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Wirtschaft auf die Füße gestellt - Bürger wollen nachhaltige Energieversorgung

Bis zu 100 Millionen Euro will die Genossenschaft Energie in Bürgerhand eG i. G. an Eigenkapital für den Kauf von Anteilen der Thüga sammeln. Ziel ist, so Einfluss in der Tochter des Energiekonzerns Eon zu bekommen, um dort auf eine umweltverantwortliche und sozialverträgliche Energieversorgung zu drängen. Rund acht Millionen Euro stehen schon bereit und täglich bieten mehr Menschen ihr Geld dieser pragmatischen Bürgerinitiative an mit ihrem Fabel für das scheinbar Unmögliche. Interessierte für ein finanzielles Engagement können sich richten an: info@energie-in-buergerhand.de .

Hintergrund für diese Chance: Der deutsche Strom- und Gasmarkt wird auf Drängen des Kartellamts neu geordnet. Der Energiekonzern Eon soll seine Stadtwerketochter Thüga verkaufen, weil Bedenken bestehen, Eon verhindere den Wettbewerb. Durch den über die Thüga organisierten Zugang zu den Energieverbrauchern sichert sich Eon die Belieferung mit Strom und Gas zu rund 110 Stadtwerken. An diesen ist die Thüga in der Regel mit einer Minderheitsbeteiligung von unter 50% beteiligt. Bei der Freiburger Badenova hält die Thüga einen Anteil von 47 Prozent.

Mit insgesamt 3,9 Millionen Strom- und 2,4 Millionen Gaskunden zählt die Gruppe zu den größten deutschen Energieanbietern. Für Investoren ist die Thüga hochattraktiv. Ihr Wert wird auf drei, eher vier Milliarden Euro veranschlagt. Zwei kommunale Bündnisse wollen deshalb auch in die Holding einsteigen. Hinter diesen beiden Konsortien mit den Namen Integra und Kom9 stehen rund 60 kommunale Versorger aus Städten wie Freiburg, Frankfurt und Würzburg. Kommt der Transfer zustande, dürfte er als eine der spektakulärsten Aktionen der vergangenen Jahrzehnte in die deutsche Stromgeschichte eingehen. Wird die Thüga unabhängig, ist sie nach den großen vier Energiekonzernen der nächstgrößte Versorger Deutschlands.

Auch eine Bürgerbewegung, die als Trägerorganisation eine Genossenschaft - Energie in Bürgerhand - gegründet hat, will mitmischen. Die südbadische Initiative sammelt gegenwärtig auf Treuhandkonten Geld ein, um einen möglichst großen Anteil des Energieversorgers Thüga zu kaufen. Bisher geschieht dies mit viel Erfolg. Von rund 1.500 Bürger liegen bereits finanzielle Zusagen in Höhe von etwa zehn Mio. Euro vor - mit weiter wachsender Tendenz.

Viele prominente Akteure unterstützen das Projekt. Zu den Gründern der Genossenschaft gehören beispielsweise der Solararchitekt Rolf Disch, Professor Günter Rausch von der Evangelischen Fachhochschule Freiburg und als Aufsichtsratsvorsitzender von Energie in Bürgerhand Dr. Michael Sladek aus Schönau im Wiesental mit dem Mythos des Stromrebellen. Er sammelte zusammen mit anderen Schönauern bereits Mitte der neunziger Jahre einen Millionenbetrag ein, um das örtliche Stromnetz zu kaufen. Heute sind die daraus erwachsenen Elektrizitätswerke Schönau ein Ökostromversorger mit bundesweit etwa 85.000 Kunden.

Gründe für den Einstieg der Bürger in die Thüga gibt es viele:

  • Die Energieverbraucher in den verschiedenen Regionen erhalten Einfluss auf die Geschäftspolitik der Thüga. Energiepolitik wird so nicht mehr von oben verordnet, sondern es besteht die einmalige Chance, einen ökologischen Energiekonzern von unten aufzubauen.
  • Verhindert wird, dass ein Fonds oder Konzern einsteigt, der nur Interesse an der Rendite und nicht an einer nachhaltigen Energieversorgung hat. Je weiter weg ein Unternehmen von den Interessen der Bürger vor Ort ist, umso problematischer erweist sich dessen Einstieg in die Thüga.
  • Vermieden wird der Abfluss von Geld aus den Regionen, weil die Gewinne des Unternehmens wieder den Bürgern vor Ort zugute kommen. Verstärkt wird dies, indem die Genossenschaftssatzung bestimmt, dass 10% des positiven Jahresergebnisses in die nachhaltige Energieversorgung zu investieren ist.
  • Das Konzept bietet den Bürgern in Zeiten unsicherer Kapitalmärkte die Möglichkeit eines sinnvollen Geldeinsatzes. Im vergangenen Jahr erzielte die Thüga eine Umsatzrendite von elf Prozent. Selbstverständlich sind solche Erträge nicht immer zu erwarten, aber dennoch: Das Investment ist eine vergleichsweise solide Anlage.

Angestrebt wird von der Initiative zehn Prozent der Firmenanteile. Für die Gelder sind Treuhandkonten bei mehreren Banken eingerichtet worden. Sie werden von dem Freiburger Rechtsanwalt Friedhelm von Spiessen betreut. Ab 500 Euro kann jeder Bürger einsteigen. Kommt es zum Kauf, wird das Geld entsprechend eingesetzt, andernfalls fließt es mit Zinsen an die Geldgeber zurück. Die notwendigen Informationen dazu sind der Website www.energie-in-buergerhand.de zu entnehmen.

Nächster Schritt der Initiative ist das bundesweite Interesse zu verstärken. Die Auftaktveranstaltung zur bundesweiten Kampagne findet am Freitag, den 10. und Samstag, den 11. Juli 2009 in der Freiburger Fabrik für Handwerk, Kultur und Ökologie ( www.fabrik-freiburg.de ) statt. Hier kann das Programm zum Kampagnenauftakt heruntergeladen werden. Zu der Veranstaltung sollen möglichst viele Bürger aus Kommunen aktiviert werden, in denen die Thüga an den Stadtwerken beteiligt ist. Bekommen sie eine ähnliche Mobilisierung hin, wie bisher in Südbaden, rückt die Bürgergenossenschaft ihrem Ziel einer nennenswerten Beteiligung ein erhebliches Stück näher.

 

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Eckard Tröger
Vorstand Energie in Bürgerhand
Tel.: 0178 55 74 609
Fax: 0761 3690 420
troeger@energie-in-buergerhand.de

Dr. Jörg Lange
Beteiligter Energie in Bürgerhand
Tel.: 0151 21162854
lange@vauban.de

 

Veröffentlicht am

06. Juli 2009

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