Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.

Ihre Spende ermöglicht unser Engagement

Spendenkonto:
Bank: GLS Bank eG
IBAN:
DE36 4306 0967 8023 3348 00
BIC: GENODEM1GLS
 

Ostermärsche: Warum wir gegen die Atomkraft demonstrieren

Forderung nach nuklearer Abrüstung gilt für die militärische und die zivile Nutzung

25 Jahre nach dem GAU von Tschernobyl wird der Ostermontag zum bundesweiten Tschernobyl-Aktionstag. "Die Nutzung der Kernkraft begann in unserem Land. Und wir werden alles tun, dass sie schnell wieder enden wird - in unserem Land und mit dem erfolgreichen Beispiel dann auch überall. Denn wir haben eine besondere Verantwortung für den Ausstieg aus dieser lebensfeindlichen Energie, und das nicht erst nach Hiroshima und Nagasaki, nach Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima", erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller den besonderen Charakter der diesjährigen Ostermärsche. Am 25. April 2011 werden an vielen Standorten von Atomkraftwerken und Atommüll-Zwischenlagern Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Atomkraft organisiert.

Die Atomkraft, "die schwarze Wolke", wie der Lyriker Erich Fried sie nannte (siehe unten), ist ein Meister des Todes aus Deutschland. So charakterisierte Paul Celan unser Land wegen des Holocaust. Die erste Kernspaltung gelang nach Vorarbeit von Lisa Meitner im Dezember 1938 Otto Hahn und Fritz Strassmann im Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie. Sie leitete eine ganz neue Dimension von Gewalt ein, den atomaren Holocaust. Nicht nur Hiroshima und Nagasaki, auch Tschernobyl und jetzt Fukushima wurden zu Orten großer politischer und moralischer Katastrophen.

Besondere Geschichte und besondere Verantwortung

Die NaturFreunde, die zu den Hauptorganisatoren der Anti-Atom-Demonstrationen der letzten Monate gehören, beteiligen sich seit vielen Jahren auch an den Ostermärschen und werben so für Frieden und nukleare Abrüstung. Seit den 70er und 80er Jahren ist in Deutschland der Widerstand gegen Aufrüstung und Atomenergie eng miteinander verzahnt. Das ist eine Erklärung dafür, warum sich in unserem Land, das in der zweigeteilten Welt von der Atombombe besonders bedroht war, so viele Menschen für Abrüsten und Abschalten einsetzen. Wir haben eine besondere Geschichte und eine besondere Verantwortung, wie Erich Fried sie beschrieb: "Die Wolke darf gar nicht erst steigen. Und steigt sie, so hat auch dein Schweigen ihr Gewalt verliehen."

Eine fatale Mischung aus menschlicher Dummheit und technischem Größenwahn

Die Geschichte der Atomkraft ist eine fatale Mischung aus menschlicher Dummheit und technischem Größenwahn, aus militärischer Macht und wirtschaftlichen Interessen. Zusammen mit dem ungarischen Wissenschaftler Léo Szilárd warnte Albert Einstein bereits im August 1939 in einem Brief an US-Präsident Franklin D. Roosevelt vor einer "Bombe neuer Zerstörungskraft". Nach Hitlers Überfall auf Polen begann dann ein Wettlauf der Besessenen. Bei den einen, um den Krieg zu gewinnen, bei den anderen, um ihn zu beenden.

Auch um von der furchtbaren Zerstörungskraft der Atombombe abzulenken, kündigte US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 8. Dezember 1953 vor den UN das Programm "Atoms for Peace" an: "Amerika will Vereinbarungen, keine Kriege zwischen den Nationen, […] um den Weg zu finden, mit dem der wundersame Erfindungsreichtum der Menschen nicht dem Tod gewidmet, sondern dem Leben geweiht wird." Tatsächlich steckt in einem Hühnerei Uran 235 so viel Energie wie in 65 Tanklastern Öl oder fast 100 Güterwaggons mit je 30 Tonnen Steinkohle.

Deutschland muss die Atomkraftwerke abschalten

Bei diesen Visionen wurden aber die Gefahren verdrängt. Obwohl der Entsorgungsnachweis für Atommüll eine zentrale Grundlage für die Genehmigung von Atomkraftwerken ist, wurde er seit mehr als 50 Jahren nirgendwo erbracht. Und der Größte Anzunehmende Unfall (GAU), die Kernschmelze, die als "hypothetisches Restrisiko" abgetan wurde, ist innerhalb nur eines Vierteljahrhunderts zweimal eingetreten. Ob Atome für den Krieg oder Atome für den Frieden: An ihrem lebensfeindlichen Charakter ändert sich nichts.

Jetzt tragen wir die Auseinandersetzung um die Abschaltung der Atomkraftwerke an die AKW-Standorte und fordern neben der atomaren Abrüstung auch die Stilllegung aller Atomanlagen - und zwar sofort. Das ist keine utopische Forderung, sondere eine der politischen Vernunft: Die alternativen Erzeugungskapazitäten sind da. Und die Umsetzung der Forderung ist möglich, wenn wir Ausstieg und Umbau miteinander verbinden und nicht länger darauf setzen, die AKW-Laufzeiten zu verlängern.

Deutschland muss seiner Verantwortung endlich nachkommen und die Atomkraftwerke abschalten.

Alle Aktionen des Tschernobyl-Aktionstages: www.tschernobyl25.de

Das Netzwerk Friedenskooperative bietet eine Veranstaltungsübersicht der Ostermärsche unter:  Ostermärsche und -aktionen 2011 .

Quelle:  NaturFreunde Deutschlands - Pressemitteilung vom 22.04.2011.

 

DIE (SCHWARZE) WOLKE

Eine Wolke zieht über die Zukunft
Eine Wolke so schwarz wie die Nacht
Und wer hat die Wolke geschaffen
Und wer hat sie hergebracht?

Und sagen sie dort "Sozialismus"
Und hier "unsre freie Welt"
Die Wolke hört nicht und fragt nicht
Auf wen ihr Regen fällt

Und willst du noch leben bleiben
Und hast du noch Kinder zuhaus
Dann musst du die Wolke vertreiben
Sonst ists mit dem Leben aus

Die Wolke darf gar nicht erst steigen
Die Wolke darf gar nicht erst ziehen
Und steigt sie, so hat auch dein Schweigen
Ihr diese Gewalt verliehen

Geht hin wo sie Wolken brauen
Geht hin aber bald muss es sein
Geht hin alle Männer und Frauen
Und wascht euren Himmel rein

Erich Fried

Veröffentlicht am

22. April 2011

Artikel ausdrucken

Weitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von