Fromme Revolte in der katholischen Kirche: “Aufbruch jetzt!”
Zum Memorandum selbst kann man nur ausrufen: "Es geschehen noch Wunder!" Vielleicht ist es doch noch nicht zu spät für eine glückliche Jugend des Katholizismus im 3. Jahrtausend? In den zunehmend bedrückenderen Jahren seit 1980 haben sich viele röm.-kath. Lehrstuhlinhaber auf unverdächtige bzw. "ungefährliche" Forschungsbereiche zurückgezogen. Gegen die freche Verketzerung des großen Konzilstheologen Karl Rahner kam kein kraftvoller Widerspruch mehr. Angst, Selbstzensur, Resignation und auch Denunziationen kursierten unter Theologen. Am Ende, so war zu befürchten, würden nur noch lauter Papageien in den Fakultäten sitzen, die "rechtgläubige Formeln" daherkrächzen. Gottlob, so weit wird es nun nicht mehr kommen. Es spricht für die nachdenklichen - frommen - "Konservativen", dass viele von ihnen jetzt mit dabei sind. Der drohende Zusammenbruch des Kirchengebäudes ist einfach zu offensichtlich (allerdings weichen einige vermeintlich "Progressive" aus und bauen in ihre resignativen Lamentos noch Ergebenheitsadressen "nach oben" ein). Das klerikale Machtsystem fürchtet menschliche BeziehungenNichts fürchtet das klerikale System von Macht und Unfreiheit so sehr wie Christenkreise, die innerhalb der Kirche in herzlicher Verbundenheit - und Verschiedenheit - zusammenarbeiten. Deswegen werden auch da, wo unten Gemeinden, Gruppen etc. in gelungenen Beziehungen miteinander das Christsein wagen, gewachsene Strukturen zerschlagen und Seelsorger anderswohin versetzt. Die Theologinnen und Theologen haben nun bewiesen, dass sie sich nicht in die beziehungslose Vereinzelung treiben lassen: "Habt keine Angst!" Sie wollen wieder Ermutiger sein, und das brauchen wir so dringend wie nie. Offene Horizonte, Beziehungsnetze und Herzlichkeit, anders kann die fromme Revolte keine Kreise ziehen. Die Botschaft des MemorandumsDie Unterzeichnenden des Theologenmemorandums bekennen sich zum "Einsatz für Recht und Gerechtigkeit, Solidarität mit den Armen und Bedrängten" (das wird fast überall unterschlagen). Mit sechs Punkten weisen sie den Weg zur inneren Erneuerung der Kirche:
Hetze und Menschenverachtung der rechtskatholischen NetzwerkeMit hetzerischen Internetseiten und Gloria-TV ist der traditionalistische Kirchenflügel "besser" aufgestellt als der Reformkatholizismus. In den Suchmaschinen sind die Angebote von Rechtsaußen an vorderster Stelle. Dort kann man mit Entsetzen wahrnehmen, wie weit Menschenverachtung (speziell Frauenfeindlichkeit), rechtsradikale Weltbilder und seelische Verarmung unter dem jetzigen Pontifikat auf dem Vormarsch sind. Die "katholischen" Antisemiten bezeichnen in ihren Foren einige Unterzeichner des Professoren-Memorandums als "Rabbis" (was eine Beleidigung sein soll). Die Die neue "Elitebildung" der TraditionalistenDer neue Fundamentalismus, der einen Sekten-Umbau unserer Kirche betreibt und "Kirche" - unter Monopolanspruch - als Besitzgegenstand ansieht, ist ein zutiefst modernes Phänomen: selbstverliebt, geistfeindlich, geschichtsvergessen und sehr militant. Gegen die "alten Katholiken", die ihre Kirchlichkeit in vielen gesellschaftlichen Bezügen lebten und am Weltauftrag des letzten Konzils festhalten, will man eine ganz neue "Elite" setzen (treffend hat Dr. Herbert Kohlmaier von der österreichischen Laieninitiative diese rechtskatholische "Elitebildung" als "klassischen Fall einer Negativauslese" bezeichnet). Die "Abwickelung" von Gemeinden, die z.T. eine tausendjährige Geschichte aufweisen können, stellt da kein Problem dar. Alles, so glaubt man, kann wie ein Text konstruiert oder dekonstruiert bzw. zerstört werden. Doch Gemeinden und Milieus sind keine Texte, sondern leibhaftige, lebendige Gebilde mit einer Geschichte. Es geht um Menschen, nicht um Texte. Wenn erst einmal alles platt ist, gibt es nur noch die Fankreise von kreuz.net und Co., die zur zentralisierten Priesterliturgie wallfahren. Ob sich dann ausgerechnet diese Szenen in den Dörfern oder Stadtteilen um Alte, Kranke, Traurige und Schwache kümmern, darf man sehr bezweifeln. Auch die "intellektuellen" Befürwortern eines totalen Systemzusammenbruchs sollten bedenken: Die Opfer werden an erster Stelle die Kleinen sein, nicht die abgesicherten Kirchenfürsten. Schizoide Altarriten oder eine Messe für das Leben?Die tridentinische Messe war zuletzt eine tote Liturgie der Beziehungslosigkeit, eine denkbar traurige Einrichtung - fast ohne Bezug zu Jesus von Nazareth. Sie wird jetzt als Dogma gehandelt von jenen Neu-Katholiken, die ihre Angst mit Zwangssystemen, unmündiger Priesteranbetung und selbstverliebten Riten betäuben wollen (es dominieren kitschige Ästhetik und auch ansonsten viel schlechter Geschmack). Dagegen steht die Messe für das Leben und das Überleben auf der Erde. Der Globus wird ein Konzert der Begegnung, der Beziehung und der Danksagung - oder er hat keine Zukunft. Mehr als eine Milliarde Katholiken auf dem Planeten sollten am Guten mitwirken. Sie brauchen den Aufbruch und die Erinnerung an eine reiche Tradition der Leidenschaft für das Leben. Liebe Geschwister, nehmt durch eure Unterschrift teil an der Ermutigung. (Peter Bürger) Hinweise:
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