Sechs Minuten vor Weltuntergang
Abzug der Atomwaffen aus Europa wäre ein Beitrag zum Weltfrieden
Die Gefahren eines atomaren Weltuntergangs sind nach wie vor groß. Diese Einschätzung teilt die Ärzteorganisation IPPNW mit den Wissenschaftlern des Bulletin of the Atomic Scientists (BAS). Ankündigungen zur Abrüstung würden Taten nicht ersetzen. Die sogenannte Doomsday Clock (zu Deutsch: Atomzeituhr oder Weltuntergangsuhr) war am 14. Januar 2010 um eine Minute auf sechs Minuten vor Zwölf zurückgestellt worden. Seit 2007 standen die Zeiger auf fünf Minuten vor Weltuntergang.
Die Wissenschaftler begründen die minimale Bewegung der Uhr einerseits mit der anhaltenden nuklearen Drohung und der Gefahr für das Klima. Auf der anderen Seite bestehe ein neuer politischer Wille, diese Gefahren abzuwenden. Auf Nachfrage der IPPNW-Abrüstungsexpertin Xanthe Hall bei der Pressekonferenz in Washington werteten die Wissenschaftler einen möglichen Abzug der US-Atomwaffen aus Europa als positives Signal für die globale Abrüstung. "Ein Abzug der Atomwaffen aus Europa wäre ein Beitrag zum Weltfrieden sowie zu einer nuklearwaffenfreien Welt", erklärte Jayantha Dhanapala, Präsident der Pugwash-Wissenschaftlerbewegung und BAS-Vorstandsmitglied. Professor Pervez Hoodbhoy, pakistanischer Physiker und ebenfalls Vorstandsmitglied des Bulletin of Atomic Scientists, betonte zudem die "demonstrative Wirkung" eines Abzugs der US-Atomwaffen aus Europa auf andere bisher atomwaffenfreie Staaten. "Je weniger Atomwaffen, desto weniger Anreiz für Staaten, sie zu erwerben", so Hoodbhoy.
In seiner Rede begründete Jayantha Dhanapala, ehem. stellvertretender UN-Generalsekretär für Abrüstung, die Umstellung der Uhr um nur eine Minute: "Eine hauchdünne Hoffnung ersetzt nicht den realen Erfolg". Von den mehr als 23.000 Atomwaffen weltweit stünden über 8.000 Atomwaffen in höchster Alarmbereitschaft. Wenn nur ein Drittel der heutigen Arsenale zum Einsatz käme, würde ein katastrophaler Klimawandel globalen Ausmaßes ausgelöst werden. Geschätzte 90 Milliarden US-Dollar würden für Atomwaffenprogramme ausgegeben. Mit nur 40 bis 60 Milliarden US-Dollar könnte man die Milleniums-Entwicklungsziele bis 2015 umsetzen.
Jayantha Dhanapala unterstützt die von der IPPNW mit initiierte Nuklearwaffenkonvention, einen Vertrag über das Verbot und die Abschaffung dieser Massenvernichtungswaffen. Sie sei Bestandteil des 5-Punkte-Plans des UN-Generalsekretärs.
Quelle:
IPPNW
- Presseinformation vom 15.01.2010.
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