Legendäre Friedensdemonstration auf dem Bonner Hofgarten vor 30 JahrenAm 10. Oktober 1981 kamen 300.000 Menschen zur inzwischen legendären Demonstration gegen die atomare "Nachrüstung" auf die Bonner Hofgartenwiese. Sie protestierten gegen die von der NATO geplante Stationierung von "Pershing II"-Mittelstreckenraketen und "Cruise Missiles"-Marschflugkörpern und forderten ein atomwaffenfreies Europa und das Ende der Blockkonfrontation. Das Netzwerk Friedenskooperative erinnert an das für viele Engagierte prägende Ereignis auf seiner Internetseite ( www.friedenskooperative.de ) mit einer Diashow, Tondokumenten und den Redetexten von Heinrich Böll, Heinrich Albertz, Coretta King, Petra Kelly, Gert Bastian, Helmut Gollwitzer und Dorothee Sölle. Die damals von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden verantwortete Kundgebung war der Auftakt für viele weitere Großdemonstrationen in Westeuropa. Millionen Menschen engagierten sich gegen einen drohenden nuklear geführten Dritten Weltkrieg, der durch die kurzen Vorwarnzeiten von Raketen, die in acht Minuten Moskau erreichen konnten, immer wahrscheinlicher wurde - eine umgekehrte Kuba-Krise. Sehr viel später wurde bekannt, dass ein Nuklearkrieg Anfang der 1980er Jahre mehrfach nur in letzter Minute abgewendet werden konnte. "Die Welt stand damals am Rand des Atomkriegs, die Verantwortlichen hatten mehr Glück als Verstand", wertet das Netzwerk Friedenskooperative. Die massive Zustimmung für die Friedensbewegung hätte damals fast den dann am 22. November 1983 doch getroffenen Stationierungsbeschluss des Bundestages verhindert, der erst 1987 durch das INF-Abkommen revidiert wurde. Friedensbewegung im WandelDie Geschichte der Friedensbewegung in den folgenden 30 Jahren ist bis heute ein stetiges Auf und Ab mit vielen Einschnitten. Nach der Resignation durch den Stationierungsbeschluss (Bundeskanzler Kohl damals: "Die demonstrieren - wir regieren!") folgte die "Entwarnung" mit Abzug der Raketen, das Ende der Sowjetunion und damit der unmittelbaren Blockkonfrontation. Das auch durch begründete Angst motivierte Engagement ließ nach. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien erforderten neue Aktionsformen, z.B. unmittelbare Hilfe für Bürgerkriegsflüchtlinge. Massaker wie in Srebenica und Ruanda führten zu Pazifismusdebatten auch innerhalb der Friedensgruppen. Strukturen der Friedensorganisationen sind aber über die Jahre erhalten geblieben und etwa beim Golfkrieg 1991 und dem Beginn des Irakkriegs 2003 konnten erneut Demonstrationen mit hunderttausenden TeilnehmerInnen organisiert werden. Insgesamt ist aber ein Wandel eingetreten. Protest gegen militärische Intervention und Krieg wird vielfältig ergänzt durch eigene Beiträge zur Friedensarbeit vor Ort und durch intensive Diskussion und Vorschläge für alternative zivile Konzepte für den Umgang mit Krisen und Konflikten. Unter anderem die von der Kooperation für den Frieden herausgegebenen Dossiers für zivile Konfliktbearbeitung propagieren realitätstüchtige Vorschläge für den Iran-Konflikt, Israel/Palästina, den türkisch-kurdischen Konflikt sowie Afghanistan. Gleichzeitig sind die Gruppen der Friedensbewegung stark verbunden mit der globalisierungskritischen Bewegung sowie Umwelt-, Flüchtlings-, Bürgerrechts- und Eine-Welt- Gruppierungen, mit denen viele gemeinsame Aktionen durchgeführt werden - wie etwa beim G8-Gipfel in Heiligendamm oder den Anti-AKW- Demonstrationen nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Zur Zeit bereiten viele Friedensgruppen weitere Protestaktionen gegen den Afghanistankrieg anlässlich der Außenministerkonferenz Anfang Dezember in Bonn vor ("Petersberg II", siehe www.afghanistanprotest.de ). "Bei allen Rückschlägen wie der fatalen Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistankrieg, trägt die Friedensbewegung mit Wortmeldungen und Aktionen stark zu einem gesunden Misstrauen gegen Krieg und Militär in unserer Gesellschaft bei", so die Friedenskooperative, "und die Politik wäre gut beraten, die Ablehnung des Krieges in der Mehrheit der Bevölkerung und die auf dem Tisch liegenden Alternativen nicht leichtfertig abzutun. Der militärische Weg hat sich in Afghanistan nach jetzt 10 Jahren Krieg als Desaster erwiesen".
Quelle: Netzwerk Friedenskooperative - Presseerklärung vom 07.10.2011. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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