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Armut bekämpfen statt Statistiken schönrechnen

Kinderarmut ist ein großes Problem in Deutschland / Umverteilung nach oben stoppen

"Es ist schon bezeichnend, wie dieser Tage der UN-Bericht zur sozialen Lage in Deutschland diffamiert wird, um die Lage zu beschönigen", kommentierte Steffen Stierle, Mitglied im Attac-Koordinierungskreis die aktuelle Debatte. Es sei zwar in der Tat so, dass beispielsweise die aufgeführte Kinderarmutsquote nicht mehr aktuell ist, weil das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW), dem die Zahl entnommen war, seine Daten nachträglich erheblich nach unten gesenkt habe. So sei die Quote von 16,3 % auf 8,3 % nahezu halbiert worden. Stierle: "Besonders glaubwürdig ist das nicht, wenn man bedenkt, dass rund 15 % der Minderjährigen auf SGB II-Leistungen angewiesen sind, dass Eurostat schon für 2007 eine Kinderarmutsquote in Deutschland von 14 % ermittelt hat und dass auch dem Datenreport des Statistischen Bundesamtes zu entnehmen ist, dass Kinder tendenziell stärker armutsgefährdet sind. Der Report weist zudem noch ein deutliches Ost-West-Gefälle nach, was auch im UN-Bericht scharf kritisiert wurde."

Dem Eurostat-Bericht sei auch zu entnehmen, dass in Deutschland 51 % der Arbeitslosen von Armut betroffen sind. Im Online-Statistikbereich der Behörde sei darüber hinaus zu lesen, dass die Armut in Deutschland von 2000 bis 2009 von 10 % auf 15,5 % gestiegen ist. Aus dem jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der sich auf Daten aus dem Jahr 2005 bezieht, gehe zudem herver, dass das Armutsrisiko einer Familie mit jedem weiteren Kind steigt und dass die Armutsquote unter Alleinerziehenden bei 25 % liegt. Die Armutsquote von Menschen mit Migrationshintergrund betrage demselben Bericht zu Folge 28,2 %. Mike Nagler, ebenfalls Mitglied im Attac-Koordinierungskreis: "Diese Berichte stehen sicher nicht im Verdacht, die soziale Lage in Deutschland übertrieben zu dramatisieren. Dass es deutliche soziale Probleme und Ungleichgewichte in Deutschland gibt, ist ein Fakt. Wer nun versucht, den gesamten UN-Bericht zu diffamieren, dem geht es offensichtlich nicht darum, Armut zu bekämpfen, sondern darum, sie zu vertuschen.

Steffen Stierle: "Es ist höchste Zeit, endlich Konsequenzen zu ziehen. Die immer weiter gehende Umverteilung von Wohlstand nach oben muss beendet werden. Genauso die deutsche Exportstrategie, die auf Sozialabbau und Billiglöhnen beruht und andere Länder massiv in eine soziale Abwärtsspirale zwingt." Deutschland brauche keine Schönrechnerei, sondern einen flächendeckenden Mindestlohn, eine solidarische Bürgerversicherung sowie eine stärkere Beteiligung von Unternehmen und Vermögenden durch eine stärkere Besteuerung von Gewinnen und eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Stierle: "In diesem Land ist genug Wohlstand vorhanden. Wir haben ein Verteilungsproblem. Deswegen ist das Ausmaß der Armut in Deutschland eine wahre Schande."

Quelle: Attac Deutschland - Pressemitteilung vom 10.07.2011.

Veröffentlicht am

10. Juli 2011

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