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Forderung nach Weiterbetrieb angeblich sicherer AKWs absurd

Atomkraftwerk Biblis B hat mehr als 150 schwere Sicherheitsmängel

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW widerspricht der Aussage von Unionspolitikern, Deutschland habe die sichersten Atomkraftwerke der Welt, weswegen ein Weiterbetrieb sinnvoll sei. “Diese Behauptung ist absurd”, meint IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. “Manche Politiker sollten sich mal wirklich ein wenig mit dem Sicherheitsstandard der deutschen Atomkraftwerke auseinandersetzen.” Ein internationaler OECD-Vergleich - gewissermaßen eine “Pisa-Studie für Kernkraftwerke” - habe gezeigt, dass die Kernschmelzfestigkeit von Biblis B und vergleichbarer deutscher Atomkraftwerke katastrophal schlecht sei.

Auch habe die Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) im Zuge der Auseinandersetzungen um Strommengenübertragen festgestellt, dass die “Sicherheitsreserven” von Altanlagen wie Biblis vergleichsweise gering sind. “Das bedeutet, dass beispielsweise Kühlwassermengen, Reserven zur Notstromversorgung oder die Zahl der verfügbaren Pumpen zur Kühlung des Reaktorkerns vergleichsweise knapp bemessen sind”, so Paulitz.

Paulitz verweist auch auf eine laufende Klage vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel, wo die IPPNW gemeinsam mit drei Klägern die Stilllegung von Biblis B durchsetzen möchte. Gestützt auf offizielle Bewertungen von Reaktorsicherheitsexperten und Gutachterorganisationen habe man vor Gericht vorgetragen, dass der Altmeiler mehr als 150 schwere und praktisch nicht behebbare Sicherheitsmängel aufweise.

Bei den mehr als 150 Sicherheitsmängeln von Biblis B handelt es sich nach Angaben der IPPNW nicht um vergleichsweise leicht behebbare Mängel wie falsch gesetzte Dübel. Es handele sich auch nicht nur um so genannte “Nachweisdefizite”, die der Betreiber dann vielfach durch Rechnungen des TÜV oder des Anlagenherstellers Siemens “mehr oder weniger elegant vom Tisch wischen kann”. Paulitz: “Bei den von uns kritisierten Sicherheitsmängeln handelt es sich um ganz handfeste und schwerwiegende technische Schwachstellen, die der Betreiber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch nicht beheben kann.”

Viele Mängel seien beispielsweise aus baulich-räumlichen Gründen oder weil es keine sichere technische Lösung gebe (z.B. Wasserstoffproblematik) teilweise gar nicht behebbar. Bei den Mängeln, die grundsätzlich behoben werden könnten, wäre ein umfangreiches Nachrüstprogramm für Biblis B laut IPPNW allein schon wegen der zeitaufwändigen Vorplanungen und Genehmigungsverfahren, wegen der zeitaufwändigen Durchführung vor Ort sowie wegen der Personalknappheit erfahrener Ingeniere - die derzeit u.a. auf der Neubaustelle in Finnland benötigt würden - absolut unrealistisch.

“Der Betreiber RWE könnte in Biblis 20 Jahre lang nachbessern und selbst dann wäre das Altkraftwerk nicht runderneuert”, so Paulitz. “Hinzu kommt, dass RWE natürlich überhaupt nicht dazu bereit wäre, nochmals mehrere Milliarden Euro in die Beseitigung der mehr als 150 Mängel zu investieren.”

Quelle: IPPNW   - Presseerklärung vom 10.07.2008.

Veröffentlicht am

14. Juli 2008

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