Fukushima: 2,5-mal mehr radioaktives Xenon als durch Tschernobyl freigesetztStudie: Freisetzungen unmittelbar nach Erdbeben - vor TsunamiEin internationales Forscherteam aus Norwegen, Österreich, Spanien und den USA kommt in einer am 21. Oktober veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass durch den Super-GAU in Fukushima 2,5-mal so viel radioaktives Edelgas Xenon-133 freigesetzt wurde wie durch Tschernobyl. Es gibt laut Studie zudem "starke Hinweise" darauf, dass die Freisetzung am 11. März 2011 infolge des Erdbebens bereits gegen 15 Uhr japanischer Zeit und somit noch vor dem Eintreffen des Tsunami begann. Für die Wissenschaftler ein Hinweis für "strukturelle Schäden" an den Reaktoren durch die Einwirkungen des Erdbebens um 14.46 Uhr. "Das Studienergebnis ist somit ein weiterer Beleg dafür, dass die Darstellung der Atomindustrie, der japanischen Regierung, aber auch der deutschen Reaktorsicherheitskommission, wonach das Erdbeben alleine - ohne den dadurch ausgelösten Tsunami - nicht zum Super-GAU geführt hätte, falsch sein dürfte", so Henrik Paulitz, Atomexperte der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW. "Der Versuch der Atomlobby, die weltweit massive Erdbebengefährdung von Atomkraftwerken herunterspielen zu wollen, ist mit der neuen Studie wohl endgültig gescheitert. Es ist schon erstaunlich, wie die Reaktorsicherheitskommission und andere deutsche Regierungsstellen unbeirrt an der kaum noch haltbaren Tsunami-Theorie festhalten - vermutlich um erdbebengefährdete Anlagen wie Philippsburg-2 und Neckarwestheim-2 aus der politischen Schusslinie zu bringen." Die federführend vom Norwegian Institute for Air Research erstellte Fukushima-Studie, an der unter anderem die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Wien beteiligt war, errechnete eine Freisetzung von 16.700 Peta-Becquerel Xenon-133 in den Tagen vom 11. bis zum 15. März - den Autoren zufolge "die größte zivile Freisetzung in der Geschichte der Menschheit". Für die bisher umfangreichste Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten von rund 1.000 Messungen der Konzentration und Deposition von Radioaktivität in Japan, den USA und Europa herangezogen. Die für die menschliche Gesundheit besonders gefährliche Freisetzung von radioaktivem Cäsium-137 in den Monaten März und April belief sich der Studie zufolge auf 36 Peta-Becquerel. Obwohl diese Menge nur rund 2% des Inventars der Fukushima-Reaktoren 1-3 und des Abklingbeckens von Block 4 entsprach, betrug damit die Freisetzung in diesem Zeitraum gut 40% der geschätzten Freisetzung durch Tschernobyl. Aufgrund der meteorologischen Bedingungen (vorherrschende Westwinde, begrenzte Niederschläge) gingen der Studie zufolge 20% dieser Cäsium-137-Emissionen über Japan nieder, während 80% über dem Pazifischen Ozean deponiert wurden. Bislang unterschätzt wurden der Studie zufolge die massiven Cäsium-Freisetzungen früh am 12. März während der ersten Wasserstoffexplosion in Reaktorblock 1. Ausgerechnet am 14. und am 15. März während der höchsten Cäsium-137-Freisetzungen seien große östliche Gebiete der japanischen Hauptinsel Honshu belastet worden. Unerwartet hohe Cäsium-137-Emissionen habe es zudem zwischen dem 16. und dem 19. März gegeben, die dann offenbar mit beginnender Kühlung des Abklingbeckens von Block 4 deutlich zurückgingen. Glück im Unglück hatte zunächst der Großraum Tokyo mit seinen rund 36 Millionen Einwohnern: Als die dichteste "radioaktive Wolke" am 15. März über die Hauptstadt hinweg zog, regnete es nicht. Allerdings: Zwischen dem 20. und 22. März zog erneut Radioaktivität über noch größere Gebiete der japanischen Hauptinsel, von Gebieten nördlich des Atomkraftwerks bis Osaka im Süden. Starke Niederschläge sorgten dafür, dass praktisch das gesamte Cäsium-137 aus der Atmosphäre ausgewaschen wurde. Es kam zu einer nennenswerten Cäsium-Belastung großer Gebiete Japans einschließlich Tokyos. Wie dramatisch diese Tage waren, machte Ex-Premier Naoto Kan unlängst deutlich: Seine Regierung habe nach dem Erdbeben durchaus über eine Evakuierung der Einwohner Tokyos nachgedacht. Das hätte bedeutet, dass Tokyo zur Sperrzone geworden wäre. In dem Moment, so Kan, habe er daran gezweifelt, dass Japan als Staat weiterfunktionieren könne. Quelle: IPPNW - Pressemitteilung vom 25.10.2011. Veröffentlicht amArtikel ausdruckenWeitere Artikel auf der Lebenshaus-WebSite zum Thema bzw. von |
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