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BeHandeln statt verwalten

IPPNW und BAfF starten Kampagne zur medizinischen Versorgung von Flüchtlingen

Die Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) und die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) haben am 16.06.2010 die Kampagne "BeHandeln statt verwalten" gestartet. Ziel der Kampagne ist, eine medizinische und psychosoziale Versorgung besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge sicher zu stellen. Gleichzeitig will die Kampagne auch Aufklärungsarbeit leisten, über die negativen Folgen von Folter und Menschenrechtsverletzungen jeder Art.

"Schätzungen zufolge leiden ca. 30% der Flüchtlinge, die zu uns kommen, an psychischen Folgen einer Traumatisierung durch Folter und Gewalterfahrung", erklärt Barbara Wolff vom Vorstand BAfF.

Menschen, die Folter und andere Formen schwerer psychischer und physischer Gewalt erlitten haben, Kinder, Behinderte, ältere Menschen, Schwangere und Alleinerziehende bedürfen eines besonderen Schutzes. Weltweit sind derzeit ca. 40 Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg, Vertreibung und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen. Davon haben im letzten Jahr 27.649 einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Studien belegen, dass viele Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse erkrankt sind. Sie leiden z.B. an chronischen Schmerzzuständen, unkontrollierbaren Erinnerungen, Schlafstörungen mit Alpträumen, psychosomatischen Beschwerden, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie schweren Depressionen. Damit sie mit den Folgen ihrer traumatischen Erlebnisse leben lernen, ist eine intensive und oft langfristige medizinische und psychotherapeutische Behandlung notwendig. Das ist nicht nur ein Gebot der Humanität sondern eine zwingende Verpflichtung des EU-Rechts.

Laut Europäischer Kommission weist Deutschland größte Mängel bezüglich des "…Eingehens auf die Bedürfnisse besonders schutzbedürftiger Personen auf. …Ein Verfahren zur Ermittlung dieser besonders vulnerablen Flüchtlingsgruppen existiert nicht" und so laufen die Richtlinien für Mindeststandards ins Leere. Außerdem stellen die Initiatoren der Kampagne fest: "Es besteht kein gesicherter Zugang zu medizinischer Versorgung, es mangelt an besonderer Behandlung (insbesondere für Opfer von Folter und Gewalt) und die Kostenübernahme ist unzureichend."

IPPNW und BAfF fordern von der Politik sicher zu stellen, dass körperliche und seelische Erkrankungen von Flüchtlingen frühzeitig erkannt werden. Traumatisierte Flüchtlinge müssen gesicherten und barrierefreien Zugang zu qualifizierter Behandlung sowie eine interdisziplinäre Beratung und Begleitung erhalten.

Quelle:  IPPNW - Pressemitteilung vom 16.06.2010.

 

Weblinks:

Veröffentlicht am

18. Juni 2010

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