AgrospritVCD: E10 bringt vor allem Sonderprofite für ÖlkonzerneAn immer mehr Tankstellen wird derzeit Kraftstoff mit einem Ethanolanteil von bis zu zehn Prozent - das sogenannte E10 - eingeführt. Nach Vorgaben der EU müssen alle Mitgliedsstaaten bis 2020 zehn Prozent des Energiebedarfs im Verkehrsbereich aus erneuerbaren Energien decken und dies in nationalen Aktionsplänen festschreiben. Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert in diesem Zusammenhang, dass statt der Umwelt die Ölkonzerne profitieren würden; die Zeche zahlten die Autofahrer. Monika Ganseforth vom VCD-Bundesvorstand: "Agrokraftstoffe sind nicht per se klimaschonend. Autos stoßen damit zwar nur die Menge CO2 aus, die die Pflanzen zuvor gebunden haben, zusätzliche Emissionen entstehen aber durch den Anbau und insbesondere durch die indirekte Landnutzungsänderung. Dabei werden Energiepflanzen auf Flächen angebaut, die bisher dem Anbau von Futter- und Lebensmitteln dienen. Zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion werden dann andere Gebiete in Agrarland umgewandelt - darunter sensible Ökosysteme. Eine aktuelle Studie im Auftrag eines breiten Bündnisses von europäischen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, dem mit T&E auch der europäische Dachverband des VCD angehört, belegt ganz klar: Die meisten Agrokraftstoffe haben unter Einbeziehung der indirekten Landnutzungsänderungen sogar eine deutlich schlechtere Klimabilanz als der herkömmlichen fossile Sprit, den sie ersetzen sollen.? Hierzulande würden aktuell die Pachtpreise für Ackerland steigen, weil zunehmend Fläche für Biomasse nachgefragt werde. Wenn Tierzuchtbetriebe nicht mehr mithalten könnten und zukünftig billiges Futtermittel auf dem Weltmarkt kauften, seien die ökologischen und sozialen Folgen globalisiert. Biomasse dürfe daher nur dann als Energieträger eingesetzt werden, wenn sie sozial und ökologisch nachhaltig produziert werde, so der VCD. Doch nicht nur ökologisch sei die Einführung von E10 fragwürdig. Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: "Die Bundesregierung hat sich von der Mineralölindustrie über den Tisch ziehen lassen: Die Konzerne hatten zugesagt, sogar über das von der EU als Mindestzeitraum vorgeschriebene Jahr 2013 hinaus Kraftstoff mit einem Ethanolanteil von fünf Prozent anzubieten. Was sie dabei nicht erwähnten: Sie haben sich dafür den teuren Super-Plus-Kraftstoff mit erhöhter Oktanzahl ausgesucht. Erst jetzt, da der neue E10-Sprit an den Tankstellen Einzug hält, wird die Katze aus dem Sack gelassen. Diejenigen Autofahrer, die kein E10 tanken können, weil ihre Fahrzeuge dafür nicht freigegeben sind, müssen auf Super Plus zurückgreifen, die Ölkonzerne freuen sich über satte Extraprofite, und die Bundesregierung steht übertölpelt daneben.? Die Einführung von E10 sei schon seit Jahren bekannt gewesen, dennoch hätten einige Autohersteller noch Modelle auf den Markt gebracht, die nicht E10-tauglich seien. Zudem hätten die Autobauer bei älteren Modellen schlecht dokumentiert, welche Materialien verbaut worden seien. Aufgrund der mangelhaften Dokumentation seien teilweise ältere Fahrzeuge pauschal als ungeeignet für E10 eingestuft worden. Autofahrern rät der VCD, sich anhand der DAT-Listen zu informieren, ob ihr Auto für E10 freigegeben sei. Wer keine Freigabe habe, solle den neuen Sprit sicherheitshalber nicht tanken. Die entsprechenden Listen müssten zudem in allen Tankstellen aushängen oder -liegen, um den Mitarbeitern sowie den Fahrern selbst die Möglichkeit zu geben, im Zweifelsfall nachzuschauen und Fehlbetankungen zu vermeiden.
Quelle: Verkehrsclub Deutschland (VCD) - Pressemitteilung vom 24.02.2011. Weblinks:
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