Gaza: Freiheitsmarschierer gestopptVon Many Authors, 29.12.2009 - ZNet Die TeilnehmerInnen des ‘Gaza Freedom March’ drängen die ägyptische Regierung, damit wir Kairo verlassen und nach el-Arish fahren können. Gleichzeitig beginnt die Regierung, Gegendruck zu erzeugen. Heute Morgen um 7 Uhr trafen sich die Freiheitsmarschierer am Busbahnhof. Wir wollten in die Busse steigen, die nach el-Arish fahren. Stattdessen erwartete uns eine große Gruppe Soldaten, die sämtliche Busse und Taxis wieder wegschickten. Bevor wir zu einer großen Menge anwuchsen, gingen die Behörden massiv gegen uns vor. Friedliche Demonstranten wurden zurückgedrängt, und man versuchte, die Manifestation der sich entwickelnden Situation aufzuhalten. Einige Freiheitsmarschierer gingen zur französischen Botschaft, um unsere 300 französischen Delegierten zu unterstützen, die sich entschlossen hatten, über Nacht im Freien zu kampieren - nach einem dramatischen "gemeinsamen Sterben" (die in) auf der Straße. Die Aktion hatte den Verkehr lahmgelegt und mehrere Stunden gedauert. Zehn Kanadiern gelang es, in das abgeriegelte Gebiet einzudringen. Die Stimmung dort war gut. Allerdings sagte man ihnen Folgendes: Sollten wir hereinkommen, würde man uns nicht wieder rauslassen. Doch unsere kanadischen Delegierten wurden nach ungefähr einer Stunde wieder herausgelassen. Die französischen Delegierten warteten auf eine Erklärung ihrer Botschaft. Diese sollte irgendwann am Morgen erfolgen. Als Nächstes fiel die Entscheidung, zum UN World Trade Center in Kairo zu marschieren, um von den Vereinten Nationen Unterstützung gegenüber den ägyptischen Behörden zu erbitten. Gegen Mittag hatten sich rund 900 Delegierte versammelt. Sie sangen, tanzten oder hielten eine stille Mahnwache ab. Die 85jährige Holocaust-Überlebende Hedy Epstein kündigte einen Hungerstreik an. Sie saß zwischen all den Schulsachen, die für die Kinder von Gaza bestimmt sind. Fünf der Kanadier beschlossen, sich ihrem Hungerstreik anzuschließen, und weitere Internationalisten werden ihrem Beispiel sicherlich folgen. Der Platz vor der UNO war schnell von Polizisten umstellt. Während wir weiter Lieder des Friedens sangen und tanzten, wurden im weiteren Verlauf handfeste Barrikaden (durch die Polizei) errichtet. Um uns herum wurde die Sicherheitslage festgezurrt. Eine Amerikanerin, die an der Front der Barrikade stand, wurde von einem Polizeioffizier angegriffen und ins Gesicht geschlagen. Es gelang der jungen Frau, sich aus dem abgeriegelten Gebiet zurückzuziehen. Sie deutete an, sich bei der US-Botschaft um Hilfe bemühen zu wollen. Wir erfuhren, dass ein kanadischer Bürger - der zugleich die britische Staatsbürgerschaft besitzt -, von Aufruhrpolizisten bei der Französischen Botschaft festgenommen wurde. Sie drohten ihm: Entweder, er nehme mindestens fünf Tage Haft in Kauf, oder er lasse sich umgehend über den Flughafen abschieben. Naomi Katharine Riches versucht, Unterstützung zu organisieren, um das Risiko eines exzessiven Einsatzes von Gewalt zu reduzieren. Die Französische Botschaft in Kairo ist mittlerweile geschlossen worden. Lokale und internationale Presseleute werden weggeschickt. Sie dürfen das abgeriegelte Gebiet nicht mehr betreten. Einige unserer Delegierten diskutieren mittlerweile mit Repräsentanten. Sie werden die UNO um Unterstützung bei den Verhandlungen mit der ägyptischen Regierung bitten, damit man uns erlauben wird, zur Grenze bei Rafah zu fahren. Sollte dies nicht funktionieren, werden wir verlangen, dass eine kleinere Gruppe von abgeordneten Delegierten (aus jedem vertretenen Land) durchgelassen wird, um die humanitären Güter zu übergeben, die aus der ganzen Welt eingetroffen sind. Sollte die ägyptischen Behörden auch dies verweigern, werden wir die UNO bittten, den Transport der humanitären Hilfe - ohne unsere Delegierten - zu bewerkstelligen. Die Delegierten haben sich entschieden, den Platz vor dem UN World Trade Center so lange wie möglich besetzt zu halten und ihre gewaltfreien Friedensaktionen fortzusetzen. Hier ein Bericht einer Gruppe, der uns am Sonntag erreichte: Sonntag, den 27. Dezember, Mittagszeit. Ägyptische Sicherheitskräfte verhaften eine Gruppe von 30 Internationalisten in deren Hotel in el-Arish sowie eine Gruppe aus 8 Mitgliedern an der Busstation. Zudem unterbrachen sie eine Aktion zum Gedenken an das Massaker an der Brücke von Kasr al Nil, das sich im Rahmen der (israelischen Operation) ‘Gegossenes Blei’ ereignet hatte. Am 27. Dezember, gegen Mittag, verhafteten ägyptische Kräfte eine Gruppe von 30 Aktivisten in ihrem Hotel in el-Arish, als sie gerade nach Gaza aufbrechen wollte. Sie stellten die Gruppe unter Hausarrest. Die Delegierten (Spanier, Franzosen, Briten, Amerikaner und Japaner) gehören alle zum ‘Gaza Freedom March’, der aus insgesamt 1300 TeilnehmerInnen besteht. Schließlich gaben die ägyptischen Sicherheitskräfte nach und ließen die meisten der Marschierer aus dem Hotel, verboten ihnen allerdings, Kairo zu verlassen. Als zwei jüngere Teilnehmerinnen - eine Französin und eine Japanerin - versuchten, nach el-Arish aufzubrechen, stoppten die ägyptischen Behörden ihr Taxi und luden ihr Gepäck aus. Eine zweite Gruppe, die aus 8 Leuten besteht (u.a. Amerikaner, Briten, Spanier, Japaner und Griechen), wurde an der Busstation von el-Arish festgenommen. Dies geschah am 27. Dezember gegen Nachmittag. Bis 15.30 Uhr waren sie noch nicht wieder frei. Zur selben Zeit unterbrachen ägyptische Sicherheitskräfte eine Feier zum Gedenken an den Einmarsch der Israelis nach Gaza. Die Feier wurde vom ‘Gaza Freedom March’ an der Brücke von Kasr al Nil organisiert. Diese ist eine der Hauptbrücken, die die Insel Zamalek, die mitten im Nil liegt, mit Kairo verbindet. Um auf gewaltlose Art der mehr als 1300 Palästinenser zu gedenken, die durch den israelischen Angriff auf Gaza, der vor einem Jahr begann (am 27. Dezember 2009) getötet wurden, befestigten die Mitglieder des ‘Gaza Freedom March’ Hunderte von Bändern mit den Namen der Getöteten, mit Gedichten, Notizen und künstlerischen Beiträgen an der Brücke. "Es macht uns traurig, dass die ägyptischen Behörden die Bewegungsfreiheit unserer Teilnehmer blockiert und die friedliche Gedenkfeier für die Toten unterbrochen haben", so Medea Benjamin von CODEPINK. Sie ist eine der Organisatoren/Organisatorinnen des Marsches. Sie fügte hinzu, die TeilnehmerInnen des ‘Gaza Freedom March’ würden die ägyptische Regierung weiter drängen, ihnen die Weiterfahrt nach Gaza zu gestatten. Sie suchten die Arabische Liga auf und baten um Unterstützung. Sie wandten sich an verschiedene ausländische Botschaften und an den Präsidentenpalast, wo sie einen Appell an Präsident Mubarak übergaben. Sie rufen ihre UnterstützerInnen in der ganzen Welt dazu auf, sich mit ägyptischen Botschaften in Verbindung zu setzen und darauf zu drängen, die Marschierer freizulassen und ihnen die Weiterreise nach Gaza zu erlauben.
Quelle: ZNet Deutschland vom 17.12.2009. Originalartikel: Egyptian Security Forces Detain Gaza Freedom Marchers in el-Arish and shut down Gaza Memorial in Cairo . Übersetzt von: Andrea Noll. Weblink:
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