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Noch mehr Krieg: Obama gibt bekannt, dass er 30 000 zusätzliche Truppen nach Afghanistan entsenden will

Von Amy Goodman - 02.12.2009 - Democracy Now!

Präsident Obama gab am Dienstagabend bekannt, dass in den kommenden Monaten zusätzliche 30.000 US-Soldaten nach Afghanistan verlegt werden sollen. Damit wären nahezu 100.000 US-Besatzungssoldaten in Afghanistan stationiert. Obama beschrieb den Krieg, als "nicht allein Amerikas Krieg". Er schwor, ab Mitte 2011 mit dem Abzug der Truppen zu beginnen.

Amy Goodman: (…) Der Präsident hielt seine lang erwartete Rede nach drei Monaten des Nachdenkens. Er hielt sie vor 4.000 Westpoint-Kadetten der U.S. Academy in Westpoint.

(Einblendung der Rede Obamas in Westpoint)

Präsident Obama: Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich bin gegen den Krieg im Irak, eben weil ich glaube, dass wir Zurückhaltung üben müssen, wenn es um die Anwendung militärischer Gewalt geht - und immer die langfristigen Konsequenzen im Auge behalten.

Wir befinden uns nun seit acht Jahren im Krieg - er hat uns enorm viele Leben und Ressourcen gekostet.

Wenn ich nicht der Meinung wäre, dass in Afghanistan die Sicherheit der USA und die Sicherheit des amerikanischen Volkes auf dem Spiel stehen, würde ich sehr gerne schon morgen jeden einzelnen Soldaten heim beordern. Nein, ich habe mir die Entscheidung daher nicht leicht gemacht. Ich traf die Entscheidung, weil ich überzeugt bin, dass in Afghanistan und Pakistan unsere Sicherheit auf dem Spiel steht. Dort liegt das Epizentrum des gewalttätigen Extremismus durch die Al Kaida. Von dort wurden wir am 11. September angegriffen, und dort werden neue Anschläge geplant - während ich hier spreche.

Natürlich müssen wir diese Last nicht alleine schultern. Es ist nicht allein Amerikas Krieg. Seit dem 11. September waren die ‘sicheren Häfen’ der Al Kaida Quellen für Angriffe auf London, Oman und Bali. Die Menschen und die Regierungen sowohl in Afghanistan als auch in Pakistan sind in Gefahr.

Die 30.000 zusätzlichen US-Truppen, die ich heute Abend ankündige, werden in der ersten Hälfte des Jahres 2010 verschickt. (Dies wird) so schnell wie möglich geschehen, damit sie den Aufstand ins Ziel fassen und die wichtigsten Bevölkerungszentren sichern können. Sie werden unsere Fähigkeit stärken, kompetente afghanische Sicherheitskräfte auszubilden und sie zu ihren Partnern machen, so dass mehr Afghanen in den Kampf miteinbezogen werden können. Und sie werden dazu beitragen, die Bedingungen für eine Übergabe der Verantwortung - von den USA an die Afghanen - zu schaffen.

Weil es sich hier um eine internationale Anstrengung handelt, habe ich darum gebeten, dass sich unsere Verbündeten durch eigene Beiträge an unserer Verpflichtung beteiligen. Die zusätzlichen amerikanischen Soldaten und die internationalen Truppen zusammen werden es uns schneller ermöglichen, unsere Verantwortung an afghanische Kräfte zu übergeben und es uns erlauben, unsere Kräfte ab Juli 2011 aus Afghanistan zu transferieren.

Wie wir es im Irak gehalten haben, werden wir (auch in Afghanistan) die Übergabe verantwortungsvoll vollziehen - unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort. Wir werden weiterhin afghanische Sicherheitskräfte beraten und unterstützen, um sicherzustellen, dass sie auf lange Sicht erfolgreich sein können. Doch der afghanischen Regierung und - noch wichtiger, dem afghanischen Volk - wird klar werden, dass sie letztendlich selbst für ihr Land verantwortlich sind.

(Ende Einblendung)

Amy Goodman: Präsident Obama gab am Dienstagabend die Truppenverstärkung für Afghanistan bekannt.

Er ist gegen ein Engagement ohne Zeitlimit und sagte (Zitat) "Amerika hat kein Interesse daran, einen endlosen Krieg in Afghanistan zu kämpfen." An einer Stelle in seiner Rede wandte er sich direkt an das afghanische Volk.

(Einblendung)

Präsident Obama: Das afghanische Volk hat Jahrzehnte der Gewalt durchlitten. (Es war) konfrontiert mit der sowjetischen Okkupation und danach mit ausländischen Al-Kaida-Kämpfern, die afghanisches Territorium für ihre Zwecke nutzten.

Deshalb möchte ich mich heute Abend an das afghanische Volk wenden, damit es versteht: Amerika will diese Ära des Krieges und des Leides beenden. Wir haben kein Interesse an einer Besetzung Ihres Landes. Wir werden Bemühungen der afghanischen Regierung unterstützen, jenen Taliban die Tür zu öffnen, die sich von der Gewalt abwenden und die Menschenrechte ihrer Mitbürger respektieren. Und wir werden eine Partnerschaft mit Afghanistan anstreben, die auf gegenseitigem Respekt beruht - um jene zu isolieren, die zerstören und jene zu stärken, die aufbauen -, um den Tag bald herbei zu bringen, an dem unsere Truppen abziehen und wir eine dauerhafte Freundschaft schmieden können, bei der Amerika Ihr Partner und niemals Ihr Patron sein wird.

(Ende Einblendung)

Amy Goodman: Einige afghanische Zivilisten sehen die Truppenverstärkung jedoch anders. Hier einige Stimmen aus Afghanistan. Die Einblendungen stammen aus der Dokumentation "Rethink Afghanistan" - des ‘"Rethink Afghanistan" Project’. Vielen Dank an die Brave New Foundation dafür:

(Einblendungen)

Erste afghanische Stimme: Stoppt diesen Krieg. Und falls sie unserem Volk wirklich helfen wollen: Wir brauchen keine Soldaten mehr.

Zweite afghanische Stimme: Wir wollen Ruhe, damit die Menschen Frieden und Sicherheit haben. Verstehst Du das, Bruder?

Dritte afghanische Stimme: Die Amerikaner kamen, um für uns den Frieden zu bewahren. Nennt man das Frieden, wenn Bomben auf die Heime der Menschen abgeworfen werden? Nennt man das Frieden, wenn (ihre) unschuldigen Kinder getötet werden? Nennt man das Frieden, wenn man die Menschen in Trauer und mit Tränen zurücklässt?

Vierte afghanische Stimme: Seit dreißig Jahren haben wir Krieg. Die normalen (!) Menschen in Afghanistan sagen: "Es ist genug".

Fünfte afghanische Stimme: Ich möchte, dass (Obama) seine Politik gegenüber Afghanistan überdenkt. Hört auf, über eine Militarisierung des ganzen Prozesses (hier) im Land nachzudenken.

Sechste afghanische Stimme: Ich möchte ihm (Obama) sagen: "Hören Sie auf das afghanische Volk".

(Ende Einblendungen)

Amy Goodman: Dies waren einige afghanische Stimmen, die gegen eine Eskalation sind. In den USA sind für heute Proteste in Großstädten überall im Land geplant.

 

Amy Goodman ist Moderatorin des TV- und Radioprogramms ‘Democracy Now!’, das aus rund 500 Stationen in Nordamerika täglich/stündlich internationale Nachrichten sendet. 

Quelle: ZNet Deutschland vom 03.12.2009. Originalartikel: More War: Obama Unveils Plan to Send 30 000 More Troops to Afghanistan . Übersetzt von: Andrea Noll. 

Eine Übersetzung der West Point-Rede Obamas zum Afghanistan-Krieg nach dem von der NEW YORK TIMES veröffentlichten Redetext mit eingeschobenem Kommentar findet sich bei Luftpost:

Veröffentlicht am

04. Dezember 2009

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