel gesprengt. Die nicht zerstörten Unterkunftsgebäude wurden dann erst als Lungenheilstätte, später als Flüchtlingslager genutzt. 1958 rückten die ersten Bundeswehrsoldaten in die neu erbaute Kaserne ein, welche später nach dem 1944 hingerichteten Widerstandskämpfer Eberhard Finckh benannt wurde.

In der Kaserne waren ganz unterschiedliche Bataillone der Bundeswehr untergebracht. Ab 1963 unter anderem das Raketenartilleriebataillon 250. Ab 1967 war auch das 84th United States Army Field Artillery Detachment dort stationiert. Seine Aufgabe wäre es im "Ernstfall" gewesen, die Atomsprengköpfe scharf zu machen. Im "Frieden" war es für die Bewachung der atomaren Gefechtsköpfe im "Sondermunitionslager Golf" zuständig, das rund eineinhalb Kilometer von der Kaserne im Haider Gemeindewald gebaut wurde.

In den siebziger Jahren wurde das zum Heer gehörende Raketenartilleriebataillon 250 mit sechs Abschusslafetten für Lance-Raketen ausgerüstet, auf die dann Atomsprengköpfe montiert wurden - zum Glück nur zu Übungszwecken und nicht wegen des "Ernstfalls". Davor wären die Atomsprengköpfe von Sergeant-Raketen der Bundeswehr verschossen worden. Bei der leistungsstärkeren Lance handelte es sich um eine nukleare Kurzstreckenrakete mit einer Reichweite von 110 bis 120 Kilometern, die Atomsprengköpfe hatten jeweils die doppelte Sprengkraft der Hiroshima-Bombe.

Die Raketen und die atomaren Sprengköpfe wurden aus dem Verteidigungshaushalt der Bundesrepublik Deutschland bezahlt. Einsatz und Ziel der Raketen bestimmte die NATO. Die Freigabe zum Einsatz atomarer Waffen lag allein in den Händen der USA.

Nach der Beendigung des Ost-West-Konfliktes gab die Bundeswehr den Standort auf der Großengstinger Haid auf. Am 19. März 1993 verabschiedete sich das Instandsetzungsbataillon 210, drei Tage später stellte Generalmajor Berthold Graf von Stauffenberg, Befehlshaber im Wehrbereich V, das Raketenartilleriebataillon 250 offiziell außer Dienst. Bereits im Herbst 1991 hatten amerikanische GIs mit großen Transporthubschraubern die atomaren Sprengköpfe abtransportiert.

(Michael Schmid)

 

Zum Weiterlesen:

Weiter zum nächsten Kapitel: Vorbereitung der Blockadeaktion im Sommer 1982

 

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Veröffentlicht am

25. Juli 2007

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