Die Blockadeaktion
Die ersten vier Tage dienten dann der Vorbereitung der Aktion, dem Aufbau der Infrastruktur, der Erprobung basisdemokratischer Strukturen mit Entscheidungsverfahren im Konsens und dem Ausprobieren des Sprecherratsmodells. Außerdem wurden Kontakte mit Polizei, Bundeswehr, Presse und der Bevölkerung aufgenommen und versucht, die Örtlichkeiten kennenzulernen. Diese Anlaufphase spielte für den positiven Verlauf eine wichtige Rolle. Am Sonntag, den 1. August 1982, begann dann die eigentliche Aktion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich auf der Haid. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung setzte sich singend ein breiter Zug vorbei an der Kaserne in Richtung Atomwaffenlager in Bewegung. An seiner Spitze gingen ungefähr 60 Menschen, die als erste blockieren wollten.
Schon am ersten Abend rückte ein großes Polizeiaufgebot zur Räumung an. Die Polizisten kamen ohne Knüppel, Helm und Schild. Sie schienen sich auf die Gewaltfreiheit der blockierenden Menschen zu verlassen. Gegen 21 Uhr erhob der Einsatzleiter drei Mal ultimativ die Forderung, die Zufahrt für einen Transport der Bundeswehr freizumachen. Weil sich niemand erhob, kam der Befehl zur Räumung. Jede und jeder Einzelne wurde weggetragen. Mit einem Bus wurden die Weggetragenen ein Stück weit abtransportiert. Ihre Personalien wurden aufgenommen und für die spätere Anklage wurde ein Foto gemacht. Dann wurden die blockierenden Menschen wieder freigelassen. Auf der Zufahrtsstraße saßen jedoch bereits die nächsten Gruppen. Die Blockade ging weiter wie angekündigt.
Außer der Blockade des Atomwaffenlagers gab es bei dieser Sommeraktion weitere vielfältige Aktivitäten. So wurden in einer Friedenswoche in den Zeltdörfern mit Workshops, Theater, gegenseitigem Erfahrungsaustausch, Gottesdiensten, Musik und Tanz ein gewaltfreies Zusammenleben bewusst eingeübt und für Besucher ein vielfältiges Programm in einem großen Kulturzelt angeboten. In den umliegenden Ortschaften wurde diskutiert und Straßentheater gespielt. Und schließlich war der 6. August, der Hiroshima-Gedenktag, Anlass für ein Fest auf dem Marktplatz in Reutlingen.
In den folgenden drei Tagen werteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den jeweiligen Zeltdörfern ihre Erfahrungen aus. Zudem wurde ein Aufruf entworfen zu regionalen Widerstandsaktionen in der ganzen Bundesrepublik am 12. Dezember 1982, dem 3. Jahrestag des NATO-Doppelbeschlusses. (Michael Schmid) Zum Weiterlesen:
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Fazit der Aktion
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