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Dem Frieden eine Chance. Truppen raus aus Afghanistan

Mehr als 400 Teilnehmer beim Internationalen Afghanistan-Kongress vom 7./8. Juni 2008 in Hannover

Mit mehr als 400 Teilnehmern hat am 7./8. Juni 2008 in Hannover der Internationale Afghanistan-Kongress stattgefunden. Am Ende wurde zu Aktionen und Demonstrationen im Herbst und im nächsten Frühjahr aufgerufen. Wir dokumentieren die Presseerklärung der Organisatoren zum Abschluss des Internationalen Afghanistan-Kongresses und die Abschlusserklärung des Kongresses.

Pressemitteilung zum Abschluss des Kongresses

Internationaler Afghanistan-Kongress ruft zu Aktionen und Demonstration im Herbst und im nächsten Frühjahr auf

Mit einem Aufruf zu Demonstrationen, Mahnwachen, Informationsveranstaltungen und Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten, ist am Sonntag der Internationale Afghanistan-Kongresses der deutschen Friedensbewegung in Hannover zu Ende gegangen. Die Teilnehmer riefen für den 20. September zu einer bundesweiten Demonstration nach Berlin und Stuttgart auf. Zugleich zeichnete sich die Perspektive einer verstärkten Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Kirchen ab.

Mehr als 400 Teilnehmer hatten zuvor einer Vielzahl von Vorträgen deutscher und internationaler Referenten gelauscht und in zahlreichen Foren über die unterschiedlichsten Aspekte des Afghanistan-Konfliktes und Möglichkeiten friedlicher Lösungen diskutiert.

Die Gäste aus Afghanistan hatten in ihren Beiträgen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine weitere Stationierung ausländischer Truppen nicht im Interesse des afghanischen Volkes ist. Die Vertreter der deutschen Friedensbewegung stellten daher in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen, wie Bundesregierung und Parlament dazu gebracht werden können, der deutlichen Ablehnung des Afghanistaneinsatzes durch die Bevölkerung zu entsprechen und der Verlängerung der Bundeswehrmandate nicht zuzustimmen.

Organisationen der Friedensbewegung aus 12 Ländern nahmen den Kongress in Hannover zum Anlass, ein internationales Netzwerk für Frieden in Afghanistan zu gründen. Ihre gemeinsame Hauptforderung ist der Abzug aller ausländischen Truppen aus Afghanistan als Voraussetzung für eine friedliche Lösung.

Am Rande des Afghanistan-Kongresses diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der deutschen und der internationalen Friedensbewegung gemeinsame Gegenaktivitäten zum 60. Jahrestag der NATO. Dieser Jahrestag wird im Mai 2009 in Straßburg und Kehl gefeiert. Eine Internationale Konferenz im Oktober 2008 in Frankreich oder Deutschland soll detaillierte Vorschläge für gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen in der Größe der G-8-Proteste erarbeiten. Dazu wurde eine Vorbereitungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus Frankreich, Deutschland. Großbritannien,Griechenland und des Internationalen Friedensbüros (IPB) gebildet.

Der Kongress wurde getragen von: Afghanisches Kultur- und Kommunikationszentrum Berlin, Antimilitaristischer Arbeitskreis Hannover, Attac Deutschland, Bundesausschuss Friedensratschlag, DFG-VK, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Niedersachsen, Kooperation für den Frieden, IALANA, Friedensbüro Hannover, Friedens- und Zukunftswerkstatt, IG Metall Verbindungsbüro Soziale Bewegungen.

Als Referenten traten in Hannover Vertreterinnen und Vertreter aus der afghanischen Zivilgesellschaft, der Friedensbewegung unter anderem aus Frankreich, Schweden, den USA und Deutschland sowie Wissenschaftler, Politiker und Gewerkschafter auf. Die Themen der Vorträge und Arbeitsgruppen reichen von den unterschiedlichen Aspekten der Lage in Afghanistan - der Situation der Frauen, der Rolle des Islam, der sozialen Lage und der Drogenwirtschaft - über die internationalen und historischen Dimensionen des Afghanistankonfliktes bis hin zu Alternativlösungen und Anforderungen an eine Außenpolitik des Friedens.

Herbstaktionen der Friedensbewegung:

Dem Frieden eine Chance. Truppen raus aus Afghanistan.

Aufruf des Internationalen Afghanistan-Kongresses in Hannover

Mit dem sieben Jahre andauernden Krieg in Afghanistan wurde keines der vorgeblichen Ziele erreicht. Im Gegenteil: Gewalt, Terror und Drogenhandel prägen den Alltag. In den meisten Regionen Afghanistans herrschen Warlords und Drogenbarone. Die Bevölkerung lebt in ständiger Angst und unter unwürdigen sozialen Bedingungen. Menschenrechte werden weiterhin mit Füßen getreten. Die Alphabetisierungsrate ist seit dem Einmarsch gesunken. Täglich sterben in Afghanistan 600 Kinder unter fünf Jahren. Alle 29 Minuten stirbt eine Frau bei der Geburt ihres Kindes. Die durchschnittliche Lebenserwartung ging zurück.

Für uns ist Deutschlands Beteiligung an diesem grausamen Krieg nicht akzeptabel. Die Besatzung, die gegenwärtige massive Kriegführung sowie die vorgesehene Verstärkung der US-Armee und der Bundeswehr drohen den Krieg zu verlängern und das Land weiter zu destabilisieren. Deutschland würde noch enger in die Kriegführungsstrategie der NATO und damit der USA verstrickt. Diese zielt ab auf die Neuordnung des Nahen und Mittleren Ostens und Zentralasiens zur Durchsetzung machtpolitischer und wirtschaftlicher Interessen.

Obwohl die Bundesregierung die zivile Wiederaufbauhilfe zu ihrem Schwerpunkt für Afghanistan erklärt hat, wird für den Krieg ein Vielfaches der Mittel ausgegeben, die für den zivilen Wiederaufbau zur Verfügung gestellt werden. Der Verdacht liegt nahe, dass die “zivile Komponente” des Bundeswehreinsatzes zur Rechtfertigung des Krieges instrumentalisiert wird.

Wiederaufbau, Demokratie und eine soziale Entwicklung können erst gelingen, wenn der Krieg beendet und die fremden Truppen abgezogen sind. Die frei werdenden Mittel müssen für humanitäre Arbeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen genutzt werden.

Wir fordern von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages, keiner Verlängerung oder Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zuzustimmen. Hören Sie auf, den Friedenswillen der Bürgerinnen und Bürger weiter zu mißachten! Wir unterstützen alle Soldatinnen und Soldaten, die von ihrem Grundrecht auf Verweigerung des Kriegseinsatzes Gebrauch machen.

Der Abzug der Bundeswehr würde die USA und andere Kriegsparteien unter Druck setzen, ihre Truppen ebenfalls abzuziehen. Dadurch erhielte der Frieden eine echte Chance.

Wir wollen Frieden für Afghanistan. Dafür rufen wir in den nächsten Wochen und Monaten zu vielfältigen örtlichen und regionalen Aktionen auf: Zu Demonstrationen, Mahnwachen, Diskussionsrunden, Informationsveranstaltungen, Gesprächen mit Abgeordneten, Flugblattaktionen und Zeitungsanzeigen. Für den 20. September 2008 rufen wir zur bundesweiten Demonstration nach Berlin und Stuttgart auf.

Hannover, 8. Juni 2008

Veröffentlicht am

10. Juni 2008

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