Die Amtsenthebung des Kommandeurs erfolgt wegen der Verschärfung des Afghanistan-KriegesUS-Kriegsminster Gates schickt General McKiernan, den ehemaligen Chef der US-Army in Europa und jetzigen US-Oberkommandierenden in Afghanistan, in die Wüste
Von Elisabeth Bumiller und Thom Shanker, New York Times General David D. McKiernan, der amerikanische Oberkommandierende in Afghanistans. http://de.wikipedia.org/wiki/David_D._McKiernan , wurde am Montag ganz plötzlichen seines Amtes enthoben, weil eine aggressivere und innovativere Führung eine Wende in dem sich verschärfenden siebenjährigen Krieg bringen soll. Mit knappen Worten gab Verteidigungsminister Robert M. Gates im Pentagon die Entscheidung bekannt und fügte hinzu, "eine neue Sichtweise" und "ein anderes Vorgehen dient wahrscheinlich unseren Interesse am besten". Als er gefragt wurde, ob mit der Ablösung die militärische Karriere des Generals beendet sei, antwortete er: "Wahrscheinlich." Die Ablösung erklärt sich aus der Einschätzung, dass der Afghanistan-Krieg gegen die immer stärker werdenden Taliban und ihre Unterstützer in diesem rauen, weitläufigen Land immer komplizierter wird. Offizielle aus dem Verteidigungsministerium ließen durchblicken, dass General McKiernan, ein angesehener Offizier, der bei der Panzerwaffe Karriere gemacht hat, hauptsächlich deshalb abgelöst wurde, weil seine Kriegsführung angesichts der neuen Herausforderungen zu konventionell war. Er soll durch Lt. Gen. (Generalleutnant) Stanley A. McChrystal, einen ehemaligen Kommandanten des Joint Special Operations Command (des Gemeinsamen Kommandos für Spezial-Einsätze) ersetzt werden. Der hat als Stabschef für Militäroperationen bereits von 2001 bis 2002 in Afghanistan gedient und befehligte alle Kommandounternehmen im Irak.s. http://de.wikipedia.org/wiki/Stanley_A._McChrystal . Unter dem Befehl des Generals McChrystal stehende Einheiten wurden mit dem Aufspüren und der Festnahme Saddam Husseins beauftragt, auch Abu Musab al-Zarqawi, den Al-Qaida-Chef in Mesopotamien, verfolgten und töteten sie. McChrystals durch eine Kombination von Geheimdienstinformationen und Feuerkraft erzielten Erfolge beim Aufspüren und Töten von Aufständischen und seine Erfahrung in einer unkonventioneller Kriegsführung, die mehr Rücksicht auf den Schutz die Bevölkerung nimmt, mache ihn zur besten Wahl für den Oberbefehl in Afghanistan, äußerten Offizielle des Verteidigungsministeriums. Bei der Übernahme seines neuen Kommandos wird er mit großen Spannungen konfrontiert sein, die durch die aggressive Taktik der Special Forces (der Spezialkräfte) in Afghanistan verursacht wurden; sie wird von afghanischen Offiziellen als einer der zahlreichen Fehler der US-Streitkräfte angesehen, die zu den vielen Todesfällen unter der Zivilbevölkerung geführt haben. Nach Aussagen von Pentagon-Mitarbeitern genießt Afghanistan bei den Militärs höchste Priorität und ist für sie wichtiger als der Krieg im Irak. Präsident Obama hat bereits im März eine komplette Neuorientierung der amerikanischen Strategie in Afghanistan angekündigt. Nach bestehenden Planungen werden bald mehr als 60.000 Amerikaner dort im Einsatz sein. Nach Äußerungen aus dem Pentagon ist McKiernan der erste General seit Douglas Mac Arthur im Korea-Krieg, der vom Schlachtfeld weg abgelöst wurde. Auf seiner Pressekonferenz am Montag im Pentagon lobte Gates (den abgelösten) General McKiernan für "seine langen und ausgezeichneten Dienste", der Krieg in Afghanistan verlange aber "ein neues Denken und ein anderes Herangehen der militärische Führer". General McKiernan führt sein gegenwärtiges Kommando erst 11 Monate, das ist etwa die Hälfte der Zeit, die sonst üblich ist. Admiral Mike Mullen, der Chef des US-Generalstabs, schloss sich den Ausführungen des Herrn Gates an. Der Wechsel macht auch den Einfluss des Generals David H. Petraeus deutlich, der im Herbst letzten Jahres (Chef des CENTCOM und damit) für den Irak und Afghanistan zuständig wurde. General Petraeus diente im Irak noch unter General McKiernan, bei seinem rasanten Aufstieg hat er ihn aber in der Rangfolge überholt. Nach Äußerungen aus dem Verteidigungsministerium haben sich die beiden Männer nicht besonders gut verstanden, als General Petraeus seinen alten Vorgesetzten McKiernan als Oberkommandierenden in Afghanistan erbte. Während McKiernan für seinen Einsatz im ehemaligen Jugoslawien noch große Anerkennung fand, war er unter den beiden nachfolgenden Verteidigungsministern (Rumsfeld und Gates) nicht mehr besonders wohl gelitten. Bei der Invasion des Iraks hatte McKiernan als Kommandeur der Bodentruppen der Verbündeten Differenzen mit dem Pentagon und mit seinem Chef General Tommy R. Franks, als er sich einem Kreis von Armeeoffizieren anschloss, die viel mehr Soldaten forderten, als für das Unternehmen vorgesehen waren. Robert Gibbs, der Pressesekretär des Weißen Hauses, teilte mit, Präsident Obama stimme mit der Einschätzung der Herren Gates und Mullen überein, dass "die Durchsetzung einer neuen Strategie in Afghanistan eine neue militärische Führung verlange". Der Präsident habe den Einsatz des Generals McKiernan gelobt, es sei aber Zeit für eine "Richtungsänderung in Afghanistan" gewesen. Der Präsident hatte sich am Montag mit Gates im Oval Office getroffen, Teilnehmer dieses Treffens lehnten es aber ab, Einzelheiten aus dem Gespräch mitzuteilen. Ein höherer Regierungsvertreter sagte, Gates habe Obama bereits letzte Woche um seine Zustimmung zur Ablösung des Generals McKiernan gebeten, und der Präsident sei einverstanden gewesen. Gates hat General McKiernan dann am Mittwochabend bei einem gemeinsamen Essen im Camp Eggers, dem amerikanischen Hauptquartier in der afghanischen Hauptstadt Kabul, offiziell über seine Entscheidung informiert. Gates teilt auch mit, dass General McChrystal von einem Stellvertreter, Lt. Gen. (Generalleutnant) David M. Rodriguez, unterstützt werde, der in dieser neuen Position der Verantwortung für das tägliche Management des Krieges übernehmen soll. Rodriguez war bereits als Kommandant der 82nd Airborne (Luftlandedivision) im östlichen Afghanistan eingesetzt. General McChrystal hat 1976 die Militärakademie West Point abgeschlossen und war selbst bei den Green Berets (einer seit dem Vietman-Krieg berüchtigten Spezialtruppe) und als Ranger (in einer Kommandoeinheit) eingesetzt; er hat auch viele Special Operations (Spezialeinsätze) kommandiert. Einen schwarzen Fleck auf der ansonsten weißen militärischen Weste des Generals McChrystal gibt es allerdings: Eine im Jahr 2007 vom Pentagon durchgeführte Untersuchung über den Tod des Corporals (des Hauptgefreiten) Pat Tilman ergab, dass dieser 2004 in Afghanistan irrtümlich von Ranger-Kameraden erschossen worden war. McChrystal wurde dafür verantwortlich gemacht, dass er falsche Informationen über den Tod des Soldaten weitergeleitet hatte und Tilman auf Empfehlung seiner Einheit (für den erlittenen "Heldentod") sogar mit dem (US-Tapferkeitsorden) Silver Star auszeichnen wollte. In der Falschmeldung wurde behauptet, Corporal Tillman, ein professioneller Football-Spieler, dessen Entscheidung, sich nach den Anschlägen am 11. September zur Armee zu melden, nationale Aufmerksamkeit erregt hatte, sei durch feindliches Feuer getötet worden. In seiner letzten Position als Direktor im Joint Staff (im gemeinsamen Stab) hat General McChrystal den Plan entwickelt, eine ausgewählte Gruppe von etwa 400 Soldaten und Offizieren zwischen dem gleichen Einsatzgebiet (in Afghanistan) und den Vereinigten Staaten hin und her wechseln zu lassen. Auch zu Hause sollen sich die Soldaten und Offiziere in ihren militärischen Jobs mit einem Aspekt der Strategie für Afghanistan beschäftigen oder andere Soldaten ausbilden und auf Operationen in Afghanistan vorbereiten. Die Ausgewählten sollen drei bis fünf Jahren in der Gruppe bleiben. Diese Methode hat General McChrystal schon bei den Special Forces praktiziert. Die meisten Soldaten gehen bisher ohne eine spezielle Vorbereitung für etwa ein Jahr oder weniger nach Afghanistan. Nach ihrer Rückkehr werden sie häufig zu Aufgaben herangezogen, die mit ihrem vorhergehenden Einsatz überhaupt nichts zu tun haben. "Die Idee ist, eine Gruppe von Leuten zu haben, die für Kontinuität sorgen, ihre Erfahrungen weitergeben und bestehende Beziehungen pflegen. Sie kennen einander und lernen bei der Arbeit neue Leute kennen", sagte ein höherer Offizier, der an der Ausarbeitung des Planes beteiligt war. "Weil sie die Beziehungen untereinander und die Beziehungen zu afghanischen Partnern und afghanischen Einheiten ausbauen, wird ihre Effektivität ständig größer." Der Offizier sagte, Admiral Mullen habe das Programm bereits genehmigt, und es solle nach der Ausarbeitung weiterer Details bereits in 60 Tagen anlaufen; die ersten Auswirkungen auf Afghanistan werden in etwa sechs Monaten erwartet. Eric Schmitt und Jeff Zeleny trugen zu dem Bericht bei. LUFTPOST hat den Artikel komplett übersetzt und mit Anmerkungen in Klammern und Hervorhebungen versehen. Die Auswechslung des US-Oberkommandierenden in Afghanistan wird an der fatalen Kommandostruktur, die ISAF-Truppen - also auch das Kontingent der Bundeswehr - und die noch selbständig agierenden US-Einheiten unter einem NATO-Hut vereinigt, höchstwahrscheinlich nichts ändern. Auf die schwerwiegenden Folgen dieser seltsamen Konstruktion und die sich daraus ergebenden juristischen Möglichkeiten wurde bereits in der LUFTPOSTs.
Die neue Kommandostruktur in Afghanistan verändert Prämissen, von denen das Bundesverfassungsgericht im "Tornado"-Urteil 2 BvE 2/07 vom 03.07.07 ausgegangen ist
. hingewiesen. Da unter dem neuen, besonders "schneidigen" US-Oberkommandierenden mit einer Verschärfung des völkerrechtswidrigen Afghanistan-Krieges zu rechnen ist, sollte eine Bundestagsfraktion möglichst bald erneut versuchen, den verfassungswidrigen Bundeswehreinsatz in Afghanistan vom Bundesverfassungsgericht verbieten zu lassen.
Quelle: LUFTPOST vom 13.05.2009. Originalartikel: Commander’s Ouster Is Tied to Shift in Afghan War . Übersetzung: LUFTPOST. FußnotenVeröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
|