Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

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Gedenkgottestdienst für Helmut Gollwitzer - Gerhard Bauer - Friedrich-Wilhelm Marquardt

Von Claus-Dieter Schulze Dr. Claus-Dieter Schulze, Pfarrer im Ruhestand, hat bei Helmut Gollwitzer promoviert. Er war von 1976 - 1993 Pfarrer an der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem, hat mit Gollwitzer in einigen Predigtreihen zusammengewirkt (u.a. "Aus der Sklaverei befreit" und "Utopiender in der Bibel", Radius-Verlag). Beim Gedenken am 14.12.2008 in Berlin-Dahlem hielt er die Predigt im Festgottesdienst und eine Würdigung Gollwitzers (siehe oben). Claus-Dieter Schulze lebt inzwischen in der Kommunität Grimnitz ., Predigt im Gedenkgottesdienst der Evang. Kirchengemeinde Berlin-Dahlem am 14.12.2008 in der Jesus-Christus-Kirche Dahlem über Matthäus 11, 2-6 Im Dezember 2008 gedachte die Evang. Kirchengemeinde Berlin-Dahlem ihrer drei großen Lehrer Helmut Gollwitzer, Friedrich-Wilhelm Marquardt und Gerhard Bauer, die jeder auf seine Weise Großes für die Gemeinde und die Theologie überhaupt geleistet haben und nun auf dem Friedhof in Dahlem begraben sind: Helmut Gollwitzer, der am 29.12.2008 seinen 100. Geburtstag gehabt hätte, wirkte von 1937 bis 1940 in der Dahlemer Gemeinde und predigte auch später, als er schon ein berühmter Theologieprofessor und Vaterfigur einer ganzen Studenten- generation war, bis zuletzt immer wieder dort. Friedrich-Wilhelm Marquardt, geboren am 2.12.1928, hätte in diesem Dezember seinen 80. Geburtstag gehabt. Auch er wirkte als Theologieprofessor lehrend und predigend in der Dahlemer Gemeinde und seine Schriften, die den für seine Theologie entscheidenden Einfluss des Dialogs mit dem Judentum widerspiegeln, sind nicht nur Pfarrern kostbar. Gerhard Bauer, am gleichen Tag wie Marquardt geboren, war von 1959 an zehn Jahre lang Pfarrer in Dahlem und später Leiter des Predigerseminars in Berlin. Auch er war sehr im christlich-jüdischen Dialog engagiert.

"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist mit uns allen. Amen" - gern beginne ich heute die Predigt mit dieser Segensfeststellung, wie wir sie von Friedel MarquardtGemeint ist der evangelische Theologe Friedrich-Wilhelm Marquardt (1928 - 2002), der 1976 zum Nachfolger Gollwitzers auf die Professur für Systematische Theologie an der FU Berlin berufen wurde. gewohnt waren.

Unser heutiger Predigttext, das Evangelium des 3. Adventssonntag, stellt zuerst die Stimme Johannes’ des Täufers in den Mittelpunkt. Ich lese den Text noch einmal in der Übersetzung von Walter Jens - am Anfang der Stall, am Ende der Galgen - der auch Gerhard Bauer in einer Meditation zu unserem Evangelium von 1978 gefolgt ist:

"Als Johannes im Gefängnis von den Taten Christi erfuhr, schickte er seine Schüler zu ihm und ließ ihn fragen: ‘Bist du es, der kommen soll? Oder müssen wir auf einen anderen warten?’ Jesus antwortete ihnen: ‚Geht und erzählt Johannes, was ihr wahrgenommen habt: Die Blinden beginnen zu sehen. Die Lahmen gehen umher. Rein sind die Aussätzigen. Die Tauben hören. Aufgeweckt werden die Toten. Die Armen vernehmen die Botschaft: Gekommen ist der Anstößige: Wohl dem, der nicht stürzt über mich.’"


Liebe Gemeinde!

Noch hat Salome nicht getanzt. Noch hat sie den Kopf des Herrschaftskritikers nicht ihrer beleidigten Mutter, der Königin Herodias, zu deren Genugtuung überreicht. Noch hatte der Landesherr scheu, den beim Volke hochangesehenen Propheten endgültig mundtot zu machen, egal ob aus Angst oder schlechtem Gewissen. Und so saß Johannes offenbar nicht in Isolationshaft, sondern hatte genügend Außenkontakte durch seine Jünger. Johannes moralische Autorität war ungebrochen.

Friedel Marquardt hat vor 18 Jahren hier von dieser Kanzel ausführlich aufgezählt, was alles die herrschende Oberschicht von Johannes nicht mehr hören wollte: seine Aufrufe zur Umverteilung des Besitzes gegen all die gesellschaftlichen Sünden der Oberschicht, seine Angriffe gegen die wirtschaftliche Erpressung der Armen, die Kosten der militärischen Gewalt, den Sexskandal am Hofe. Und Friedel findet in Luthers 95 Thesen solche, die auf gleicher Linie liegen. Und er resümiert: wer so was aufdeckt, wird abgewählt - und dann kommen Beispiele aus der deutschen Geschichte seit 1945, von den Protestierern gegen Wiederbewaffnung und Massenvernichtungswaffen bis aktuell zu den abgewählten Grünen im Westen und den dezimierten Bürgerrechtlern im Osten. Johannes 1990: wer für Wahrheit und Recht eintritt, ist schnell auf der Verliererseite.

Aber zurück zu unserem Text. Was genau bewegt den Gefangenen, daß er seine halbe Freiheit nutzt und seine Jünger zur Erkundung ausschickt? Er, der laut Matthäus doch eigentlich sehr gut wissen müsste, was er von Jesus zu halten hat - hat er ihn doch selber getauft und dabei die Stimme vom Himmel zu hören bekommen "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Schon vergessen? Falsch verstanden? Oder dadurch irritiert, daß dieser größere Gottgesandte seinen Mentor nicht sofort aus dem Gefängnis herausholt? Waren die Taten Jesu, von denen er im Gefängnis erfuhr, nicht imponierend genug, nicht messianisch genug, zu uneindeutig, ja vielleicht sogar enttäuschend?

Helmut Gollwitzer wendet sich in seiner Predigt von 1959 an eine adventliche Gemeinde, die gern etwas Erbauliches hören möchte, aber stattdessen mit einer Infragestellung konfrontiert wird, und Golli meint, daß das doch gerade das biblisch Tröstliche sei: fragen dürfen, aus dem Nochnichthaben des Wartenmüssens erleben, daß dem Glauben das provozierende Fragen erlaubt ist, daß selbst viele Gebetserhörungen bei uns Ratlosigkeit hinterlassen: wo bleibt es denn, wann kommt es denn endlich richtig, das Gottesreich? Und da ist Johannes uns Vorbild, gerade den selber zu fragen, der uns fraglich geworden ist. Wen sonst? Wer sonst hätte denn eine Antwort? Denn - so Gollwitzer 1975 in einem Vortrag in Jerusalem über "das Judentum als Problem der christlichen Theologie" -: "Die bedrängende Frage für uns heute ist ja nicht, ob die Welt schon erlöst ist - wer glaubt das denn schon?! - sondern, ob diese Welt überhaupt noch erlöst wird und erlöst werden kann, ob sie wirklich auf ihre Befreiung zugeht." (Kaiser Taschenbücher 50, S. 77) Eschatologische Zweifel. Wen also fragen?

Da haben wir sie also, die radikalisierte Johannesfrage, die Frage nach der Befreiungssubstanz des Evangeliums überhaupt, nach der wirksamen Gotteswirklichkeit, die das Elend der Welt umzukrempeln vermag. Für viele fromme Christenmenschen, nicht nur für Fundamentalisten, ist das gar keine Frage: natürlich kann nur Christus die Welt retten. Für andere, nachdenkliche Christenmenschen, die sich in den Dialog der Religionen wagen und von fernöstlicher Weisheit berührt werden, gibt es vorsichtige Fragezeichen. Für unsere drei Dahlemer Prediger ist es in je verschiedener Weise die Frage, ob Jesus wirklich der Messias, auf griechisch Christos, gewesen ist und wie er deshalb als der Auferstandene gegenwärtig lebendig ist. Und alle drei lassen sich fragen und anfechten durch die Tatsache, daß Israel, das Volk des Gottesbundes, dazu NEIN sagt. Messias? Der nicht! Und so stellt der Jude Johannes dem Juden Jesus eine durch und durch jüdisch legitime Frage: Bist du wirklich der Erlöser, den uns die Propheten verheißen haben?

Ja, ist er das, liebe Gemeinde, sowohl nach innerjüdischer Verheißungslogik als auch für uns, die wir davon ausgehen, daß Gott uns in einen Neuen Bund oder vielleicht in eine Neuauflage des Ersten Bundes mit hineingenommen hat? Einen Bund jedenfalls, der auf ein Friedensreich hinauslaufen soll, auf das neue Jerusalem, eine Neuschöpfung ohne Systemfehler. Was tragen Jesu Antworten, was trägt seine gesamte Lebensbotschaft selbst zu dieser Frage aus? Was überzeugt uns da? Wie antwortet Jesus selbst?

Ganz eindeutig: die Antwort auf die Messiasfrage ist uneindeutig! Sie ist nicht direkt, kein Ja oder Nein. Jesus zitiert den Jesaja, genaugenommen Stellen aus allen drei Jesajabüchern. Die Blinden, die Lahmen, die Tauben die Armen verlieren ihre Lebenseinschränkungen. Mit der Aufzählung der Aussätzigen und der Toten geht Jesus sogar noch über Jesajas Endzeiterwartungen hinaus. Aber, so betont Gerhard Bauer, das ist nicht als Überschuß an Christuswirklichkeit oder als Spitzenleistung gemeint, so wie einige alten Handschriften die Totenerweckungen wie eine Steigerung ans Ende stellen, sondern der Originaltext gipfelt in der Verkündigung der guten Botschaft an die Armen, Jesaja 61. So sieht es auch Golli: Kranke heilen und sogar Tote erwecken kann letztlich auch ein guter Arzt, aber "das göttliche Leben herausbringen zu denen, die hungernd und frierend und wie böse Wölfe sich gegenseitig auffressend draußen in der Weltnacht stehen, das kann nur der, der aus dem göttlichen Leben kommt und … sich wegopfert für die Armen." Freilich, so möchte ich hinzufügen, daß Jesaja 61 auch den Gefangenen die Freiheit verkündet, das zitiert Jesus hier dem gefangenen Täufer gegenüber gerade nicht. Soll auf diese Weise das Bruchstückhafte eines Anfangs unterstrichen werden? Kommt der gewaltfreie Zimmermann aus Nazareth hier ohnmächtig an seine Grenze?

Jedenfalls: der soziale Schalom, Heil und Wohl zugleich, die Heilung der gesamten Gesellschaft des Gottesvolkes - das ist nach Matthäus Jesu zentrale Botschaft, der alles umfassende Anbruch des Gottesreiches. Insofern liegt er auf der Linie des Täufers. Nur daß die Drohbotschaft des Gerichts hinter der Frohbotschaft der individuellen Heilungen zurücktritt. Daß Jesus die Sünder mehr einlädt als verdammt. Daß er das Elend hinter den Sünden der kollaborierenden Zöllner und Prostituierten sieht. Daß er weiß - um mit Luther zu sprechen -: Gott haßt die Sünde, aber liebt den Sünder. Ob es diese Praxis Jesu ist, die den Täufer irritiert? Oder auch, daß es immer nur einzelne Zeichen sind, werbewirksame Unterstreichungen einer neuen Perspektive, Bewußtseinsänderungen, aber keine umfassende Revolution aller Lebensumstände? Strohfeuer, kurzes Aufleuchten einer neuen Wirklichkeit, aber kein radikales Umschmelzen des alten Äons zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in denen unauslöschlich Gerechtigkeit wohnt. Konnte und kann Jesus tatsächlich die Welt entscheidend verändern? Reicht seine Dynamik nachhaltig aus? Oder müssen wir doch immer noch weiter und dann auf einen anderen warten? Die Muslime sehen ja in Mohammed diesen anderen - aber womit kann der denn überzeugen? Und wen? Womit überhaupt ein Mensch?

Wir wissen, wie diese Frage nach einer umstürzenden Messianität unsere drei Lehrer im christlich-jüdischen Dialog quälend bewegt hat. Nicht nur, daß besonders die Jüngeren, Gerhard und Friedel, dieser in seiner mehrbändigen Dogmatik, von einer "gewollten Offenheit" der Messiasfrage sprechen, so wie Jesus auf die vielfältigen Anfragen immer wieder reagiert - siehe seine höchst unterschiedlichen Reaktionen auf das Petrusbekenntnis bei den Evangelisten. Bei Matthäus wird Petrus dafür selig gesprochen, bei Lukas bekommen die Jünger Schweigegebot und bei Markus wird Petrus kurz darauf von Jesus Satan genannt, weil er den eben erkannten Messias von seinem Leidensweg abbringen will. Nein, noch viel grundsätzlicher geht es um die Realität von Gottes An- oder Abwesenheit: die immer noch offene Messiasfrage reicht bei Marquardt bis hin zu seinen schmerzvollen Reflexionen, ob nach Auschwitz Theologie überhaupt möglich ist. Dort, im KZ-Massenmord, enthüllte sich doch nur Gottes Ohnmacht, sein Verschwinden. Fast 2000 Jahre nach Christus war doch der Christenglaube mit seiner fehlenden menschenrettenden Praxis so erbärmlich schwach und lieblos, daß wir dafür verantwortlich zu machen sind, wenn Juden nicht mehr an den Bundesgott glauben können, der da versagt hat. "Gerade unser Glaube an die Menschlichkeit Gottes ist den Opfern von Auschwitz widerlegt worden", sagt Friedel am Ende seines Vortrags auf dem Nürnberger Kirchentag 1979. Und auch wir müßten doch an Gottes Menschlichkeit so irre werden, daß wir nach Gott schreien statt nach theologischen Antworten zu greifen.

Liebe Gemeinde, nach Auschwitz und all dem globalen Elend der Jahrtausende vorher und auch jetzt verschärft sich also nochmals die Täuferfrage nach dem Erlöser und nach Erlösung überhaupt. Wann wird alles heil - oder müssen wir uns das bei aller verständlichen Erlösungssehnsucht, gerade auch im Advent, endlich erwachsen abschminken? Zynisch oder abgeklärt resignieren und der Evolution ihren darwinistischen Lauf lassen? Oder: "Uns aus dem Elend zu erlösen, müssen wir schon selber tun"? Unsere drei Gesprächspartner der Juden waren in unterschiedlicher Intensität selber auch Sozialisten. Aber ein glattes Ja zur Feststellung der Internationale, daß uns kein höheres Wesen rettet, war ihnen gewiß zu undialektisch, eine falsche Alternative. Glaubenspraxis - das ist zwar eigenes menschliches Handeln, aber aus dem verzweifelt-vertrauenden Ringen mit Gott. ER, der Ewig-Lebendige, ist Gegenüber und eigentliches Subjekt. Wenn wir das nur als die Wirklichkeit begreifen und ergreifen könnten! Wir ringen darum! Wir hoffen zu spüren, daß Gott einmal alles in allem ist.

Was also denken und tun? Sich über Jesus ärgern, an ihm Anstoß nehmen, daß er nur halbe Sache gemacht habe, - das würde völlig verkennen, wie sehr wir von der gesamten Weichenstellung seines Lebens leben. Er hat in seiner Person die Liebe Gottes endgültig zur Welt gebracht, ist der Anfänger und Träger unseres Glaubens. Er ist uns voraus in seinem vertrauensvollen Hineinsterben in das Leben. Fragt sich nur, wie weitreichend das ist. Individueller Trost ganz gewiß, aber auch mehr? Sein Vermächtnis heißt: tut - wenn möglich und ihr den Vater darum bittet - Größeres als ich. Aber wie?

Da möchte ich an den Dahlemer Urvater erinnern, Martin Niemöller. "Was würde Jesus dazu sagen?" war schon vor Jahrzehnten seine Leitfrage für die Bewältigung der Gegenwart. Das ist also nicht erst eine schöne Altersweisheit von Heiner Geisler oder populär verständlicher Aufhänger einer Bischofskolumne. Ein Jesus 2008, in Kenntnis der heutigen Weltprobleme, wofür würde der sein Leben einsetzen und hingeben? Welche Menschheits-, ja Schöpfungslösungen ohne Selbstüberschätzung würde der angehen?

Ich widerstehe hier der Versuchung, einige Akutprobleme durchzubuchstabieren, von der Klimakatastrophe, die man ohne Abbau von Lebensstandard meistern zu können glaubt, über den Finanzcrash, wo gerade das Hohelied des Schuldenmachens abstürzt, bis zum Artensterben durch menschliche Übervölkerung unseres kleinen Planeten. Auch beispielsweise über die zerstörerischen Konsequenzen materialistischer Hirnforschung für verantwortliches Zusammenleben und überhaupt über eindimensionale Wissenschaft will ich nichts weiter sagen, auch nichts über jüngste Auferstehungssimulationen durch das Klonen von ausgestorbenen Mammuts, mittels DNA aus zehntausend Jahre eingefrorenen Haaren und einer Elefanten-Leihmutter. Ja, ganz neue Schöpfungsspielchen! Rolle rückwärts. Aber ernsthaft: es gibt -zig Möglichkeiten für unser kritisches und konstruktives Mitdenken und Mithandeln, wenn uns der Jesus-Christus-Glaube als Gottes Mitarbeiter in ein neues Leben hineinbewegt, - für jede und jeden etwas, und zwar reichlich. Auch in einem apokalyptischer werdenden Horizont. Jesus macht uns für die Wahrnehmung des Gottesreiches selbständig und verantwortlich, er gibt keine autoritären Antworten, unterstreicht Marquardt.

Dafür müßten wir allerdings auch als Kirche wieder mehr Bekenntnis wagen, mindestens ebensoviel Kirche der Gerechtigkeit wie Kirche der Freiheit sein. Besonders Gerhard Bauer hatte da Visionen von einer bis zur Be-Kenntlichkeit kleingewordenen Gemeinde. Eine marktgängige Kirche wie heute der Mainstream sogenannter Kirchenreform, das wäre - da bin ich ganz sicher - für die drei Dahlemer Prediger ein Greuel! Berührende Gottesdienste saamt ihrer schönen musikalischen Dimension und berührte Seelsorge, ja - das stand bei ihnen ganz im Zentrum ihres Lebens, aber sicher nicht Spiritualität als Wellnessreiten oder ästhetisch designerte Kultrituale, nicht Heiligkeit als Markenzeichen. Vielleicht wären die drei eher irgendwo an die Grenzen Europas gefahren, um dort Eingangslöcher für die ausgesperrten Verlierer in unsere Festungsmauern zu schlagen. Nachfolge Jesu praktisch.

Wenn Israel Frieden hat und mit ihm die ganze Welt, dann ist der Messias gekommen, sagen die Juden. Frieden durch Gerechtigkeit unter Bewahrung der Schöpfung - so haben wir es im Konziliaren Prozeß seit den 80er Jahren präzisiert. Das bleibt ein Auftrag, ein Aufruf und ein sinnvoller Inhalt für unser Leben, daß wir messianische Zeit mitgestalten dürfen. Wie weit wir kommen, wissen wir nicht, allein sowieso nicht, trotz neu wachsender Solidarität. Wir warten auf Gott, sehnsüchtig und hoffnungsvoll, aber Gott wartet auch auf uns, ermutigend und liebevoll! Advent - er kommt! Laßt uns ihm entgegen und dann mit ihm gehen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewacht unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Fußnoten

Veröffentlicht am

01. Januar 2009

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