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Klimaabgaben: Welt retten oder Gewissen reinwaschen?

Online den Urlaubsflieger buchen, gleich noch auf den Link zu “atmosfair” klicken - schon ist der schädliche CO2-Ausstoß ausgeglichen und das Klima mit ein paar Euro gerettet. Oder doch nicht? Mit Hilfe freiwilliger Klimaabgaben, scheint es, kann heute jeder “klima-neutral” fliegen, Pakete verschicken oder Feste feiern. Damit solche Kompensationen aber nicht zum reinen Ablasshandel werden, mit dem das schlechte Umweltgewissen beruhigt wird, müssen deren Anbieter hohe Qualitätsstandards erfüllen, wie der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr aufzeigt.

Wenn ein Unternehmen nur Bäume pflanzt, um die Emissionen seiner Kunden auszugleichen, ist dem Klima nicht viel geholfen: Ein Baum braucht Jahrzehnte, um zu wachsen und dabei CO2 aufzunehmen. Oft werden Regenwaldflächen abgeholzt, um sie anschließend mit Monokulturen zu bepflanzen, die als Kompensationsprojekt gelten. Aufforstungen sind daher umstritten. Dennoch investieren viele Kompensationsanbieter in solche Projekte. Wolfgang Strasdas, Professor für nachhaltigen Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde, weist in der fairkehr darauf hin, dass seriöse Anbieter hingegen Projekte unterstützten, die dazu beitrügen, dass weniger Treibhausgase in die Atmosphäre gelängen. Dazu zählten etwa Projekte in Entwicklungsländern, die Energie einsparen oder erneuerbare Energien fördern. Doch die meisten Anbieter von Kompensationsdienstleistungen wollen nicht das Klima retten. Sie nutzen die Bereitschaft der Menschen, für von ihnen verursachte Klimaschäden aufzukommen, zur Kundenbindung, für öffentlichkeitswirksames Mar-keting oder bloßes “Greenwashing”.

Der VCD rät daher, bei Anbietern darauf zu achten, dass das Geld in UN-zertifizierte Projekte - am besten mit dem sogenannten Gold-Standard - investiert wird. Auch sollte die Grundlage, nach der Emissionen sowie deren Preis pro Tonne berechnet werden, transparent und nachvollziehbar sein.

Am besten für die Umwelt sei aber immer noch, den eigenen CO2-Ausstoß aktiv zu verringern, statt ihn zu kompensieren. Denn tatsächlich “klimaneutral” oder “CO2-frei” ist keine Ausgleichsmaßnahme. Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von “atmosfair”, betont im fairkehr-Interview, dass er mit seiner Organisation auch eine Verhaltensänderung bewirken wolle. Dadurch, dass “atmosfair” jedem Kunden die tatsächlichen Klimakosten für seinen Flug vergegenwärtige, versuche die Organisation, die Nutzer zu überzeugen, weniger zu fliegen, statt lediglich eine Klimaabgabe zu leisten. “atmosfair ist eben nur die zweitbeste Lösung”, erklärt Brockhagen.

Alle Artikel zum Titelthema “CO2-Ausgleich” lesen Sie in der Ausgabe 03/2008 der VCD-Mitgliederzeitschrift fairkehr, dem Magazin für Umwelt, Verkehr und Reisen. Bei Interesse sendet der VCD gerne ein Rezensionsexemplar des Heftes kostenfrei zu. Weitere Informationen auch unter www.fairkehr.de .

Quelle: Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)   - Pressemitteilung vom 13.06.2008.

Veröffentlicht am

15. Juni 2008

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