25. Todestag: Martin Niemöller (1892 - 1984)Vor 25 Jahren, am 6. März 1984, starb Martin Niemöller. Er war U-Bootkommandant im 1. Weltkrieg, Pfarrer, führender Vertreter der Bekennenden Kirche, persönlicher Gefangener Adolf Hitlers, Kirchenpräsident sowie Präsident im Weltrat der Kirchen und ein leidenschaftlicher Friedensaktivist. Der am 14. Januar 1892 geborene Martin Niemöller führte ein Leben im Widerstand und mit Widersprüchen. Anlässlich seines 25. Todestages erinnern wir mit mehreren Texten an ihn. Am 25. Januar 1959 hielt Martin Niemöller in Kassel auf einer Kundgebung gegen die atomare Bewaffnung eine Ansprache, die zu einer Strafanzeige des Verteidigungsministers F. J. Strauß wegen Beleidigung der Bundeswehr führte. Das Verfahren wurde - zu Niemöllers Bedauern - eingestellt. Wir dokumentieren nachfolgen Auszüge aus der Kasseler Rede. Wissen sie, was sie tun?Von Martin Niemöller
Denn sie wissen, was sie tun. Das ist das Wort, das über dieser Feierstunde ungeschrieben stehen soll… Wissen wir, was wir in dieser Situation tun? Wir, die wir heute abend unter der Marke stehen: "Christen gegen Atomgefahren." Wissen wir wahrhaftig, was wir tun? Wir tun ja gar nichts. Wir geben alle paar Jahre einmal unseren Stimmzettel ab, und vielleicht gehen wir auch noch mal das eine oder andere Mal in eine Versammlung wie die, die am heutigen Abend stattfindet. Und was machen wir dann weiter, und was machen unsere Kinder, unsere heranwachsenden Söhne? Wie geht eigentlich das alles weiter? Oder sind wir wahrhaftig Leute, die gar nichts tun? Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden, weil sie sich zur Schlachtbank führen lassen, obgleich sie nicht den Strick um den Hals zu haben brauchten? Der Christ und der Krieg - das ist doch das geheime Thema, das hinter dem allen steht. Wie stehen wir als Christen zu dem Krieg, von dem wir jetzt endlich wissen, wie er im Endeffekt aussieht? … Die theologische Theorie sieht ja in der evangelischen Christenheit ganz genauso aus wie in der katholischen Kirche. Da ist Martin Luther der gelehrige Schüler des heiligen Augustin und der mittelalterlichen Scholastik und des Scholastizismus; da ist die Rede vom gerechten Krieg und vom ungerechten Krieg; aber den ungerechten Krieg, wer will den heutzutage noch feststellen, wenn jede Obrigkeit behauptet: Der Krieg, den wir führen, ist gerecht? Und da gibt es dann kein Ausweichen mehr, denn das hat sich ja alles gegenüber dem 16. Jahrhundert derartig gewandelt und geändert, daß heute schon die Kirche ganz offiziell den Rat gibt: Zerbrich dir den Kopf nicht! Wenn dein Vaterland und dein Volk und deine Obrigkeit einen Krieg führen, und du kannst es nicht herauskriegen, weshalb und weswegen, dann bist du am sichersten, wenn du dem Ruf und dem Befehl der Obrigkeit folgst! … Keine Regierung hat seit 300 Jahren einen ungerechten Krieg geführt. Erst nach dem Kriege wurde festgestellt, daß der Besiegte natürlich im Unrecht gewesen war. - Vor 3000 Jahren, da gab es auch noch keinen Wehrzwang. Wir reden von der Wehrpflicht. Über die Wehrpflicht läßt sich streiten, denn das ist ein Problem, wie weit ein Staat das Recht hat, seine Bürger dazu zu zwingen, andere Leute zu töten. Aber jedenfalls, wir haben nun seit 150 Jahren den Zwang, daß jeder, der dazu nicht bereit ist, wenn’s gnädig abgeht, im Frieden ins Gefängnis oder im 3, Reich ins Konzentrationslager, oder im Krieg aber an die Wand gestellt wird. Und das ist auch eine Frage, ob wir wissen, was wir tun, und ob wir’s wohl wissen wollen, was wir eigentlich tun. Wenn ich Unrecht tue unter Zwang, dann will ich ja gar nicht wissen, daß ich Unrecht tue, sonst wär’s ja nicht auszuhalten. - Hier war die Rede von den gerechten Mitteln, die im Kriege angewandt werden müssen. Nun, wir haben dieser Theorie längst den Abschied gegeben, seitdem der General Ludendorff uns im Ersten Weltkrieg den totalen Krieg vordemonstriert und dann aufgenötigt hat; und da sind eben die Mittel total, d. h. jedes Mittel ist recht. Und darum ist heute die Ausbildung zum Soldaten, die Ausbildung der Kommandos im Zweiten Weltkrieg, die Hohe Schule für Berufsverbrecher. Mütter und Väter sollen wissen, was sie tun, wenn sie ihren Sohn Soldat werden lassen. Sie lassen ihn zum Verbrecher ausbilden… Der Krieg selber ist ja total geworden in seiner Zielsetzung. Man will ja gar nicht feststellen, wer der Schwächere ist, sondern man will den, der sich als der Schwächere erweist, umbringen und ausrotten… Wissen wir, was wir tun, wir Christen, wenn wir uns an der Vorbereitung, an der Rüstung zum Kriege beteiligen, wenn wir heutzutage noch Soldat spielen oder mit uns Soldat spielen lassen? Heute, wo wir wissen: Die kirchliche Lehre ist eine reine Theorie, und die Bücher, in denen sie dargeboten wird, sind nicht mal mehr wert, aufgeschlagen zu werden. Wissen wir, was wir tun? 1914 - ich denke an jene Zeit, ich war damals 22jähriger junger Berufsoffizier, als wir mit Begeisterung damals im August an unser Kriegswerk gingen, weil wir noch daran glaubten, daß das höchste Heil und das letzte im Schwerte läge, und daß die Verteidigung des Vaterlandes und die Ehre der Nation es erforderten, daß man sein Leben dafür einsetzte; 1939 war’s schon anders. Da war jedenfalls von der Begeisterung, die wir 1914 gekannt hatten, für den Betrachter nicht mehr sehr viel zu merken, oder man mußte schon nicht begeistert, sondern fanatisiert sein. Immerhin, damals haben sich Christen Gedanken gemacht, liebe Freunde. Es gab eine Bekennende Kirche, die im Jahre 1938 in der Tschechenkrise alle Pfarrer im Lande bat, sie möchten öffentlich sonntags im Gottesdienst noch Fürbitte halten für die Erhaltung des Friedens. Und sie wurden, natürlich wurden sie, und bald wird es wieder bei uns so sein, als potentielle Kriegsverbrecher, nämlich als Landesverräter, hingestellt, und die evangelischen Bischöfe sagten sich von den Pastoren, die das machten, feierlich los. Aber dann hat es kaum noch ein Gebet für den Sieg gegeben. Wir stehen nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem, was seither bei uns geschehen ist und geschieht, eigentlich alle in der Haltung: Wir können unsere Stimme abgeben bei einer Wahl, weiter können wir gar nichts tun, und im übrigen müssen wir hinnehmen, was kommt. Im Ernstfall kann man sich solch einer Geschichte, auch wenn es Krieg gibt, natürlich nicht entziehen. Wir sind alle die Leidtragenden, und wenn wir gemustert werden, dann müssen wir halt mit, und dann müssen wir, auch wenn es uns nicht gefällt, mit den Wölfen heulen. Meine Freunde, es ist wohl Zeit für uns Christenmenschen, daß wir uns wecken lassen. Denn im Bezug auf den Krieg haben wir tatsächlich nicht nur während des Ersten Weltkrieges und die 300 Jahre vorher, sondern auch noch im Zweiten und auch noch jetzt in der Pause, in der wir gerade drinstehen, geschlafen. Wir beruhigen uns und haben unsere Opiate, die Pillen, die wir zu unserer Beruhigung und Einschläferung nehmen. Wir sagen uns: Wir leben in einer Welt der Sünde, wir machen ja den Krieg gar nicht. Aber eines Tages ist er da. Und was soll man dann tun, wenn der Krieg da ist? Dann kann man sich ja dieser Geschichte gar nicht entziehen. Vielleicht sagen wir noch: Jawohl, mitmachen wäre Sünde, aber wäre nichtmitmachen dann nicht eine noch schlimmere Sünde? Und was die Kirche gesagt hat seit 1945 hat uns ja alles nicht viel weitergeholfen. Auch was die evangelischen Kirchen gesagt haben. Etwa auf der Weltkirchenkonferenz von Amsterdam im Jahre 1948: "Krieg ist gegen den Willen Gottes." Nun ja, das ist viel gesagt und ist gar nichts gesagt. Mord ist auch gegen den Willen Gottes. Aber damit, daß ich das feststelle und Morde nicht verhindere, habe ich eben noch gar nichts getan. - Oder Eisenach im Jahre 1948, als die Evangelische Kirche in Deutschland zum ersten Male wieder zusammenkam mit ihrer Synode nach dem Kriege: "Auf der Gewalt ruht kein Segen"; einstimmig angenommen! Und ich weiß nicht wieviel Leute, die in Eisenach dabei waren, haben im Bundestag nicht nur für die Aufrüstung mit der Bundeswehr, sondern auch für die atomare Aufrüstung im vergangenen März ihre Stimme abgegeben. "Auf der Gewalt ruht kein Segen": aber her mit der Gewalt, wir brauchen keinen Segen! Sehen Sie, liebe Freunde: Wissen wir eigentlich, was wir tun, und was wir tun sollten? … Wir haben gemeint, die Hiroshimabombe hätte den Zweiten Weltkrieg beendet. Stimmt gar nicht. Sondern für die Leute von Hiroshima und für die Leute von Nagasaki geht der Weltkrieg 800 bis 1000 Jahre weiter, wenn da noch Nachkommen von den Bewohnern von Hiroshima und Nagasaki da sind. Kein Mensch kann das abbremsen. Wir nennen das Frieden. Aber der Frieden ist kein Frieden mehr. Sondern der Frieden ist, ja, Krieg gegen Unbekannt. Aber das ist ja auch kein Krieg mehr, sondern das ist nun wirklich Massenmord und Massenselbstmord; d. h. wirmüssen unser ganzes Denkkostüm umwenden. Außen nach innen und innen nach außen. Soweit Verteidigung und Waffen und Frieden und Krieg in Frage kommen, haben Menschen Millionen von Jahren sich darunter dasselbe vorgestellt, und alles das stimmt nicht mehr. Sie wissen, was sie tun. Ich sprach von einer Mattscheibe, ich hab ja selbst eine, mir sind diese Dinge vom Jahre 1954 erst im Jahre 1957 wirklich deutlich geworden. Und ich glaube, wir brauchen uns dessen auch nicht zu schämen, daß es schwer ist für uns, Denkgewohnheiten abzulegen, die durch Hunderttausende von Generationen in unseren Vorvätern normal und natürlich gewesen sind, und das ist meine leise Hoffnung. Bloß, wenn einer nicht umlernen will, dann wird’s gefährlich. Wenn man die Wirklichkeit nicht sehen will, dann wird es schlimm. Sie wissen, was sie tun? Ich gebe auch unseren Politikern, ich gebe auch unserem Verteidigungsminister im Bund immer noch diesen Vorschuß an Vertrauen, daß sie sehen wollen, was ist, auch wenn sie’s heute noch nicht sehen können… Ich bin oft gefragt worden, liebe Freunde, ich sage das mit Bedacht: Sie sind ein ganz charakterloser Mensch, Sie sind ja früher Militarist gewesen und Nationalist gewesen, und jetzt sind Sie Pazifist und womöglich auch noch Sozialist oder so etwas! Ich kann darauf nur antworten: In eine Partei bin ich nicht `reingegangen. Mein Beruf als Pastor hat mich eigentlich daran gehindert, aber, daß ich meine Überzeugung in meinem Leben geändert habe - ich glaube nicht aus Charakterlosigkeit, sondern weil ich etwas dazugelernt habe -, dessen schäme ich mich nicht… Ich sprach von dem Höhlenmenschen, der den Stein aufhebt, die erste Waffe. Und ich sprach vom Jahre 1954 und den zehn Kobaltbomben, die ausreichen, um alles menschliche und alles übrige Leben auf der Oberfläche unseres kleinen Planeten zu begraben. Von dem Stein in der Hand des Höhlenmenschen bis zu zehn Kobaltbomben im Pentagon-Keller oder im Kreml-Keller von heute ist doch wohl ein ständiger Weg, der Schritt für Schritt in ein und derselben Richtung zielsicher gegangen worden ist. Die erste Waffe trug in sich schon die Frage: Kannst du mich nicht noch wirksamer gestalten? Und der Höhlenmensch erfand seine Schleuder und konnte den Stein mit der Schleuder wirksamer machen, als wenn er bloß den Stein in die Faust nahm. Und die Geschichte des technischen Fortschritts ist, wie wir alle wissen, die Geschichte der Waffentechnik, und zwar von den Urzeiten menschlicher Zivilisation an. Und diese Waffentechnik, die unter der Frage stand: Wie kann ich mir eine wirksamere Waffe für den Fall, daß ich einen Feind habe, mit dem ich zum gewaltsamen Auseinandersetzen komme, wie kann ich mir eine möglichst wirksame Waffe verschaffen?, diese Frage hat die Waffentechnik entwickelt und regiert. Und das Ende heißt: zehn oder vierzig Kobaltbomben. Der Anfang heißt: Wie kann ich mein Leben sichern gegenüber meinem Feind?, und das Ende heißt: Ich kann mit meinem Feind nur fertig werden, indem ich mich selber auch fertig mache, und den Rest dazu! Meine Freunde, wenn das die logische Folge der Gewaltanwendung unter Gottes Menschengeschöpfen ist - dann werden wir Christen, und jetzt darf ich mal so sprechen, wir Christen - und ich meine auch nicht nur die evangelischen, ich meine auch die katholischen unter uns - doch wohl die Frage an uns selber richten: Wenn dies das Ende ist, ist dann der Weg zu diesem Ende hin ein richtiger, ein rechter Weg gewesen? Oder ist nicht der ganze Weg falsch gewesen, weil er nämlich zu diesem Ende führt? Ich habe mir diese Frage vor zweieinhalb Jahren sehr ernsthaft vorgelegt und bin dadurch bewogen worden, mein Neues Testament noch einmal sehr gründlich anzusehen auf die Frage hin: Wie soll sich eigentlich der Mensch gegen seine Feinde und ein Volk gegen die Feinde des Volkes wehren? Ich bin aufgewachsen als Nationalist und als Militarist, das war damals anständig, das galt als christlich, und dabei hatte man ein gutes Gewissen. Nicht wahr, die Papua auf Neu- Guinea haben kein gutes Gewissen, so lange sie nicht den ersten Skalp und Schädel des ersten von ihnen erlegten Gegners am Gürtel tragen. Das Gewissen kann sonderbare Inhalte haben. Die Christenheit hat seit Kaiser Konstantin bis zum Ersten Weltkrieg, bis zum Zweiten Weltkrieg und vielfach bis heute mit einem guten Gewissen gelebt. Das Vaterland ist in Gefahr, da ist es gar keine Frage: Jetzt wird zur Waffe gegriffen und das Vaterland verteidigt. Und wenn man den ganzen Dreck gesehen hat, dann weiß man, wie der Mensch sich in der Gewaltanwendung zwischen Menschen selber geschändet hat, noch und noch, und daß das bloß aus der Entfernung nachher dann besser aussieht, wenn das schöne Dokument kommt: Ihr Sohn ist auf dem Felde der Ehre gefallen! Liebe Freunde, wir Christen haben gemeint, das wäre alles in Ordnung. Und es hat zwei Weltkriege gebraucht, und jetzt braucht es den Schock des Jahres 1954, um selbst einen Theologen, und ich bin ja einer inzwischen geworden, einen Theologen mal endlich auf die Fährte zu setzen, daß er sich fragen muß: Was sagt eigentlich Gott, und zwar der lebendige Gott, der Vater Jesu Christi ist? Und mir ist jetzt erst klar, und dessen schäme ich mich, und zugleich bin ich dankbar dafür - schämen tue ich mich, daß es so spät kam, und dankbar bin ich dafür, daß es nicht zu spät kam, daß ich’s noch mitgekrieg habe: daß dieser Jesus ja mit der Gewaltanwendung zwischen Menschen nichts zu tun haben will, und daß dieser Jesus sein Erlösungswerk nicht dadurch betreibt, daß er seine Feinde mit Gewalt annimmt, sie überwältigt, sondern ja gerade so, daß er sich von ihrer Feindschaft und von ihrem Haß überwältigen und umbringen läßt, ohne sich dadurch selbst zur Feindschaft und zum Haß bewegen zu lassen. Wenn Jesus spricht: Seid getrost, ich habe die Welt überwunden - dann hat der Mann, der ans Kreuz geht, die Welt überwunden, nicht mit Gewalt und nicht mit Waffen und nicht so, wie wir uns die Überwältigung der Welt vorstellen und vorgestellt haben, sondern dadurch, daß er die Menschen, die von der Welt überwunden waren, mit seiner vergebenden Liebe überwunden hat. Das Böse mit Gutem überwinden, das ist eigentlich das, was uns Christen von anderen Menschen unterscheidet oder unterscheiden sollte. Und gerade auf dem Gebiet der Gewaltanwendung haben wir die Wahrheit Gottes, die uns in Jesus Christus vor die Augen gestellt ist in seinem Kreuz und in seiner Auferstehung, einfach verleugnet. Wir haben tatsächlich so getan, als ob wir privatim Christen sein könnten, und als ob wir dann in der Politik und im Völkerleben uns wie die Heiden und wie die Verbrecher benehmen dürften und müßten, und daß das dann sogar eine lobenswerte Angelegenheit wäre… Wir haben gelebt, als stünde in der Bergpredigt eine Seligpreisung, die da aber nicht steht und nach der man vergeblich die ganze Bibel durchblättern kann, nämlich: Selig sind die Starken und Gewaltigen, denn sie werden die Erde erobern. Die gibt es nicht. Sondern da heißt es: Selig sind, die auf Gewalt verzichten, nämlich die Sanftmütigen, denn sie werden, nun, nicht das Himmelreich ererben, sie werden das Erdreich ererben. So hat der Mann aus Nazareth das gesagt, und so hat er’s auch wirklich gemeint, und das hat er mit seinem Kreuzessterben und mit seinem Gebet "Vater, vergib ihnen, sie wissen ja doch im Grunde nicht, was sie tun" besiegelt. So hat er die Welt überwunden. So hat er seinen Sieg erfochten. Und auf diese Bahn hat er uns gerufen: So mir jemand nachfolgen will als mein Jünger, der meinen Namen tragen will als ein Christ, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir auch tatsächlich nach und verleugne sich selbst! Sie wissen, was sie tun? Gott gebe, daß sie’s noch nicht wissen. Gott gebe, daß sie es noch zu wissen bekommen! Wissen wir, was wir tun? Gott gebe, daß wir’s zu wissen bekommen, was wir tun sollten, solange wir den Christennamen tragen; und das heißt ja nun tatsächlich wohl - wir haben so ja verfahren mit unseren Kriegsdienstverweigerern, die müssen nämlich nachweisen, daß sie tatsächlich aus Gewissensgründen keinen Kriegsdienst leisten können oder wollen und werden. Für uns Christen gilt das im Grunde nicht, wir sollten wissen, jeder Mensch, der Gewalt anwendet, der muß sich für die Gewaltanwendung, aber nicht für die Verweigerung der Gewaltanwendung vor dem Herrn Jesus Christus als vor seinem Herrn verantworten. Nicht, was da bei dem Untersuchungsausschuß oder dem Prüfungsausschuß passiert, sondern was vorher passiert, ob wir von dem Herrn Jesus tatsächlich das grüne Licht bekommen, den Weg zu gehen, den eine Obrigkeit meint, von uns fordern zu können; eine Obrigkeit, die, Gott gebe es, nicht weiß, was sie tut. Wenn sie wüßte, was sie tut, dann dürfte man allerdings nur noch von der Demokratischen Union und ihrer Regierung, aber nicht von einer Christlich-Demokratischen Union und ihrer Regierung sprechen. … Durch die Bank, ohne Ausnahme haben die christlich sich nennenden Abgeordneten für die Atomrüstung gestimmt! Sie wissen nicht, was sie tun. Das hoffe ich zu Gott. Wüßten sie’s, dann müßten sie das Wort "christlich" streichen. Wissen wir, was wir tun? Dürfen wir das Wort "christlich" führen? Das ist die Frage, die aus dieser Mahnstunde mit uns gehen soll. Quelle: Junge Kirche. Eine Zeitschrift europäischer Christen, Januar 1992, 53. Jahrgang, S. 7ff. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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