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Martin Luther King als Held der Arbeiterklasse

Gedanken zum Jahrestag am 21. Januar

von Dick Meister, 16.01.2008 - ZNet

“Ich bin ein Mann”, stand auf den Schildern. Die Buchstaben waren groß und dick gemalt. Stolz und trotzig hielt man die Schilder hoch. Es war im Frühjahr 1968, vor 40 Jahren also. Afro-amerikanische Männer marschierten durch die Straßen von Memphis/Tennessee.

Die Demonstranten gehörten der streikenden Müllwerkergewerkschaft an. Sie forderten die formale Anerkennung ihrer Gewerkschaft durch die Stadt Memphis. Sie wollten eine Stimme bei Fragen der Entlohnung, der Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen.

Hunderte von Sympathisanten unterstützten sie bei ihrem täglichen Marsch - so auch Martin Luther King Jr.. Seit Beginn ihres erbitterten Kampfes stand King an der Seite der 1300 Streikenden. Trotz Todesdrohungen war er nach Memphis gekommen, um sie zu unterstützen.

Oft werden Arbeitskämpfe, bei denen es um Gewerkschaftsrechte geht, nicht als wichtig eingestuft. Dr. King wusste es besser. Er wusste, dass das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren, eines der wichtigsten Bürgerrechte ist. Im Grunde war es Kings letzte Handlung, dieses Recht zu unterstützen. Er starb am 4. April 1968 durch die Kugel eines Attentäters, während er sich darauf vorbereitete, den Streikenden bei einer ihrer Demos voranzumarschieren.

Natürlich gibt es viele Gründe, Martin Luther Kind Jr. an seinem Gedenktag - am 21. Januar - zu ehren. Doch seine Stellungnahme für die streikenden Arbeiter von Memphis und andere Arbeiter, die sich für die Anerkennung ihrer Gewerkschaft stark machten, ist einer der wichtigsten Gründe; das sollten wir nie vergessen, häufig wird es übersehen.

Das Attentat führte zu enormem öffentlichem Druck für die streikenden Arbeiter von Memphis. Präsident Lyndon Johnson entsandte Bundestruppen zu ihrem Schutz und setzte den Untersekretär des Arbeitsministeriums als Mediator bei den Auseinandersetzungen ein. Innerhalb von zwei Wochen kam es zu einem Abkommen, in dem den Streikenden die geforderten Gewerkschaftsrechte zugestanden wurden.

Zum ersten Mal saßen Vertreter der Arbeiter mit ihren Bossen an einem Tisch und konnten verhandeln, Beschwerden vorbringen, Forderungen und Änderungsvorschläge einbringen. Zum ersten Mal gab es bezahlten Urlaub und bezahlte Feiertage, Pensionen und Krankenversicherungsbeiträge. Es wurde erreicht, dass Überstunden bezahlt wurden, es gab eine Lohnerhöhung um 38% (der Lohn war so extrem niedrig gewesen, circa 1,70 Dollar die Stunde, dass 40% der Arbeiter nebenbei Sozialhilfe beziehen mussten).

Es wurde vereinbart, dass Beförderungen streng nach Alter zu erfolgen hatten - und ohne Rücksicht auf die ethnische Zugehörigkeit. Zum ersten Mal wurden Afroamerikaner Vorgesetzte. Der Streik dauerte 65 Tage. In dieser Zeit hatten die Streikenden praktisch alle ihre Forderungen durchgesetzt.

William Lucy, Sekretär und Kämmerer der Gewerkschaft American Federation of State, County and Municipal Employees, die damals den Streik führte, sagt heute, er habe “Tränen in den Augen der Streikenden und ihrer Angehörigen” gesehen, “nur weil Dr. King in eine Veranstaltung kam… (Es war) eine Woge des Vertrauens, mit der er die Bewegung in Memphis inspirierte”.

Der Sieg der Streikenden von Memphis führte schnell zu weiteren Siegen von schwarzen und weißen öffentlichen Angestellten (überall im Süden und andernorts), die eine Anerkennung ihrer Gewerkschaften forderten. Es war ein großer Testfall für das Durchhaltevermögen der Gewerkschaften, den sie gewannen - gegen alle Widerstände. Aus diesem Grunde ging es mit der gewerkschaftlichen Organisierung und Radikalität der Arbeiter im öffentlichen Dienst steil bergauf.

William Lucy sagt, es sei “eine Bewegung für Würde und Gleichheit” gewesen, “dafür, dass alle Amerikaner Zugang zu Macht und Verantwortung bekommen”.

Wer immer noch Zweifel hat, dass Labor und die Bürgerrechtsbewegung in dieser Anstrengung ineinander verwoben waren - und sind - sollte folgende Worte Martin Luther Kings lesen:

“Unsere Bedürfnisse sind mit denen von Labor identisch: anständige Löhne, faire Arbeitsbedingungen, lebenswerter Wohnraum, Sicherheit im Alter, Maßnahmen im Gesundheits- und Sozialbereich, Verhältnisse, in denen Familien wachsen, in denen ihre Kinder Bildung erhalten und in denen sie Respekt in der Gemeinde erhalten …”

“Das Bündnis, das hier, in Amerika, beim Kampf um menschliche Würde am meisten punkten kann, ist eine (Koalition) von Schwarzen und Labor-Kräfte, denn ihr Schicksal ist so eng miteinander verwoben”.

Dick Meister lebt als Autor in San Francisco. Er schreibt über Arbeiterthemen - seit einem halben Jahrhundert. www.dickmeister.com

Quelle: ZNet Deutschland   vom 17.01.2008. Orginalartikel: MLK Was A True Working-Class Hero . Übersetzt von: Andrea Noll.


Veröffentlicht am

28. Januar 2008

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