Trotz richterlicher Anordnung des Baustopps gehen die Bauarbeiten am São Francisco weiterAktuelle Nachrichten zum Fasten von Dom Luiz Cappio und eine Erklärung der brasilianischen Bischofskonferenz, sich fastend und betend mit ihm zu verbindenSobradinho - Trotz der richterlichen Suspendierung der Baugenehmigung und Anordnung des Baustopps vom Montag, 10.12.07, werden die Bauarbeiten drei Tage danach unbeirrt fortgesetzt. In einem Interview nach dem Treffen mit dem Präsidenten und Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz am 12.12.07 betonte Lula, "ein Einlenken der Regierung würde andere Personen zu ähnlichen extremen Aktionen animieren, um ihre Anliegen durchzusetzen." Aus dem Ort der Baustelle des Nordkanals, Cabrobó in Pernambuco treffen Nachrichten ein, dass seit Anfang der Woche das Militärkontingent massiv erhöht wird. Die Anrainer berichten über die Ankunft von neuen Militäreinheiten und der Stationierung von Panzerwagen an den Zufahrtstraßen zur Baustelle. Dom Luiz fastet nun seit siebzehn Tagen und bekräftigt, sein Fasten erst dann abzubrechen, wenn das Militär von den Baustellen der Kanalbauten abgezogen wird und das Projekt endgültig archiviert wird. Er zeigte sich sehr bekümmert über die autoritären Reaktionen der Regierung: "Ich sorge mich derzeit nicht um meine Gesundheit. Was mir wirklich Sorgen bereitet, ist die Gesundheit der brasilianischen Demokratie, die nicht einmal richterliche Beschlüsse respektiert." Weiter führte er an: "So wie es aussieht, befinden wir uns auf dem Weg in eine Diktatur, wenn wir uns nicht schon bereits in einer befinden." Wichtige positive Signale kommen dagegen von den Oberhirten der christlichen Kirchen Brasiliens. Bei ihrem gestrigen Besuch sprachen Vertreter des Hilfswerks der protestantischen Kirchen Brasilien (Diaconia) Dom Luiz ihre volle Unterstützung aus. Große Hoffnung brachte die offizielle Erklärung des Ständigen Rats der brasilianischen Bischofskonferenz vom gestrigen 13.12.07 (siehe unten in der deutschen Übersetzung). In dem Hirtenbrief werden alle christlichen Gemeinden und alle Menschen guten Willens aufgefordert, "sich fastend und betend mit Dom Luiz Cappio zu verbinden und in Solidarität mit dem Anliegen für sein Leben und seine Gesundheit zu bitten. Die Hoffnung enttäuscht nicht (Röm 5,5)." Ein sehr wichtiges Zeichen setzte außerdem gestern der Besuch von Senator Eduardo Suplicy (PT). In einem Gespräch mit Dom Luiz versicherte der Senator, sich persönlich dafür einzusetzen, eine Debatte über das Projekt der Flussumleitung des São Francisco im Senat zu veranlassen. Er betonte die Notwendigkeit, "dass die Appelle von Dom Luiz vom Präsidenten Lula gehört werden". Brasilianische Bischofskonferenz Erklärung des bischöflichen Pastoral-Rats"Herr, schenk meinem Volk, in dessen Namen ich Dich bitte, das Leben" (Esther 7,3) 1. Das Fasten und Beten von Dom Luiz Flávio Cappio OFM, Bischof der Diözese Barra, ist von jener Liebe inspiriert, mit welcher der Hirte sein Volk liebt. Dom Luiz drückt damit seinen ungebrochenen Einsatz für den São Francisco Strom und das Leben seiner Anwohner aus - Bauern, Nachkommen von Sklaven, Indios. In seiner Haltung spiegeln sich die Achtung vor der Würde von Mensch und Schöpfung; sie bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, daß der Mensch fähig ist, mit seiner Umwelt in ehrfürchtigem Einklang zu leben. 2. Damit weist Dom Luiz Cappio auf die Patt-Stellung zwischen zwei gegenläufigen Entwicklungs-Modellen hin: Auf der einen Seite die auf die Förderung familiärer Kleinbauernlandwirtschaft und auf den Naturschutz ausgerichtete Entwicklungs-Philosophie des sozialen Einschlusses und der Nachhaltigkeit; auf der anderen Seite jenes Modell, welches das Geschäft um Land und Wasser bevorzugt, was zu schwerwiegenden ökologischen und sozialen Problemen führt, weil dabei Menschen ausgebeutet, die Flüsse und Wälder zerstört werden. Der Einsatz für die Verteidigung des São Francisco Flusses findet sich in der Erklärung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz von Aparecida wie folgt motiviert: "Der Ressourcen-Reichtum unserer Länder wird heute auf irrationale Weise ausgebeutet; dies zieht in unserer gesamten Region eine Spur der Verwüstung, ja des Todes hinter sich her. Für diesen Zerstörungsprozeß trägt das vorherrschende Wirtschaftsmodell enorme Verantwortung, denn dieses Modell fördert den hemmungslosen Wunsch nach Reichtum, ohne Rücksicht auf das Leben der Menschen, der Völker und der Natur". (DA 473) 3. An Regierung und Volk gerichtet, hält die Brasilianische Bischofskonferenz weiterhin an der Notwendigkeit fest, eine breite Diskussion über die Umleitung des Wassers des São Francisco Stroms fortzusetzen. Die Bischofskonferenz unterstreicht die Wichtigkeit eines Programms zur Fluß-Revitalisierung und die Sicherstellung des Zugangs zu sauberem Wasser für die gesamte Bevölkerung, weil dies den Menschenrechten entspricht und Wasser ein öffentliches Gut ist. Einer demokratisch-legitimierten Regierung ist es aufgetragen, die von der Zivilgesellschaft vorgebrachten Anliegen zu ermessen, der Gesellschaft im Blick auf das Gemeinwohl breiten Mitentscheidungs-Spielraum einzuräumen und gerichtliche Entscheidungen in friedlichem Einvernehmen zu akzeptieren. 4. Wir halten es für notwendig, die Alternativen zum Regierungsprojekt ernst zu nehmen; es handelt sich um sozial aufgewogene und wirkungsstarke Vorschläge, die von Regierungsorganen, Fach-Spezialisten und zivilgesellschaftlichen Verbänden vorgelegt werden; sie veranschlagen geringere Kosten und schließen die Möglichkeit ein, mehr Menschen und Gemeinden Wasser zu sichern. Unter diesen Vorschlägen möchten wir hervorheben, was die ANA (Agência Nacional de Águas) mittels des "Atlas zum Nordosten" präsentiert, bzw. auf das Programm der ASA (Articulação do Sémi-Árido) hinweisen, welches die Errichtung von einer Million Zisternen anstrebt. 5. Jetzt im Advent, Zeit der lebendigen Hoffnung, laden wir alle christlichen Gemeinden und alle Menschen guten Willens ein, sich fastend und betend mit Dom Luiz Cappio zu verbinden und für sein Leben und seine Gesundheit zu bitten, solidarisch mit dem Anliegen, das Dom Luiz vertritt. Die Hoffnung enttäuscht nicht (Röm 5,5). Brasilia, 12. Dezember 2007
Dom Geraldo Lyrio Rocha Dom Luis Soares Vieira Dom Dimas Lara Barbosa
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