Moskaus willige VollstreckerVon Karl Grobe Ramsan Kadyrow, der gewaltig starke Mann in Tschetschenien, hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Wer Natalia Estemirowa verschleppt und umgebracht hat, der wollte das tschetschenische Regime diskreditieren. Das versteht nun allerdings das Regime selbst am besten. Anna Politkowskaja, Stanislaw Markelow, Anastasia Baburowa und nun Natalia Estemirowa wurden ermordet, weil sie über die brutale Gewalt nicht schweigen wollten, auf der Kadyrows Herrschaft beruht. Politische Gegenspieler wie der vom Volk gewählte Aslan Maschadow und demokratisch weniger legitimierte Condottieri aus dem eigenen Machtverbund sind Mordanschlägen zum Opfer gefallen, von Wien über Moskau bis zu den Glitzermetropolen am Golf. Und nie sind die Spuren ganz verwischt worden, die nach Grosny und Gudermes bis an die Türschwelle Kadyrows führten. Bis zum Beweis des Gegenteils muss er als unschuldig gelten. Motive hat er, die Vollstrecker hat er auch, und die sind gehorsam und skrupellos. Daher ist die Vermutung abgesichert, die Oleg Orlow, Direktor der Menschenrechtsorganisation Memorial, äußert: Kadyrow sei für diesen Mord verantwortlich. Das ist kein Beweis; doch die Verdachtsmomente reichen hin. Dieser Umstand diskreditiert das Regime dauerhaft. Das ist nicht alles. Kadyrow ist von Wladimir Putin ins Amt gehoben und durch Vertrauensbekundungen aufgewertet worden. Er ist Vollstrecker des Moskauer Willens in Tschetschenien. Die Machtriege im Kreml trägt somit die politische Verantwortung. Die Bundeskanzlerin hätte das ruhig viel deutlicher sagen sollen. Wofür sonst ist der Dialog da, wenn nicht für sehr offene Worte. Quelle: Frankfurter Rundschau vom 17.07.2009. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karl Grobe. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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